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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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meines falschen Namens passt. Vielleicht fällt mir ja auch noch etwas ein, wie ich ihm einen falschen Tritt in den Hintern verpassen kann.
    »Tja. Gut zu wissen, dass ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe.«
    Er starrt mich nur an. »Was willst du?«
    Mein letzter Besuch liegt erst ein paar Stunden zurück, aber ich hatte schon vergessen, wie reizend er ist.
    »Ist dein Vater jetzt zu Hause?«
    »Nein. Er ist bei der Arbeit. Er hat eine richtige Arbeit. Im Gegensatz zu anderen Leuten.«
    Ohne dass mir ein guter Grund dafür einfiele, lache ich nervös.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Nichts. Ich musste nur an etwas denken, das mir vorhin passiert ist.«
    »Und was war das?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Du bist schon ein ziemlicher Freak«, meint Jimmy.
    Okay, denke ich. Erst das Schwitzen, dann das Lachen. Zwei klassische Symptome für die Anwesenheit von Reinem Glück. Aber selbst wenn noch ein nervöses Zucken oder ein unerklärlicher Krampf hinzukäme, fehlt mir weiterhin ein deutlicher Beweis dafür, dass Jimmy wirklich Reines Glück in sich trägt. Ich brauche einen sicheren Anhaltspunkt für die Qualität des Glücks, die Jimmy in sich trägt. Und die einzige Möglichkeit, das zu bekommen, ist das Überwinden eines Abstands von derzeit etwa zwei Metern.
    »Wann kommt dein Vater denn nach Hause?«, frage ich und mache einen kleinen Schritt vorwärts.
    Daraufhin schließt Jimmy die Tür zur Hälfte und verschanzt sich dahinter, so dass nur noch sein Kopf herauslugt. »Das geht dich gar nichts an.«
    Ich spüre, dass sich mir die Haare im Nacken aufstellen. Es könnte an ihm liegen. Oder an der allgemeinen Seltsamkeit des Tages, die sich in diesem Moment konzentriert. Aber ich muss kein Hellseher sein, um zu merken, dass Jimmy Saltzman jeden Moment sein Mutter rufen oder die Tür zuschlagen wird.
    Also entschließe ich mich, einfach weiterzumachen. Ich muss alles versuchen, um zu einer besseren Einschätzung zu gelangen, und abwarten, was dann geschieht.
    »Und wo ist deine Mutter?«, erkundige ich mich und komme der Vordertür noch einen Schritt näher. Jetzt bin ich kaum mehr als eine Handbreit von der Schwelle entfernt. »Ist sie zu Hause?«
    »Sie ist beschäftigt«, erwidert er und knallt mir die Tür vor der Nase zu. Aber vorher spüre ich noch etwas, das mir den Atem raubt. Ein derart Reines Glück, wie ich es nie zuvor bei einem Opfer gespürt habe. Von einer Intensität und Qualität, die alles übersteigt, das ich je gestohlen habe.
    Den Heiligen Gral des Glücks.

Kapitel 24
    A m 25. Februar 1999 bekam Virginia Rivero in ihrem Haus im argentinischen Misiones Wehen, und sie lief zur nahegelegenen Straße, um per Anhalter ins Krankenhaus zu fahren. Zwei Männer nahmen sie im Auto mit, doch Riveros Schwangerschaft war bereits so weit fortgeschritten, dass sie auf der Rückbank des Wagens eine Tochter zur Welt brachte. Aber das war noch nicht alles.
    Als sie den Männern sagte, dass sie noch ein zweites Baby bekommen würde, beschleunigte der Fahrer, überholte das voranfahrende Auto und raste dabei frontal in ein anderes Fahrzeug. Rivero und ihre neugeborene Tochter wurden durch die Hintertür des Wagens hinausgeschleudert und erlitten leichte Verletzungen. Mit einem anderen Auto fuhr Rivero weiter zum Krankenhaus und brachte dort einen kleinen Jungen zur Welt.
    Virginia Riveros Tochter hält den Weltrekord als jüngste Überlebende eines Autounfalls.
    Die Chancen stehen gut, dass Riveros Kinder – Tochter wie Sohn – von Glücksdieben aufgespürt und um ihr Glück erleichtert wurden, noch ehe sie zehn Jahre alt waren. Wie es sich anfühlen muss, derart jungfräuliches Glück in seinen Adern zu haben, kann ich mir kaum vorstellen. Die Euphorie und das Gefühl der Macht. Das Wunder absoluter Reinheit.
    Ich denke an meinen Großvater und den Ausdruck, der sich in seine Züge schlich, wenn er von Reinem Glück erzählte. Wie seine Wangen sich röteten, seine Mundwinkel sich hoben und so ein sanftes, wehmütiges Lächeln auf sein Gesicht zauberten. Ganz so, als wäre vor seinem inneren Auge eine besonders schöne Erinnerung vorbeigezogen.
    Auch wenn ich auf dem Rücksitz der Lincoln-Limousine keine Möglichkeit habe, mein Spiegelbild zu betrachten, weiß ich jetzt, was dieser ganz besondere Gesichtsausdruck bedeutet.
    Das Problem dabei ist allerdings, dass ich im Moment außer diesem Gesichtsausdruck weiter nichts habe. Ja, es stimmt: Jimmys Glück zu stehlen könnte mir vielleicht helfen,

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