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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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der Junge um den Brunnen läuft und an den beiden halb entblößten Schwulen und der Frau mittleren Alters mit dem Taschenbuch vorbeirennt.
    Jetzt dreht der alte Mann seine Hüften.
    Jetzt schiebt er sein Becken vor und zurück.
    Jetzt macht er Gesten, die aussehen wie Trockenübungen fürs Masturbieren.
    Es scheint niemanden sonst im Park zu stören. Nicht mal die Mutter des kleinen Jungen. Vielleicht kommt der alte Mann ja jeden Tag hierher, macht genau dasselbe und gehört gewissermaßen zur Einrichtung. Trotzdem irgendwie gruselig. Ziemlich seltsam, dieses Tai-Chi.
    Zu meiner Linken nähert sich eine junge Chinesin in einem blauen Bikinioberteil und mit abgeschnittenen Jeansshorts. Sie breitet ihr Handtuch im Gras aus und dehnt sich so ausgiebig, dass kaum zu übersehen ist, dass sie nicht das dazu passende Bikinihöschen trägt. Kurz erwäge ich, mich ihr vorzustellen, aber dann lasse ich es. Das bringt mich der Lösung meines Problems mit Tommy Wong und der Lieferung schließlich keinen Schritt näher. Auf der anderen Seite: Schaden kann es auch nicht, wenn ich ein wenig Sonnenmilch auf ihrem Rücken verteilen würde.
    Als ich nach meinem Rucksack greifen will, stelle ich fest, dass der alte Asiate plötzlich neben mir auf der Bank sitzt.
    »Schöner Tag heute«, sagt er.
    Ich nicke. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie er es so schnell geschafft hat, sich unbemerkt zu nähern und sich neben mich zu setzen, aber ich finde es befremdlich. Außerdem sitzt er wirklich direkt neben mir. Keinerlei Pufferzone.
    »Kennen wir uns?«, frage ich.
    Wenn jemand mir so nah kommt, vermute ich, dass ich ihn schon mal getroffen habe. Oder verärgert. Oder mit dem Pech angezogen, das Barry Manilow mir gegeben hat.
    Der Asiate legt eine Hand auf meine Schulter. »Nicht offiziell.«
    Ich verspüre ein merkwürdiges Kribbeln in der Schulter, aber weiter fällt mir nichts auf, das nicht stimmen könnte – bis ich versuche, zu antworten. Und feststellen muss, dass meine Lippen taub sind und mindestens tausend Pfund wiegen.
    »Blllbb«, sage ich.
    Der alte Asiate greift zu seinem Handy, ruft Hilfe und erzählt irgendwas von einem Notfall. Am Rande meines schwindenden Sichtfeldes erkenne ich Leute, die mich anstarren und mir ihre Hilfe anbieten. Mit einem Mal bin ich umzingelt von nackten Muskeln und mit Bikinis verhüllten Brüsten.
    »Blllbb«, sage ich wieder.
    Ich höre, wie sich die Sirene eines Krankenwagens nähert. Dann fühlt es sich an, als würde ich über meinem Körper schweben, hoch oben im Kosmos.
    Die Erde dreht sich um ihre Achse, die Planeten umkreisen die Sonne, und das Universum dehnt sich ins Unendliche aus, während ich in ein schwarzes Loch hineingesogen werde.

Kapitel 10
    A ls ich aufwache, liege ich in einem Raum von der Größe einer Umkleidekabine für Gnome auf dem nackten Fußboden. Fenster gibt es keine, Möbel auch nicht. Nur eine Flasche Wasser steht auf dem Holzboden unter einer Reihe von Neonröhren, deren Licht mir in den Augen brennt und mir das Hirn grillt. Mir dröhnt der Kopf, und mein Mund fühlt sich an wie ein Kasten mit benutzter Katzenstreu.
    Von der verklumpenden Sorte.
    Ich schließe die Augen, rolle mich auf Hände und Knie und angle nach der Flasche. Als ich sie schließlich zu fassen kriege, schraube ich den Deckel ab und habe bereits die Hälfte getrunken, ehe mir auch nur der Gedanke kommt, darüber nachzudenken, ob das Wasser vergiftet sein könnte.
    Na ja. Jetzt ist es ohnehin zu spät.
    Als ich den letzten Rest aus der Flasche trinke, lassen die Kopfschmerzen langsam nach, und mein Mund fühlt sich etwas weniger nach Katzenklo an. Dann inspiziere ich den Raum, in den es mich verschlagen hat, frage mich, wo ich bin, ob ich mich noch in San Francisco befinde und vor allem, wie ich hier wieder herauskommen soll. Die naheliegendste Möglichkeit ist die Tür, hinter der ich Männerstimmen höre. Ich verstehe kein Wort. Klingt irgendwie nach Kantonesisch.
    Neben der Tür ist ein Lichtschalter an der Wand, und ich vermute, dass sie abgeschlossen ist. Also die Tür, nicht die Wand. Wobei mich beides nicht überraschen würde. Aber ich irre mich: Als ich den Knauf drehe, öffnet sich die Tür, und ich trete in einen fast leeren Raum mit Hartholzboden, jeder Menge Staub, einem einzelnen Fenster, einem Vorhang vor einer weiteren Türöffnung und einem Tisch, um den vier alte Chinesen sitzen, die Mah-Jongg spielen.
    »Mei«, sagt einer der alten Männer, ohne aufzuschauen. »Hol unserem

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