Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
Vom Netzwerk:
Pilgerfreund ist, sie hätte
Eva nie gebeten, mit hierherzukommen.
    Aber war
es sicher, dass Dominique etwas wusste? Etwas Konkretes? Etwas, das ihr zum
Verhängnis werden konnte?
    »Wir
können miteinander schweigen«, hatte Arne über Dominique erzählt. Vielleicht
hatten sie mehr geschwiegen als geredet. Wer sagte überhaupt, dass Arne etwas
von Philipp wusste? Vielleicht hatte er nur einen Verdacht, etwas, was sich
leicht aus der Welt schaffen ließe.
     
    Das
Eingangsportal flog auf. Judith verbarg sich hinter einem violetten
Bougainvillea-Strauch. Aus der sicheren Deckung beobachtete sie, wie Dominique
Eva persönlich nach draußen geleitete. Er hatte zum Abschied beide Hände von
Eva gegriffen und sprach ihr gut zu. Judith hörte den sonoren Klang seiner
Stimme, ohne ein einzelnes Wort erfassen zu können. Es sah aus, als würde
Dominique seinen Gast trösten. Eva biss schweigend auf ihre Lippe und nickte
ununterbrochen.
    Endlich
löste Eva sich von Dominique. Und dann kam sie. Direkt auf sie zu. Judith
brauchte nichts zu fragen. Sie konnte an Evas vernichtendem Blick ablesen, dass
sie alles wusste.
    »Ein
Verhältnis. Mit dem Mann deiner besten Freundin. Über Monate. Wie konntest du
nur«, herrschte Eva die Freundin an.
    Judith
konnte es ihr nicht einmal übel nehmen, dass sie schockiert war. Das war sie
auch gewesen. Nach dem ersten Kuss, der ihnen unterlaufen war. Danach hatte sie
Philipp gemieden, wo sie nur konnte. Fast vier Wochen. Bis Arne sie bat, ihn
zur Kontrolluntersuchung zu begleiten.
    »Ich mache
mir Sorgen um dich«, hatte Philipp in einem verstohlenen Moment gesagt. Ein
einfacher kleiner Satz. Der ihr guttat. Weil sich zu Hause alles um Arnes
Krankheit drehte. Weil sie Angst hatte. Weil der harmlose Satz ihr das Gefühl
gab, dass sie eine Zukunft hatte. Sie alleine. Auch ohne Arne.
    »Philipp
hat mir zugehört. Wann immer ich ihn brauchte. Und irgendwann ist mehr daraus
geworden.«
    »Es hätte
dir gefallen, wenn Arne eine Geliebte gehabt hätte! Es hätte deine Schuld
kleiner gemacht«, warf Eva Judith an den Kopf.
    »Was hätte
ich machen sollen? Es ist passiert. Ich konnte niemandem die Wahrheit sagen.
Arne war todkrank.«
    »Ich habe
dich in Schutz genommen, Judith«, schüttelte Eva den Kopf. »Ich habe dich
getröstet, dir zugehört, wenn du von Arne geredet hast. Und von deiner Trauer.
Dominique hat recht: Du hast uns alle zum Narren gehalten. Vor allem
Caroline.«
    »Das ist
die Schuld, Eva. Die Schuld, die ich hier ablaufe.«
    »So was
kann man nicht ablaufen, Judith. Nicht, wenn die betrogene Freundin dabei ist.«
    Judith
sank in sich zusammen. »Ich wusste, dass ihr mich verurteilt, wenn es
rauskommt. Ich hatte Angst, alleine dazustehen.«
    Eva konnte
es nicht fassen: »Kannst du einmal an etwas anderes denken als an dich und
deine eigenen Befindlichkeiten?«
    Eva
rauschte davon, hielt inne, drehte sich um und schoss wieder auf Judith zu.
Schützend hob Judith die Arme vors Gesicht. Eva war so aufgebracht, dass sie
ihr alles zutraute. Auch zuzuschlagen.
    »Geht das
immer noch mit Philipp?«, zischte Eva.
    »Philipp
wollte ein neues Leben mit mir beginnen. Seit Arne tot ist, kann ich ihn nicht
mehr betrügen. Vielleicht war Arne die Liebe meines Lebens. Und ich wusste es
nicht zu schätzen.« Und wieder kullerten die Tränen.
    »Du wirst
es Caroline sagen«, befand Eva kalt.
    Judiths
Augen weiteten sich vor Schreck. Sie konnte nur noch stammeln. »Wir können das
als unser Geheimnis behandeln. Es ist vorbei.«
    Eva
duldete keinen Widerspruch.
    »Ich habe
genug von deinem Selbstmitleid. Du redest mit Caroline. Wenn du das bis Lourdes
nicht hinbekommst, übernehme ich das.«
     
    65
     
    Die Sonne
brannte. Am Horizont erhoben sich die Dreitausender über dem Vorgebirge. Der
Weg war nicht besonders steil, lag aber an vielen Stellen in der prallen Sonne.
Dort, wo Wälder Schatten gaben, hatte man das zweifelhafte Vergnügen, Horden
von Schwarzfußschweinen zu begegnen, die noch wie im Mittelalter gehalten
wurden und im Unterholz ihre Nahrung zusammensuchten. Würziger, warmer Erdgeruch
mischte sich mit dem Duft von Kiefern und frisch gemähten Wiesen.
    Auch wenn
die Pilgerstrecke zwischen der Gite de Sarlabous und Bagnares de Bigorre an
diesem neunten Tag keine besonderen Schwierigkeiten aufwies: Die Anzahl der
Kilometer, die sie zurücklegen mussten, blieb eine Herausforderung. Aber das
war nichts verglichen mit der Aufgabe, die Judith bevorstand.
    »Caroline
ist nicht sehr

Weitere Kostenlose Bücher