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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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über Literatur, sondern Spionageberichte über die Unruhen und Wirren auf Ihrem Stammgut.
    Ich beeile mich, Eure Heiligkeit zu beruhigen. Wie üblich in derartigen Fällen sieht die unselige Örtlichkeit aus der Ferne weit schrecklicher aus als von nahem. Wenn man in Sawolshsk sitzt, könnte man meinen, in Neu-Ararat spräche alles über den schwarzen Mönch und der alltägliche Gang des Lebens sei völlig mesmerisiert.
    Aber keine Spur! Das Leben hier pulsiert und brodelt lebhafter als in Ihrer Gouvernementshauptstadt, und über den heiligen Wurdalak, verzeihen Sie, Wassilisk, habe ich bislang keinerlei Gerede vernommen.
    Zunächst war ich enttäuscht von Neu-Ararat, denn am Morgen meiner Ankunft hingen dicke Wolken über dem See, die sich mit einem grässlichen kalten Schauer über den Inseln abregneten, und vom Deck des Dampfers aus sah ich eine Landschaft von der Farbe einer nassen Maus: graue, nassglänzende Glockentürme, die eine furchtbare Ähnlichkeit mit Klistierrohren haben, und die trostlosen Dächer des Städtchens.
    Eingedenk dessen, dass alle meine Ausgaben aus Ihrer Schatzkammer bezahlt werden, befahl ich dem Gepäckträger; mich zum besten Hotel am Ort zu bringen, das den stolzen Namen »Arche Noah« trägt. Ich erwartete, eine Art Blockhaus zu sehen, von Kirchenlämpchen beleuchtet, mit einem Paar von jedem Tier; wie es auf der Arche Noah sein muss, doch ich wurde angenehm überrascht. Das Hotel ist ganz im europäischen Stil eingerichtet: Das Zimmer hat ein Bad, Spiegel und Stuck an der Decke.
    Den Großteil der Gäste machen Petersburger und Moskauer Damen im platonischen Alter aus, aber am Abend erblickte ich an einem Tischchen des Cafes im Erdgeschoss eine Traumprinzessin, wie es sie in Sawolshsk nicht gibt. Ich weiß nicht, ob etwas Derartiges in der Geschichte der Geschlechterbeziehungen schon vorgekommen ist, doch ich verliebte mich gleich beim Anblick ihres Rückens in die schöne Unbekannte, noch bevor sie sich umdrehte. Stellen Sie sich vor; göttesfürchtiger Hirte, eine schlanke Gestalt in einem erlesenen Kleid aus schwarzer Seide, ein breitkrempiger Hut mit Straußenfedern und ein zarter, biegsamer, in seiner Vollkommenheit blendender Hals, ähnlich einer sich nach oben verjüngenden Alabastersäule.
    Als sie meinen Blick spürte, wandte die Prinzessin mir ihr Profil zu, das ich nicht ganz deutlich erkennen konnte, weil das Gesicht ihrer Hoheit von einem rauchgrauen Voile-Schleier verhüllt war, doch das, was ich sah, war völlig ausreichend: Eine feine, kaum merklich gebogene Nase, ein feucht blitzendes Auge. . . Sie kennen doch diese weibliche Besonderheit (aber nein, woher auch – Ihrem Zölibat?), mit einem Seitenblick, ohne sich allzu auffällig umzudrehen, einen möglichst weiten Umkreis zu erfassen. Ein Mann müsste dazu den Hals und die Schultern drehen, aber so eine Verführerin wirft kaum einen Blick zur Seite und hat augenblicklich alles Notwendige gesehen.
    Ich bin sicher, dass die Prinzessin meine bescheidene (nun gut – meine unbescheidene) Person in allen Einzelheiten erblickt hatte. Und beachten Sie, sie wandte sich nicht sogleich ab, sondern berührte zunächst mit einer leichten Geste ihren Hals und wandte mir erst dann wieder ihren königlichen Nacken zu. Wie viel bedeutet diese Geste, dieser unwillkürliche Flug der zarten Finger zur Quelle des Atems!
    Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass die Schöne allein im Cafe saß – geben Sie zu, das ist eher unüblich – was mich zusätzlich neugierig machte. Möglicherweise wartete sie auf jemanden, vielleicht aber blickte sie einfach nur aus dem Fenster, auf den Platz hinaus. Angeregt von ihren zarten Fingern, meinen geheimen Bundesgenossen, verwandte ich all meine mathematischen Fähigkeiten auf die Lösung dieser Aufgabe: Wie könnte ich auf schnellstem Wege eine Bekanntschaft mit dieser Circe von Neu-Ararat anknüpfen? Doch es gelang mir nicht, dieses Integral zu lösen. Sie erhob sich unvermittelt, ließ ein paar Silbermünzen auf den Tisch fallen und ging schnell hinaus, nachdem sie mir unter ihrem Schleier hervor noch einen kohlschwarzen Blick zugeworfen hatte. Der Kellner sagte, die Dame sei häufig im Cafe. Das heißt, ich habe also noch eine Chance, überlegte ich, und da ich nichts Besseres zu tun hatte, malte ich mir allerlei verführerische Bilder aus, die Sie als geistliche Person nicht unbedingt kennen müssen.
    Ich schildere Ihnen besser meine Eindrücke von der Insel.
    An einen merkwürdigen Ort habt

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