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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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bekannt?«
    »Hab schon von ihm gehört«, erwidere ich und gebe mich möglichst gleichgültig. »Alter Chinese. Hat gute Verbindungen. Ist so was wie der heimliche Herrscher über Chinatown.«
    »So kann man das auch ausdrücken«, sagt Barry.
    »Unseren Quellen zufolge«, schaltet sich nun die Asiatin ein, »kauft Tommy so viel Glück, wie er kriegen kann, und verwendet es für sich selbst. Das macht es für uns mittlerweile nahezu unmöglich, ihn bei etwas Illegalem auf frischer Tat zu ertappen oder auch nur Beweise zu finden, mit deren Hilfe wir ihn für seine windigen Geldgeschäfte und Schutzgelderpressungen drankriegen könnten.«
    »Oder für Mord«, ergänzt Barry. »Und da wir offenbar keinen von Tommys Leuten manipulieren können, kam uns der Gedanke, dass der beste Weg zu ihm vermutlich über einen Glückswilderer führt. Also haben wir uns einen dieser Glücksjunkies geschnappt und ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.«
    »Meine Zehn-Uhr-Verabredung im Starbucks.«
    »Bingo«, sagt Barry. »Wobei wir schon seit einigen Monaten nach Ihnen suchen. Seit dem Abstieg von Gordon Knight, genau genommen.«
    Ich tue ihm nicht den Gefallen, darauf zu reagieren. Obwohl ich mich plötzlich frage, ob Tuesday Knight mehr über das Abhandenkommen des Glücks ihres Vaters weiß, als sie zugibt.
    »Als es mit der Popularität des Bürgermeisters abwärtsging, dachten wir uns schon, dass wir in San Francisco gute Chancen hätten, einen Wilderer zu finden«, fährt Barry fort und breitet seine Arme in bester TV-Showmaster-Mentalität aus. »Und jetzt sind Sie hier.«
    »Da kann ich mich ja glücklich schätzen.«
    »Kommt drauf an«, entgegnet Barry.
    »Worauf?«
    Barry grinst. »Wenn ich das richtig sehe, gibt es eine einzige Möglichkeit, um Tommy zu schnappen: Wir müssen sein angesammeltes Glück neutralisieren. Und das gelingt uns nur mit einer ordentlichen Dosis Pech.«
    Mit Pech ist es so, dass wirklich alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Die Bandbreite reicht von Erkrankungen, Bankrotten, Scheidungen und Haarausfall über Impotenz, Zeugungsunfähigkeit, Autounfällen und Haiangriffen bis zu gestrichenen Flügen, Termiten, Überflutungen und Herpesbefall.
    Und all das passiert einem schon mit dem ganz normalen Pech. Bei hochkarätigem Pech hingegen rechnet man am besten mit dem Schlimmsten: Man stelle sich das Schrecklichste vor, das einem nur geschehen kann und einen an den Rand des Todes bringt – und dann übergießt man das Ganze mit Benzin und zündet es an. Schon die kleinste Spur von dem Zeug ist hartnäckiger als eine schlimme Infektion. Es fegt einen für Monate von den Füßen, mit den Geschäften geht es den Bach runter, und selbst Lucky-Charms-Frühstücksflocken werden plötzlich zu einer Delikatesse.
    »Also gut. Warum brauchen Sie dazu mich?«
    »Um Tommy Wong das Pech zu liefern«, erklärt Barry.
    Ich schüttle den Kopf. »Ich wildere kein Pech. Ist nicht mein Ding.«
    »Aber die Dinge haben sich geändert, Mr. Monday. Sie spielen jetzt nach unseren Regeln.«
    »Mag sein. Trotzdem gibt es nichts, mit dem Sie mich dazu bringen können, Pech zu stehlen.«
    »Nein«, sagt Barry und dreht den Laptop zu mir um. »Aber wir können ihr etwas antun.«
    Auf dem Monitor ist das Foto einer Frau zu sehen, die aus dem Starbucks an der Union kommt. Der einzigen anderen Person in San Francisco, die Glück wildern kann.
    Das Bild von Amanda Hennings. Von Mandy. Meiner Schwester.
    Scheiße.
    »Zu Ihrem Glück«, fügt Barry hinzu, »ist der schmutzigere Teil der Arbeit schon erledigt.«
    Neben mir zieht die Asiatin einen Metallkasten von der Größe eines Taschenbuches heraus. Eher wie ein kürzerer Roman von Elmore Leonard oder Sue Grafton, nicht wie ein Wälzer von James Michener. Sie öffnet den Kasten und zeigt mir eine Phiole aus Edelstahl, die in einem Schaumstoffbett liegt.
    »Zwei Unzen hochkarätiges Pech«, sagt sie, schließt den Behälter und reicht ihn mir.
    Ich nehme ihn mit spitzen Fingern entgegen und halte ihn wie eine randvolle Windel vor mich. »Und was soll ich damit machen? Einfach zu ihm gehen und ihm alles Gute zum Geburtstag wünschen?«
    »Seit kurzer Zeit stellt Tommy Glückswilderer außerhalb des Staates ein, um seine Glücksquellensuche auszuweiten«, erzählt Barry. »Er bezahlt Spitzenpreise für gestohlenes und an ihn geliefertes Glück. Unserer Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis er auch Sie kontaktiert.«
    Barry sollte an seinen Zeitangaben

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