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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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also davon ausgeht, dass dieser Kerl keinen Bruder, Onkel oder eigenen Imitator hat, ist das wohl der angebliche Glückswilderer, den Bow Wow unten am Orpheum-Theater gesehen hat. Aber es ergibt immer noch keinen Sinn, dass er Glück in Tenderloin wildert.
    Wir landen schließlich in der Küche, die ebenso warm und einladend wie der Rest des Apartments ist. Kein Gewürzregal, keine Obstschale. Und kein Messerset. Wofür ich irgendwie dankbar bin. Keine Mikrowelle, kein Toaster, keine Espressomaschine. Das einzige Küchengerät neben dem Gasherd ist ein normaler Kühlschrank. Vermutlich lagern dort Körperteile oder tote Katzen, überlege ich. Und dann öffnet der Albino die Kühlschranktür.
    Statt Zutaten, Saft und fettfreiem Joghurt stehen im obersten Regal nur mehrere rote Trinkflaschen aus rostfreiem Stahl. In der Tür selbst und im unteren Regal befinden sich mehrere durchsichtige Glasbehälter von verschiedener Größe mit einer Flüssigkeit darin, die so dick und schwarz wie gebrauchtes Motoröl ist.
    Mein Mund wird plötzlich ganz trocken, und mein Herz beginnt so schnell zu hämmern, als ob ich ein dickes, saftiges Kaninchen wäre, das in seinem Nacken die Fänge eines Raubtiers spürt.
    Ich starre in einen Kühlschrank voller Pech.
    Und jetzt verstehe ich, warum sich der Albino in Tenderloin herumtreibt.
    Ich habe noch nie einen Pechwilderer getroffen, habe lediglich von Großvater Geschichten darüber gehört. Pechwilderer sind wie Bigfoot. Sie sind Legenden in der Wilderer-Gemeinde. Man weiß nie, ob man an sie glauben soll, bis man tatsächlich einen gesehen hat.
    So wie jetzt.
    Ich bin fast schon ergriffen von Ehrfurcht – und ehrlich gesagt auch ziemlich aufgewühlt. Wir reden hier schließlich über den Bigfoot, der direkt neben mir steht, mit seiner bleichen Haut, seinen Dreadlocks und seiner Stimme, die an den Terminator erinnert. Außerdem weiß ich, was mir passiert ist, als ich ein einziges Mal Pech gewildert habe. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Kalt und einsam. Wie eine alles verderbende Infektion. Wie eine bösartige Schlacke, die mich durchströmte und die ich so schnell wie möglich wieder aus meinem Körper verbannen wollte. Schon fünf Minuten reichten aus, damit ich Schüttelfrost und Krämpfe bekam und so lange brechen musste, bis ich nur noch trocken würgen konnte. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es sein muss, sich ständig so zu fühlen.
    Ich schaue zu, wie er eine der Flaschen aus rostfreiem Stahl vom obersten Regal des Kühlschranks nimmt.
    »Du bist ein Gespenst«, sage ich.
    »Ich wildere Pech, ja. Aber bin keine Erscheinung.«
    Weil er so ernst klingt, bin ich mir nicht sicher, ob das als Scherz gemeint war.
    »Ich habe noch nie ein Gespenst getroffen.«
    »Willst du ein Autogramm?«, fragt er, schließt den Kühlschrank und trägt die Flasche Pech zum Tresen hinüber.
    »Vielleicht nur ein Foto«, entgegne ich und witzele mit. Zumindest hoffe ich das. Es fehlt mir gerade noch, es mir mit jemandem zu verscherzen, dessen Geschäft das Wildern von Pech ist.
    Er schenkt mir die Andeutung eines Lächelns, was mich zu der Annahme verleitet, dass zumindest für den Moment alles in Ordnung ist.
    Ich schaue zu, wie er die Flasche auf den Tresen stellt und sich ein Trinkglas aus dem Schrank holt.
    »Sind alle Gespenster so wie du?«, frage ich.
    »Was meinst du damit, so wie ich? So charmant?«
    »Äh, nein. Also, es ist nicht so, dass du das nicht bist. Charmant, meine ich. Aber ich dachte eher an dein Aussehen.«
    »So groß?«
    »Nicht ganz.«
    »So gutaussehend?«
    »Ein Albino«, antworte ich nun ganz direkt. »Das habe ich mich gerade gefragt, weil …«
    »Weil ich aussehe wie ein Geist?«
    »Jupp. Jetzt, wo du es sagst.«
    »Ich kenne keine anderen Gespenster, wie du sie nennst«, erklärt er und füllt das Trinkglas mit Leitungswasser. »Also weiß ich nicht, wie andere aussehen. Ich kenne nur mich.«
    Er stellt das Wasserglas auf dem Tresen neben der Flasche aus rostfreiem Stahl ab.
    »Wie lange wilderst du schon?«, erkundige ich mich.
    »So lange ich mich erinnern kann.«
    Ich hab mich immer gefragt, ob Gespenster auch Gespenster zur Welt bringen oder ob sie Anomalien sind, die mit einem genetischen Wilderer-Defekt geboren werden.
    »War einer von deinen Eltern auch ein Gespenst?«, frage ich. »Oder waren sie einfach nur Glückswilderer?«
    »Ich spreche nicht über meine Eltern.«
    Und damit endet unser Gespräch.
    Ich schaue zu, wie er eine leere

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