Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
und muß daher irgendwann das Meer erreichen. Ich habe das bei einer Reihe von Flüssen gesehen. Wenn es dasselbe Meer ist – das heißt, ohne daß Land dazwischenliegt –, muß es möglich sein, auf dem Wasser dorthin zu fahren. Die Innanigani haben angefangen, mit den Alats Handel zu treiben die an der Mündung des Heart leben. Dort wird in den Nie-derungen, die an das Meer angrenzen, viel Reis ange-baut.«
»Reis?«
»Nicht wie der Reis der nördlichen Seen, mit dem die Sentani handeln. Ein anderes, aber eng damit verwandtes Korn«, sagte Jestak geduldig.
»Wir wollen mit dem Hauptstrang fortfahren«, wiederholte die Protektorin.
»Noch eines, wenn du gestattest, Protektorin«, sagte Umer vom Rat. »Jestak, ich verstehe nicht, was du mit langen Reisen auf Booten meinst. Schon die Fahrt auf dem Bittermeer erschien mir sehr weit. Ich habe sogar schon bei unserem Fluß erlebt, daß er für Boote zu reißend war. Und jetzt sprichst du von un-endlich langen Reisen auf dem großen Meer im Osten.«
»Ach Umer, ich wünschte, du könntest diese Boote sehen. Sie sind mehrere Male so groß wie dieser Raum, alle aus schwerem Holz und mit Segeln, die sie antreiben. Sie sind groß, und es gibt viele davon, es erfordert großes Geschick, mit ihnen zu fahren.
Wir müssen uns mit diesen Vorstellungen vertraut machen, denn die Welt beginnt wieder zu erwachen, und wir sind immer noch in unserer Höhle vergraben. Mit solchen Booten könnten wir nach Pelbarigan fahren, wann immer wir wollten, und außer Nied-rigwasser könnte uns nichts aufhalten.«
»Jestak, bitte! Wir bilden uns das Urteil selbst.
Können wir fortfahren?«
»Ja, Protektorin. Stantu konnte sein Geld nicht bekommen. Man teilte ihm mit, sein Anspruch sei un-gültig, weil er kein Mitglied der östlichen Liga sei.
Natürlich hatte man das schon zu Anfang gewußt, als er sein Geld hinbrachte, aber man sah einfach eine Möglichkeit, ihn nach den dortigen Gesetzen zu be-trügen.«
»Ich kann mir vorstellen, daß er ein Gemetzel anfing, wie es die Art der Shumai ist.«
»Er kam zu mir und wollte mein Kurzschwert haben, und ich konnte ihn nur sehr schwer davon ab-bringen. Er hätte mich beinahe getötet, aber ich redete ihm zu, daß wir zuerst versuchen sollten, sie mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. Wenn das nicht funktionierte, würde ich ihm helfen, sie zu töten, und dann würden wir fliehen.«
»Ach. Wieviel hast du doch vergessen. Ein Pelbar, der so ein Vorgehen vorschlägt, eine derart vorsätzliche Aggression! Wir haben eindeutig den falschen Mann geschickt.« Brin hatte das Wort ergriffen, aber diesmal schüttelte sogar die Protektorin leicht den Kopf, und als Brin diesen Umschwung bemerkte, verstummte sie.
»Ich beschäftigte mich mit den Schriften des Gesetzes und fand schließlich einen Fall, in dem entschieden worden war, daß ein Vertrag ungültig sei, wenn man bei Abschluß schon wußte, daß die Bedingungen nicht zu erfüllen waren. Es wurde nicht gesagt, daß der Vertrag nur für Innanigani galt.
Wir gingen vor Gericht, und nach viel Gezänk siegten wir. Es gab sogar bei den Innanigani eine Gruppe, die einsah, daß unser Fall rechtens war.
Stantu bekam sein Geld zurück. Aber er bekam nur zurück, was er eingezahlt hatte, nicht den Gewinn, weil entschieden wurde, daß dieser Vertrag von Anfang an nicht gültig gewesen sei. So bekamen die Geldleute in gewissem Sinne auch etwas, nur kostete es sie viel, vor Gericht zu gehen. Und mich kostete es ebenfalls etwas, fast alles, was ich gespart hatte. Aber das machte nicht viel aus, denn wir waren in Innanigan nicht mehr sicher. Wir wurden von allen Seiten bedrängt. Stantu sperrte man unter falscher Anklage ein, aber wir versteckten sein Geld, und es muß wohl auf ihn gewartet haben, als er herauskam.«
»Und du ...«
»Ich wurde vom Pöbel angegriffen und einmal geschlagen, und dann, beim zweitenmal verteidigte ich mich, stach mehrere von den Schweinen nieder und mußte auf dem schnellstmöglichen Wege fliehen. Das war zufällig ein Handelsschiff auf dem Weg zu den Inseln im Osten. Ich arbeitete auf dem Schiff, und die meiste Zeit war mir übel, weil es so auf den Wellen schaukelte. Aber schließlich gewöhnte ich mich daran und liebte die Freiheit des offenen Wassers. Wir sahen Vögel, Hunderte von Ayas weit draußen, die wie unsere Flußmöwen auf dem Wasser schaukelten.
Aber sie müssen einen großen Teil ihres Lebens dort draußen verbracht haben.«
»Was für entsetzliche Dinge
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