Pech und Schwefel (German Edition)
bist du? Was habt ihr mit meinem Bruder gemacht?«
Er lauschte in die Nacht hinein, aber eine Antwort blieb aus.
»Verdammt! Ronor, wo bist du?«
Mit aufsteigender Panik wurde Nomarac sich immer mehr bewusst, dass die Raukarii ihn bewusstlos geschlagen und seinen Bruder entführt hatten. Zitternd drehten sich seine Gedanken im Kreis und er konnte einfach nicht glauben, dass Cuphir, Myrem und Charan sie überfallen hatten. Und schon wieder hatte er versagt. Nomarac hatte seinem Bruder versprochen auf ihn aufzupassen. Er hatte ihm versprochen, dass ihm nie wieder etwas passieren würde. Und nun war er verschwunden und er wusste nicht, wo er war, ob er verletzt war oder gar tot.
Verzweifelt irrte er durch den dunklen Hinterhof, ließ dabei seinen Tränen freien Lauf und rief immer wieder Ronors Namen. Niemand antwortete ihm. Entmutigt setzte er sich auf den kalten Boden, zog die Beine an und bettete sein Gesicht auf den Knien. Langsam, Stück für Stück, ließ er den Tag Revue passieren und dachte fieberhaft nach, was Cuphir alles gesagt und getan hatte. Möglicherweise hatte er ihm beiläufig einen Hinweis geliefert, was seine wirklichen Absichten gewesen waren. Denn irgendwo musste er ja anfangen, bevor er sich heillos auf die Suche nach Ronor machte. Wenn er eines von Rhyn und Endis gelernt hatte, dann, dass niemand etwas ohne Grund tat.
Raub stand außer Frage. Wer würde schon zwei mittelose junge Raukarii bestehlen?
Vielleicht hatten sie es auch gar nicht auf seinen Bruder und ihn abgesehen, sondern auf Denril? Doch diesen Gedanken verwarf Nomarac gleich wieder. Dann hätte sie Ronor nicht mitgenommen. Weitere Wenn und Aber geisterten durch seinen Kopf, als er plötzlich eine Idee hatte.
»Es sei denn …«, murmelte Nomarac vor sich hin, »sie kennen uns, nur wir sie nicht.«
Das ergab für ihn am meisten Sinn. Doch dann blieb immer noch die Frage zu klären, woher sie Ronor und ihn kannten. Womöglich hatten sie sie beobachtet, oder sie kannten sie noch von der Zeit bei Endis Teptur. Aber egal wie er die Sache auch drehte und wendete, die Antwort konnten ihm nur die Raukarii liefern. Das bedeutete, wenn er die Männer fand, dann würde er wahrscheinlich auch Ronor finden.
»Nur wo fange ich an?«, schluchzte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Plötzlich tat er etwas, was er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Nomarac blickte in den sternenklaren Nachthimmel und richtete stumm ein Gebet an den Feuergott Zevenaar.
Fürst des Feuers … ich flehe dich an. Zevenaar erhöre mich und hilf mir, meinen Bruder zu finden. Was hat er getan, um von den drei verlogenen Mistkerlen entführt zu werden? Er ist jetzt hier irgendwo und ich muss ihn finden. Bitte, gib mir ein Zeichen. Ich muss meinen Bruder finden.
Nachdem Nomarac geendet hatte, wartete er mehrere Minuten auf ein Zeichen, aber nichts geschah. Weder das silberne Mondlicht brach durch die Wolkendecke hindurch, noch spürte er ein inneres Feuer in sich auflodern, das ihn zu seinem Bruder leitete. Nicht einmal eine hilfreiche Idee kam ihm in den Sinn. Am liebsten hätte er den Feuergott auf der Stelle verflucht.
Aber er wusste ebenso gut, dass kein Raukarii Zevenaar ungestraft verwünschte. Nicht, wenn einem selbst das eigene Leben lieb war. Vielleicht wollte der Feuergott ihn auch nur testen. Seine Loyalität prüfen. Möglicherweise war die ganze Entführung ein Test.
Frustriert seufzte Nomarac und schüttelte betrübt den Kopf. Schließlich lief er hinaus auf die Straße, die verlassen vor ihm dalag. Erneut wollte ihn die Panik beschleichen, aber er durfte es nicht zulassen. So sehr es ihn schmerzte, es gab tausende Orte in der Stadt, wo Ronor sein konnte. Also musste er sich Ziele setzten und eines nach dem anderen absuchen. Ob es ihm gefiel oder nicht.
»Ronor, ich finde dich. Mit oder ohne Zevenaars Hilfe«, sagte er laut zu sich und schlug die erste Richtung ein, die ihm in den Sinn kam. Der Marktplatz. Dort befand sich auch der Sklavenmarkt. Wer wusste es schon, vielleicht hatten sie vor mit seinem Bruder gute Edelsteine zu verdienen.
Nomarac kam zuerst am Tempelgelände vorbei. Eine kühle Brise brachte die Blätter der Bäume zum Rascheln und sein Blick wanderte nach oben. Fast hätte er geglaubt, dort oben Ronor zu sehen, doch es war nur ein aufgeschrecktes Eichhörnchen, das von Ast zu Ast huschte und in einem kleinen Loch im Baumstamm verschwand. Seufzend sah er zum Zevenaartempel hinüber.
Die schwarze
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