Pech und Schwefel (German Edition)
wusste, dass dies nicht die einzige Tür war, hätte sie im geschlossenen Zustand wahrscheinlich nie gefunden. Denn zur linken Seite gab es noch eine Tür, die sich äußerlich nicht von der Wand unterschied. Ein Magier hatte sie für viele Edelsteine mit einem ganz speziellen Zauber belegt.
In dem Raum dahinter geschahen manchmal grausige Dinge. Aber hier bewahrte der Bordellbesitzer aber auch Waffen auf.
Endis trat vor Alori ein und sah sich kurz um. Der Raum maß in Länge und Breite fast zehn Meter. Waffenständer und Schränke schmückten die Wände. Doch an der einen Wand prangten fein säuberlich aufgereiht verschiedene Peitschen, Zangen, Messer und weitere Folterinstrumente. Daneben befand sich ein Kohlebecken, in dem bereits ein kleines Feuer aufloderte. In der Mitte seiner privaten Folterkammer hingen zwei eiserne Handschellen von der Decke herab. Caladur war darin zur Hilflosigkeit verdammt.
Rhyn und die anderen hatten ihm schon eine Kostprobe dessen gegeben, was ihn in Kürze erwarten würde. Im Fackelschein erkannte Endis zwei deutlich geschwollene Augen und eine blutige Wunde an der Schläfe. Der Mund war durch einen Knebel verschlossen. Er trug nur noch seine Lederhose und sein ganzer Körper war mit blauen Flecken und Prellungen übersäht.
Hämisch grinsend machte Endis einen Schritt auf seinen Gefangenen zu. »So schnell sieht man sich wieder. Ich hoffe, du wirst heute meine Gastfreundlichkeit zu schätzen wissen. Und keine Sorge, ich verlange dieses Mal keinen einzigen Edelstein von dir. Heute ist alles kostenlos.«
Caladur öffnete langsam die Augen. Er stöhnte, ansonsten blieb er ganz ruhig.
Diese Reaktion machte Alori wütender, als sie es schon war. Sie stellte sich neben Endis, die Hände in die Hüften gestemmt, und funkelte den abtrünnigen Raukarii hasserfüllt an. »Damit hast du wohl nicht gerechnet«, sagte sie kalt. »Du bist ein Drecksschwein. Dein Vater war eine Made, die ihr Leben in der Scheiße ausgehaucht hat. Und weißt du auch warum? Weil ein Mensch ihn unter seinen Fußsohlen zerquetscht hat.«
Bei den letzten Worten war sie sich Endis’ amüsiertes Schmunzeln sicher. Doch sie war noch lange nicht fertig. Sie hatte nicht einmal angefangen. Ihr Zorn auf Caladur wuchs in ungeahnte Höhen und sie musste sich selbst zusammenreißen, damit sie ihm nicht auf der Stelle ein Messer ins Herz rammte. Caladur sollte leiden. Leiden wie Clay gelitten hatte. Er sollte langsam verbluten, so wie er Ronor sterbend zurückgelassen hatte.
Alori entfernte den Knebel und spuckte ihm mitten ins Gesicht.
Das brachte plötzlich Leben zurück in Caladurs Körper. Er hob den Kopf und in seinen bernsteinfarbenen Augen wallte der Abscheu auf.
»Widerliches Biest!«, presste er durch zusammengebissenen Zähnen heraus. »Es war sicherlich deine Idee, mich hierher verschleppen zu lassen, widerspenstige Hure!«
»Nein. Die Lorbeeren gehören Senon und mir«, mischte sich Endis ein. » Aber ich übergebe dich sehr gerne in Aloris Obhut. Sie hat noch eine Rechnung mit dir offen.« Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Raum.
»Du bist ein Narr!«, rief ihm Caladur hinterher.
»Schweig, du Schwein!« Alori verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
Ungewohnt für Caladur, schwieg er tatsächlich. Alori deutete dies als gutes Zeichen und spürte, wie immer mehr der Hass von ihr Besitz ergriff. Schließlich näherte sie sich den verschiedenen Folterinstrumenten und griff nach der Dornenpeitsche. In ihrer zierlichen Hand wirkte der Ledergriff fehl am Platz, aber er fühlte sich für sie genau richtig an. Und dann holte sie ohne Vorwarnung aus.
Schwer atmend und selbst von Kopf bis Fuß mit Blutflecken besudelt, war für Alori endlich der Zeitpunkt ihrer vollkommenen Rache gekommen. Ihr Opfer war überall mit tiefen Schnitten, Kratzern und Striemen übersät. Caladur war nur noch ein entstelltes Abbild seiner Selbst. Inzwischen hatte sich auch Endis in Begleitung von Rhyn wieder in den Folterkeller gewagt. Interessiert beobachteten sie ihr Tun. Doch für Alori existierten die beiden nicht. Sie hatte nur Augen und Ohren für den Mann, der ihr bisher so viel Unglück im Leben bereitet hatte.
Mit blutverschmierten Händen griff sie nach Caladurs Kinn und hielt es eisern fest. Dabei gruben sich ihre Fingernägel in seine Haut. Sie zwang den Raukarii sie anzuschauen. Schließlich ließ sie die Klinge des Dolches aufblitzen und fuhr damit über seinen entblößten Bauch, wobei
Weitere Kostenlose Bücher