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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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darauf bestanden, mich aus seinen Geschäften so gut es ging herauszuhalten.«
    »Arbeiteten Sie in der gleichen Abteilung?«
    »Nein, nein, ich bin nicht im Investmentbanking tätig. Mein Job ist viel langweiliger. Ich kümmere mich um das Kreditwesen für die sogenannten Kleinkunden. Dazu gehören vor allem Konsumentenkredite, natürlich aber auch die Verwaltung der Dispositionskredite unserer Kunden.«
    »Konsumentenkredite?«, zeigte Lenz sich ein wenig überfordert.
    »Ach, das ist einfach der bankinterne Sprachgebrauch für ganz normale Ratenkredite. Also wenn sich zum Beispiel ein Kunde einen neuen Wagen kaufen möchte, das Geld dafür aber nicht flüssig hat. Das kann aber auch jede andere Anschaffung sein.«
    Die Bankmitarbeiterin zuckte mit den Schultern.
    »Sie würden nicht glauben, für was die Menschen heutzutage alles einen Kredit aufnehmen.«
    »Ein Haus oder eine Wohnung?«
    »Das kommt bei uns nicht vor, weil wir keine Immobilien finanzieren.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    »Sie dürfen es nicht weitersagen, aber der Grund dafür ist einzig und allein, dass man damit kein Geld verdienen kann. Die Marge in diesem Bereich ist einfach nicht so gut.«
    »Aber wenn ich es richtig verstehe, hat die Nordhessenbank auch ganz normale Kunden, die dort ihr Girokonto haben?«
    »Natürlich. Das sogenannte Brot-und-Butter-Geschäft bringt, obwohl viele andere Institute es gar nicht mehr wollen, noch immer viel Geld ein. Und mit dem Renommee der Nordhessenbank lassen sich ziemlich hohe Posten und Spesen durchsetzen. Jede Sparkasse würde vielen unserer Kunden ein viel günstigeres Paket offerieren, aber die Leute sind halt eitel und sehen es gern, wenn auf der Kreditkarte unsere Bank als ausgebendes Institut vermerkt ist. Das rührt noch aus den Zeiten her, als Privatbanken einen wirklich seriösen und respektierten Ruf am Markt hatten.«
    »Und das ist heute nicht mehr so?«
    »Ganz und gar nicht. Obwohl jedes dieser Institute zwar viel Geld dafür aufwendet, um genau dieses Image auszustrahlen, sind diese Zeiten definitiv vorbei.«
    Sie blickte auf, weil Hain wieder in die Küche trat, und wischte sich erneut die Augen.
    »Alles klar«, gab er kurz an seinen Boss weiter. »Die Jungs sind in einer halben Stunde hier.«
    »Gut«, murmelte Lenz, der noch immer damit beschäftigt war, was Simone Wiesmann ihm erzählt hatte.
    »Kennen Sie die Kollegen von Herrn Yildirim?«, wollte er von ihr wissen.
    »Mit ein paar von denen habe ich früher mal zusammengearbeitet, bis sie ins Investmentbanking gewechselt sind.«
    Sie dachte ein paar Sekunden nach.
    »Aber das stimmt eigentlich auch nicht mehr, weil die meisten von denen schon längst weg sind. Investment ist halt ein Bereich, der viele Mitarbeiter in kurzer Zeit verschleißt.«
    »Das heißt, diese Mitarbeiter haben den Arbeitgeber gewechselt.«
    Wieder sinnierte sie eine Weile.
    »Manche ja. Die meisten allerdings sind weg vom Banking. Diese Tretmühle hält man einfach nicht ewig durch.«
    »Sagt Ihnen der Name Specht etwas? Markus Specht?«
    Simone Wiesmann griff in ihre Handtasche, nestelte ein neues Papiertaschentuch daraus hervor, und schüttelte dabei den Kopf.
    »Ich kenne ihn nicht persönlich, sondern nur aus den Erzählungen von Nasif. Der ist nicht besonders gut auf ihn zu sprechen gewesen und hat sich immer wieder über ihn ausgelassen. Wie er es dargestellt hat, muss Specht ein echter Vollidiot sein.«
    »Also würden Sie sagen, dass Nasif Yildirim und Markus Specht nicht gerade eine innige Freundschaft verbunden hat?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Nasif hat immer wieder durchblicken lassen, dass er diesen Specht am liebsten auf den Mond schießen würde.«
    Die Frau hob den Kopf und sah von einem Polizisten zum anderen.
    »Aber Sie wollen doch mit Ihrer Frage nicht darauf hinaus, dass Markus Specht vielleicht etwas mit Nasifs Tod zu tun haben könnte?«
    »Nein, das will ich nicht«, widersprach Lenz vorsichtig. »Es ist leider vielmehr so, dass nicht nur Ihr Freund im Unfallwagen saß, sondern auch Markus Specht, und auch er ist bei dem Zusammenstoß ums Leben gekommen.«
    »Markus Specht und Nasif in einem Auto? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, Herr Kommissar. Er hat ihn abgrundtief gehasst, da bin ich mir ganz sicher.«
    Lenz und Hain tauschten einen kurzen Blick aus.
    »Wann haben Sie Ihren Freund zum letzten Mal gesehen?«, wollte der Oberkommissar wissen.
    »Gestern Nachmittag nach der Arbeit. Er wollte zu seiner

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