Pechstraehne
werden wollen.«
»Sie wollen damit aber nicht ausdrücken, dass Sie mir überhaupt nichts zahlen wollen?«
»Doch, genau das will ich. Sie bekommen für diese stümperhafte Arbeit von mir keinen Cent. Und Sie können froh sein, dass wir Sie nicht in Regress nehmen für die ekelhafte Scheiße, die Sie da angezettelt haben.«
Wachters wütendes Herauspressen der Atemluft war vermutlich bis zum anderen Ende der Leitung zu hören. Dann jedoch hatte er sich wieder im Griff.
»Etwas in dieser Art sollten Sie besser nicht einmal denken, Herr Eisenberg. Wenn Sie Weihnachten noch mit Ihrer Familie am Baum stehen und Lieder singen wollen, sollten Sie so etwas wirklich nicht versuchen.«
»Oh, Sie wollen mir drohen! Versucht jetzt nicht, der Schwanz mit dem Hund zu wedeln?«
»Die Einschätzung dazu überlasse ich Ihnen«, erwiderte Wachter kühl. »Und wenn Sie der Meinung sind, dass unsere Geschäftsbeziehung auf diese Weise enden soll, dann kann ich es leider nicht ändern. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Sache dann für Sie leider nicht gut ausgehen wird. Ziehen Sie das besser bei allem, was Sie tun, ins Kalkül. Und richten Sie Ihrem Auftraggeber aus, dass er im gleichen Maß davon betroffen sein wird.«
»Sie wollen es also wirklich auf die harte Tour«, gab Eisenberg unbeeindruckt zurück. »Nun, wir werden Sie daran sicher nicht hindern.«
Damit knackte es in der Leitung, und das Gespräch war beendet.
Drecksack , murmelte Norman Wachter, ließ sich leise stöhnend in seinen Stuhl zurücksinken, und drückte auf den roten Knopf am Telefon.
Er hatte es tatsächlich verkackt. Zum ersten Mal in seinem Leben als Problemlöser für andere Menschen hatte er einen Auftrag wirklich in den Sand gesetzt.
Bis knapp vor dem Augenblick des Zusammenpralls hatte alles wie bei den Malen zuvor ausgesehen. Sein Helfer, von dem die beiden Männer im BMW-Cabriolet schon seit ihrer Abfahrt in Kassel observiert worden waren, hatte ihm absolut erstklassige Anweisungen gegeben, daran hatte es nicht gelegen. Er selbst war unpräzise gewesen, hatte im letzten Augenblick das Lenkrad um ein paar Grad verrissen, weil er die Geschwindigkeit des entgegenkommenden Wagens nicht richtig eingeschätzt hatte. Allein deshalb war der ganze Rest in die Hose gegangen und er hatte sich bei der Aktion verletzt. Dass, völlig unüblich für diese Uhrzeit, ein paar Sekunden nach dem Zusammenstoß ein anderer Wagen auftauchen würde, war nicht vorhersehbar gewesen. Trotzdem hatte er überstürzt den Unfallort verlassen und die Polsterung des LKW-Innenraumes zurücklassen müssen.
Wieder zog eine Schmerzwelle die Lendenwirbel hinauf und streute in die Halsgegend aus.
Zunächst, nachdem er in den bereitstehenden Wagen seines Helfers gesprungen war, hatte er befürchtet, sich einen ernsthaften Schaden an der Wirbelsäule zugezogen zu haben. Das wenigstens schien sich, zumindest nach dem jetzigen Stand, nicht zu bewahrheiten. Und doch hatte Norman Wachter zum ersten Mal in seinem Leben echte Panik erlebt. Panik, dass er einen bleibenden Schaden davongetragen haben könnte.
Wachter griff zu seinem auf dem Tisch liegenden Telefon und wählte eine Nummer.
»Hier ist Bernd Vollmann«, meldete er sich. »Ich bräuchte dringend einen Termin bei Dr. Schullenburg.«
Die Sprechstundenhilfe am anderen Ende klapperte auf einer Tastatur herum, bevor sie antwortete.
»Vor morgen früh kann ich leider gar nichts für Sie tun, Herr Vollmann. Aber es ginge, wenn das bei Ihnen passt, ganz früh.«
»Was bedeutet ganz früh?«, wollte Wachter wissen.
»Sie können gern um acht Uhr hier sein, dann sind Sie gleich als zweiter oder dritter Patient dran.«
»Dann machen wir es so. Ich bin spätestens um fünf Minuten vor acht bei Ihnen.«
»Gern. Bis dahin.«
»Ja, und vielen Dank, dass es so schnell geklappt hat.«
»Dafür nicht.«
Das Telefon landete wieder auf dem Tisch, während Wachter einen Blick auf den tief unter seinem im 28. Stock liegenden Apartment träge dahinfließenden Main warf.
Ich bin so verdammt müde.
*
Drei Stunden später betraten zwei in teuer aussehenden Anzügen steckende Männer mit Aktentaschen in den Händen das als Eurotheum bekannte Hochhaus in der Frankfurter Innenstadt und traten auf einen der Fahrstühle zu. Der Reisegruppe aus Japan, die von einem Umtrunk aus der Bar im 22. Stock kam und sich schrill lachend vor ihnen aus dem Lift drängte, waren sie noch nicht einmal aufgefallen. Und jeder unbeteiligte Beobachter
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