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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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hier?«
    »Sagen wir einfach, dass die Situation eine etwas angenehmere Arbeitsumgebung nötig machte.«
    »Und was für eine Situation ist das?«
    »Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen.«
    Schon wieder diese Geheimnistuerei. Kann mir denn niemand einfach mal eine klare Antwort geben?
    Tommy wartet im Türrahmen auf mich. Da es nicht so scheint, als könne ich mich in nächster Zeit rächen, nehme ich meinen Rucksack und folge Tommy aus der Suite in den Flur, der mit Bildern und Skulpturen eingerichtet ist, die denen in der Suite ähneln. Ich frage mich, wie jemand, der weiß, dass Glück eine fassbare Ware ist, noch an Glücksbringer und -symbole glauben und hoffen kann, dass diese das Glück anziehen. Das ist in etwa so, als ob man nicht an den Weihnachtsmann glaubt, ihm aber trotzdem weiterhin seinen Wunschzettel schickt. Oder als ob man nicht an Gott glaubt, aber in die Kirche geht, um zu beten.
    Es ergibt keinen Sinn.
    Oder vielleicht entgeht mir auch schlicht irgendetwas ganz Entscheidendes.
    »Anhand der Flaschen im Schließfach habe ich gesehen, dass Sie es geschafft haben, die halbe Liste abzuarbeiten, die ich Ihnen gegeben habe.« Tommy steht vor mir, während sein Schläger die Nachhut bildet. »Wobei mir auffiel, dass das abgelieferte Glück nicht das von Donna Baker gewilderte enthielt.«
    Wenigstens hat er mir abgenommen, dass ich den Rest von den Opfern auf der Liste gestohlen habe. Anscheinend hat ihm Alex, dieses Weichei, von Donna erzählt. Ich hoffe, ein Tofu-Würstchen bleibt ihm im Halse stecken.
    »Ich habe mich entschieden, es noch eine Weile zu behalten«, entgegne ich und verschweige dabei, dass Donna Bakers Glück aktuell meinen Körper durchströmt. »Für Notfälle.«
    »Ich respektiere es, wenn jemand sich nicht in die Karten schauen lässt«, meint Tommy. »Aber wenn Sie gegen mich spielen, sollten Sie wissen, dass das Haus immer gewinnt.«
    Wir drei gehen den Flur entlang, vorbei an den Türen zu den anderen Zimmern und an vielen Bildern von Glückssymbolen. Tommy hat sein Bestes getan, sich mit so vielen Glückssymbolen zu umgeben, wie er kriegen konnte. Aber es reicht nicht. Tommy will mehr. So viel, wie er bekommen kann. Koste es, was es wolle.
    »Ich habe noch einen Auftrag für Sie«, sagt Tommy.
    »Was für einen Auftrag?«
    »Die Art von Auftrag, durch die all Ihre Schulden beglichen werden.«
    »Interessant. Ich wusste gar nicht, dass ich Ihnen etwas schulde.«
    »Sie schulden mir so viel, wie ich sage, dass Sie mir schulden«, sagt er. »Und Sie sollten inzwischen wissen, dass ich Sie alles andere als amüsant finde.«
    »Dann muss ich mir wohl ein paar neue Gags überlegen.«
    Tommy führt mich zu einer Tür am Ende des Flurs, vor der noch ein Schläger Wache steht. Dass es sich hier um eine Sackgasse handelt, entgeht mir nicht.
    »Ich habe einen letzten Wilderer-Auftrag für Sie«, erklärt Tommy, passiert den Schläger und zieht eine Karte durch das magnetische Türschloss.
    So, wie er das sagt, frage ich mich, ob ich das Hotel auf dem Rücksitz von seinem Mercedes oder doch eher im Laderaum eines Müllwagens verlassen werde.
    Tommy, sein Schläger und ich betreten eine weitere Suite voller Glückssymbole, die meisten von der asiatischen Sorte. Eines von ihnen sticht besonders heraus: In der Mitte des Raums steht eine große Glückskatze aus Keramik mit erhobener linker Pfote auf einem gläsernen Kaffeetisch neben einem Bambus. Wüsste ich es nicht besser, ich würde felsenfest behaupten, dass die Katze mir soeben zugezwinkert hat.
    Tommy geht zu einer geschlossenen Tür im hinteren Teil der Suite, zückt einen Schlüssel und steckt ihn in das Schloss. Als er die Tür öffnet, habe ich noch immer keine Ahnung, was mich in dem Zimmer erwarten könnte.
    Tuesday Knight. Barry Manilow. Ein paar Playboy- Playmates, eine Flasche Babyöl und eine riesige Matte, um darauf Twister zu spielen.
    Ich hoffe auf Möglichkeit Nummer drei.
    Tatsächlich aber erwartet mich hinter der Tür etwas ganz anderes. Ein kleiner Junge sitzt in einem fensterlosen Schlafzimmer auf dem Boden vor dem Bett. Er trägt Kopfhörer, schaut Harry Potter auf einem Flachbildschirm, und um ihn herum liegen ein paar leere Dosen Malzbier und eine Tüte Kartoffelchips auf dem Teppich. Als er sich zu mir umdreht, weiten sich seine Augen, und die Erkenntnis trifft mich mit der Wucht eines Auffahrunfalls.
    Es ist Jimmy Saltzman junior.

Kapitel 35
    W as macht er hier?«, frage ich, nachdem wir wieder aus dem Raum

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