Peinige mich
heraus.
»Sabine, es tut mir leid, und es soll auch nicht mehr vorkommen. Was kann ich tun, damit du mir verzeihst?«, versuchte ich es ein weiteres Mal.
»Alex, so einfach geht das leider nicht. Schau mal, jetzt schwörst du mir hoch und heilig, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde. Hätte ich dich aber noch am Tag vor Charlottes Geburtstag zum selben Thema gefragt, hättest du mir genau das Gleiche geantwortet. Wetten? Wie soll ich mich denn so auf dich verlassen können? Stell dir vor, ich lasse dich noch einmal – wie es irrtümlich schon geschah – in meinem Bett schlafen. Vielleicht fällst du dann mitten in der Nacht über mich her und vergewaltigst mich, weil wieder irgendeine Sicherung bei dir durchgerastet ist! So abwegig ist das doch nicht, oder?«
Es fiel mir schwer, in diesem Moment ernst zu bleiben, denn ich musste innerlich über mich selbst lachen: »Ja Sabine, genau das würde ich dann am liebsten tun«, schoss es mir durch den Kopf.
Doch ich vermied es, sie in der aktuellen, für mich äußerst ungünstigen Situation zu provozieren. »Sabine, du hast doch damals selbst gesehen, wie gut das im Bett mit uns beiden gegangen ist. Ich habe dich kein einziges Mal angerührt.«
»Und das soll ich dir jetzt glauben?«, fragte sie kühl zurück.
In meiner Verzweiflung versuchte ich es noch einmal mit einem etwas anderen Ansatz. »Vielleicht ist es ja sowieso nicht gut, mich die ganze Zeit so sehr von euch Frauen abzuschirmen. Dadurch staut sich manches auf. Als Charlotte ihre Decke zur Seite schlug, bekam ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine nackte Frau zu sehen. Und wie gut sie roch! Nach dir und nach ihr. Das war für mich kaum auszuhalten.«
»Du meinst, ich sollte dich für weibliche Reize desensibilisieren?«
»Jedenfalls stärker daran gewöhnen. Sabine, was kann ich tun, damit du mir wieder gut bist?«
»Hm, über die Gewöhnung werde ich einmal nachdenken. Ansonsten: einmal morgens, dreimal nach der Arbeit, einmal in der Nacht. Fünf tägliche Abzapfungen also! Okay?«
»Fünfmal am Tag? Okay, ich versuche es. Was bleibt mir auch anderes übrig?«, seufzte ich.
Sabines Stimmung kehrte schlagartig ins genaue Gegenteil um. Im Grunde war sie von einer Sekunde auf die andere wieder ganz die alte. Auch sonst änderte sich in der nächsten Zeit einiges. Beispielsweise durfte ich recht häufig bei ihr im Bett übernachten. Irgendwann gestand sie mir sogar beiläufig, sie selbst sei sehr froh darüber, dass ich wieder meine regelmäßigen Höhepunkte bekäme. Denn einerseits lieferte ich dann deutlich mehr Saft für sie, andererseits sei es ein wunderbares Gefühl, einen Mann zum Kommen zu bringen und zu erleben, wie er explodiert und ihm dabei seinen Samen zu rauben.
Doch auch Charlotte trug wesentlich dazu bei, dass sich die Wogen wieder glätteten. So lief sie, wenn sie ins Bad wollte oder in der Küche noch etwas zu erledigen hatte, nicht selten völlig unbekleidet durch die Wohnung. »Das soll wohl die versprochene Desensibilisierung sein«, dachte ich insgeheim.
Irgendwann stand ich in der Küche und kochte Kaffee, als sie im Evakostüm dazutrat , um für sich und Sabine eine Flasche Wein zu holen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich auch bei ihr offiziell zu entschuldigen.
»Charlotte, ich wollte mich schon lange bei dir für mein damaliges ungebührliches Benehmen entschuldigen. Sorry, ich hoffe du bist mittlerweile ein wenig darüber hinweg. Es soll nicht wieder vorkommen. Kannst du mir noch einmal verzeihen?«
Sie schaute mich mit einem undurchdringlichen Mona-Lisa-Lächeln an. Unvermittelt kam sie barfuß auf mich zugetrippelt, stellte sich unmittelbar vor mich auf die Zehenspitzen und drückte mir dann – während ich noch erwartete, eine von ihr gescheuert zu bekommen – blitzschnell ihre Lippen auf meinen Mund, wobei ihre Zunge tief in mich vordrang. Wir verharrten für einige Sekunden in dieser Position. Schließlich löste sie sich, lächelte mir kurz zu, um mir im Hinausgehen noch zuzuraunen: »Jetzt sind wir quitt. Schau mal wieder rein.«
Ihr letzter Satz ließ mich für eine längere Zeit nicht mehr los.
*****
Einige Monate später begegneten wir uns zufällig in der Uni. Sie verriet mir, dass sie eine kleine Wohnung in der Leipziger Straße hat, ganz in der Nähe der Universität also. Nach Vorlesungsende besuchte ich sie dort.
Wir gingen sofort miteinander ins Bett. Obwohl
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