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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Clark
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sie ihm aber keine lebensgefährliche Schnittwunde zufügte. Das Finale hob sie sich für eine andere Körperstelle auf.
    »Was … was«, murmelte er kaum noch hörbar. Sein ohnehin schmerzverzerrtes und blau geschlagenes Gesicht nahm einen entsetzten Ausdruck an, als den scharfen Dolch weiter nach unten wanderte. »Nein … was … «
    In diesem Augenblick schrie er markerschütternd auf, danach folgte ein dumpfes Geräusch. Etwas fiel klatschend in die Blutlache unter ihm. Alori schleuderte den Dolch davon und drehte sich mit einem Ausdruck von Genugtuung und Erschöpfung um. Sie kehrte Caladur für immer den Rücken zu.
    »Lasst ihn verbluten und werft ihn später den Schweinen zum Fraß vor«, sagte Alori. Der Schweiß perlte von ihrer Stirn, ihre Arme waren voller Blut, ebenso ihr hellblaues Seidenkleid. Sie war plötzlich so unglaublich müde. Der Geruch des Blutes stieg ihr in die Nase und sie verspürte auf einmal eine leichte Übelkeit. Sie musste hier raus. Sie brauchte dringend frische Luft und ein heißes Bad.
    »Er wird niemanden mehr foltern«, flüsterte sie im Vorbeigehen Endis zu und lief auf die Stufen zu.
    Endis und Rhyn blieben alleine zurück und starrten mit fassungslosen und gleichzeitig befriedigten Mienen auf die Gestalt, die einmal Caladur gewesen war.
    »Du hast sie gehört. Lass ihn verbluten. Danach schaff mir den Leichnam weg. Egal wohin, nur weg.«
    »Ja« Rhyn nickte.
     
    Nachdem Alori gebadet und umgezogen war – und diese kurze Zeit mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen alleine verbrachte – kehrte sie zu den wartenden Zwillingsbrüdern zurück. Ronor saß im Bett und aß eine heiße Brühe, Nomarac half ihm dabei. Doch als die beiden sie eintreten sahen, erschraken sie.
    »Du hast geweint«, sagte Nomarac und stellte den Teller mit der Brühe zur Seite.
    »Was ist passiert?«, fragte Ronor mit schwacher Stimme.
    »Alles wird gut. Niemand muss sich jetzt noch fürchten«, sprach sie ohne die Brüder anzusehen und nahm auf dem Bettrand Platz. Ihr Blick war auf ihre gefalteten Hände in ihrem Schoß gerichtet. Obwohl sie sich innerlich befreit fühlte, hatte sie auch einen Menschen nicht nur gefoltert, sondern auch umgebracht.
    »Heißt das, ihr habt Caladur gefunden?«, erkundigte sich Nomarac und drückte ganz fest die Hand seines Bruders, der schon bei der Nennung des Namens zusammenzuckte.
    Alori biss sich auf die Unterlippe und nickte kaum merklich. »Er wird niemanden mehr etwas tun.«
    Die Zwillinge keuchten auf, denn nun verstanden sie ihre Worte. Danach herrschte für lange Minuten beklemmende Stille.
    Ronor wollte und konnte es kaum glauben. Der Raukarii – der, der ihm fast das Leben genommen hätte – war nicht mehr da. Der Albtraum war zu Ende, nur er fühlte sich dadurch nicht besser. Immer wenn er die Augen schloss, sah Caladur dämonisch lachend auf ihn herab. Er konnte noch immer jeden Faustschlag, jede noch so kleinste Berührung seines scharfen Messers auf der Haut spüren, die rauen Hände, die sich um seinen Hals legten.
    »Du … du meinst … er …«, stotterte Ronor und brach ab, als sich ein merkwürdiges Gefühl in seinen Eingeweiden einnistete. Für einen Moment glaubte er, es wollte ihn verschlingen. Er drückte die Hand seines Bruders noch fester.
    »Hat Endis ihn getötet?«, fragte Nomarac. Bisher hatte er auf seinen Streifzügen mit Rhyn einiges erlebt, aber noch nie mit eigenen Augen, wie ein Raukarii einen anderen umgebracht hatte.
    Alori schwieg, doch sie hob den Kopf und blickte den Zwillingen direkt in die Augen.
    »Du warst mit Endis im Folterkeller.« Nomarac überrumpelte sie mit dieser Aussage.
    »Wer hat das gesagt?«
    »Bedra. Osir. Pian.« Er schluckte. »Ich habe Endis draußen im Hof gesehen … ohne dich.«
    »Ja, ich war im Folterkeller«, gestand sie schließlich und ballte die Hände. »Wenn ihr mich verurteilen wollt, dann tut das. Doch ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich habe getan, was ich tun musste … was schon längst hätte sein sollen. Nichts anderes hat er verdient.«
    »Niemand verurteilt dich«, antwortete Nomarac und lächelte sie an. »Niemand denkt falsch über dich. Im Gegenteil. Ronor und ich sind froh, dass dieses Schwein nicht mehr lebt. Wenn du und Endis es nicht getan hättet, ich hätte es getan.«
    Wiederholt breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus. Nomarac stand auf, umrundete das Bett und stellte sich neben Alori. Er nahm ihre Hand in die eine, die seines Bruders in die andere. Beide sahen sich

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