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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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zusammen?«
    »Schluss jetzt, Schätzchen, es reicht. Er hat mich nicht gesehen, ich stand am Fenster ganz an der Seite.«
    »Verderbtes Luder!«
    »Verderbt bist du und Spanner dazu, also spiel dich nicht auf!«
    »Okay, erzähl weiter.«
    »Katia kam ans andere Fenster und geilte ihn auf, indem sie ihm die Zunge ausstreckte und die Titten zeigte.«
    »Und der schwarze Hengst ging ab?«
    »Im Nu. Er trug nur einen winzigen Slip, den er sofort auszog und fing an, sich gleich einen runterzuholen. Er verschoss eine volle Ladung. Sein Dödel ist groß wie ein Kinderarm. Ich weiß nicht, wie Katia das macht. Er hatte ihn mit beiden Händen umfasst und trotzdem nicht voll bedeckt.«
    »Und was war das für ein Geschrei?«
    »Die alte Ofelia aus dem dritten Stock hatte aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie sich der Typ einen runterholte, und Dreckskerl rübergebrüllt und was weiß ich. Aber er feuerte seine Ladung bereits ab, schoss sie los wie eine Rakete, und dabei traten ihm die Augen schier aus dem Kopf. Himmel, dieser schwarze Zuchthengst ist wirklich hässlich wie die Sünde, wenn er kommt! Daraufhin hörte Esperanza Ofelias Geschrei, kam ans Fenster, um zu sehen, was los war, und brach dann den Streit mit Katia los und schlug auf sie ein.«
    »Esperanza kann den Typen nicht ausstehen.«
    »Konnte! Jetzt kommt sie unter die Erde, und er wird zu Katia und den Kindern ziehen. Er wird sein dreckiges Loch drüben verlassen und neuer Hausherr hier werden, denn Katia ist Wachs in seinen Händen.«
    »Jedenfalls hat er mir das Geschäft vermasselt.«
    »Welches Geschäft?«
    »Eine Abmachung, die ich gerade mit Esperanza getroffen hatte.«
    »Du bist ein echter Pechvogel, Schätzchen! Du hast ja wohl nie Glück.«
    »Immerhin habe ich in dem ganzen Durcheinander den Würfelbecher und die Würfel mitgehen lassen.«
    »Na, immerhin was.«
    »Ja. Das könnte mein Glück sein! Du wirst schon sehen.
    Man muss nur noch ein bisschen an ihnen feilen, damit sie zu meinen Gunsten fallen.«

 
     
Ich, der Untreueste aller Zeiten
     
    Das Tollste am Gefängnis ist, dass du deinen Frieden findest, lernst, allein mit dir selbst zu sein, auf engem Raum, mehr brauchst du nicht. Zur selben Zeit entfaltest du die ganze Gerissenheit des einsamen Wolfes, damit die anderen hungrigen Tiere nicht in dein Territorium eindringen und dich auffressen. Du lernst, ruhig und friedlich zu bleiben, ohne etwas zu tun, ohne etwas zu erwarten, und du vergisst die Zeit und alles, was draußen geschieht. Dasselbe tun viele Tiere: Sie werden lethargisch, fallen in Winterschlaf. Auf diese Weise schaffst du dir unbewusst einen Panzer, eine schützende harte Schale, die du sehr wirksam zu nutzen lernst. Eines Tages wirst du plötzlich in ein Büro gerufen, man stellt dir blöde Fragen, um ein Papier auszufüllen, und sagt dir dann: «Ihre Strafe wurde auf fünf Jahre und sechs Monate vermindert. Packen Sie ihre Sachen zusammen, heute Nachmittag werden Sie freige-lassen.« Das tun sie nicht etwa aus Herzensgüte oder Edelmut. Sie sind gezwungen, sich ihre besten Insassen herauszupicken und freizulassen, denn das Gefängnis ist schon mit doppelt so vielen Insassen belegt wie offiziell angegeben. Außerdem fehlt es ihnen an Nahrung, Kleidung, Schuhen und Arbeit für so viele.
    An dem Nachmittag wurde ich also entlassen. Ich trat auf die Straße hinaus und kehrte in mein beschissenes Loch zurück, in dem ich zuvor gewohnt hatte. Zweieinhalb Jahre lang war ich weg gewesen.
    Schweigend blieb ich an der Tür stehen und blickte ins dunkle Innere. Die Dinge hatten sich ein wenig verändert. lsabel hatte einen anderen Mann, und sie bewohnten jetzt beide Zimmer, ihres und meins. Sie hatte keine Zeit vergeudet. Die beiden erschraken. Offenbar war ich mit diesem bedrohlichen, finsteren und berechnenden Gesichtsausdruck aus dem Knast gekommen, der ein Teil der harten Schale ist. Sie redeten wirres Zeug. Ich hörte sie gar nicht, lsabel hatte nach drei Monaten aufgehört, mich im Gefängnis zu besuchen. Das heißt, es war zwei Jahre und drei Monate her, seit wir uns zuletzt gesehen und etwas voneinander erfahren hatten. Ich wusste nicht einmal mehr genau, wie sie aussah. Jetzt wusste sie nicht, was sie tun sollte, und bat um Verzeihung. Mich interessierte nichts. Wir waren nur ein paar Monate zusammen gewesen, vielleicht ein Jahr, keine Ahnung. Ich hatte mit lsabel nichts mehr zu tun, aber sie liebte es, die Gattin zu spielen. Wenn sie mich im Gefängnis besuchte, sagte

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