Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
gestatten, man sagte, nur gewisse Leute, die zu einer bestimmten Gilde gehörten, seien dazu befugt. Man ließ mich jedoch Hilfsarbeiten in den Metallwerkstätten verrichten, und ich lernte viele Dinge, die wir gut brauchen können. Aber es war schwer, obwohl ich so billig lebte, wie ich nur konnte, Geld zu sparen. Bald wurde mir klar, daß die Innanigani keine Fremden mochten und daß Fremde dazu neigten, sich zusammenzutun.
Es gab fast keine Leute aus dem Westen, aber ich schloß mich an einen Shumai an, dessen Abenteuer sogar noch seltsamer waren als die meinen.«
»Die Abenteuer dieses Shumai interessieren uns nicht, Jestak.«
»Ja, und doch erregten sie mein Interesse. Sein Name war Stantu. Wir lebten in einem Raum zusammen, um Geld zu sparen. Er versuchte sich die Mittel zu beschaffen, um nach Hause zurückkehren zu können.
Die Innanigani sind untereinander einigermaßen ehrlich, aber nur, weil ihr ausgefeiltes Rechtssystem sie hindert, anders zu sein. Sie gehen ständig vor Gericht, und eine ganze Klasse von Menschen verdient viel Geld mit Spezialkenntnissen in rechtlichen Angelegenheiten. Das wurde mir bewußt, als ich einen großen Teil meiner Freizeit damit verbrachte, mich mit ihrem Rechtssystem vertraut zu machen, um zu erfahren, was man für die Pelbar tun mußte, wenn sie mit ihnen Handel treiben wollten, obwohl ich zu dieser Zeit schon davon überzeugt war, daß wirkliche Handelsbeziehungen viel schwieriger sein würden, als es sich irgend jemand hier je vorgestellt hat. Sie behandeln Fremde nicht gerecht und arbeiten nur auf ihren eigenen Vorteil hin. Während wir die Sentani oder die Shumai beim Handel in der Friedenswoche nie betrügen würden, ist es bei den Innanigani selbst-verständlich, zu knapp zu wiegen, Ersatzstoffe zu unterschieben und sich immer zu ihren Gunsten zu verrechnen, und wegen ihrer überlegenen Waffen kann sie niemand ernsthaft zur Rechenschaft ziehen.
Selbst die Peshtak, so wild sie sonst sind, geben beim Handel nach, obwohl sie wissen, daß sie ständig übervorteilt werden.
Stantu entdeckte, daß das Geldsystem von Innanigan es den Leuten gestattete, ihre Gelder in einem zentralen Geldpool zu deponieren, damit andere sie verwenden konnten. Sie bekamen dann nach einiger Zeit nicht nur ihr eigenes Kapital zurück, sondern zu-sätzlich noch einen bestimmten Prozentsatz, den die bezahlten, die sich dieser Gelder bedienen wollten.
Das ist zum Teil das Geheimnis, warum die Leute im Osten so stark sind, denn dieser Geldpool ist groß und ermöglicht den Handel mit Geld zwischen den acht Städten. So kann eine Gruppe, die eine Manu-faktur gründen will, bald viel Kapital bekommen und mit ihrer Arbeit zurückerstatten. Auf diese Weise kann sie auch viele Leute dafür bezahlen, daß sie für sie arbeiten. Es gibt keinen zentralen Rat wie hier, weil das System so groß ist. Keine zentrale Körper-schaft trifft die Entscheidungen für alle. Sonderbar ist, daß diese Art von Anarchie der der Shumai seltsam ähnlich ist, denn sogar die Sentani sind hochorgani-siert. Ich merkte allmählich, daß auf diese Weise viele Köpfe mit der Lösung wirtschaftlicher Probleme beschäftigt sind, nicht nur einige wenige, die unmöglich in allen Dingen Bescheid wissen können.«
»Willst du uns vorsätzlich beleidigen, Jestak? Gehst du jetzt nicht weiter, als man es von dir verlangt hat?«
»Ich bedauere jede Kränkung, Protektorin, ich wollte nur soviele Informationen weitergeben, wie ich konnte, weil sonst noch niemand dort gewesen ist.«
»Halte dich enger an deine Geschichte, und überlasse die Beurteilung uns!«
»Stantu gab seine Ersparnisse auf ein Konto. Als er einige Zeit später hinging und das Geld holen wollte, weil er glaubte, für Vorräte, bessere Waffen und eine Passage auf einem Handelsschiff weit nach Süden und Westen zur Mündung des Heart genug beisammen zu haben, ging er ...«
»Warte, Jestak! Willst du damit sagen, daß man von den Städten im Osten mit einem Boot zur Mündung unseres Flusses kommen kann?« Hildre, die Geographin, hatte sich zu Wort gemeldet. Jestak hatte ihre Welt in letzter Zeit so verändert, daß die Vorstellungen in ihrem Geist völlig durcheinandergera-ten waren. Sie hatte Ringer, ihren Zeichner, bis spät in die Nacht hinein arbeiten lassen, um Jestaks Informationen Rechnung zu tragen. Aber es gelang ihr nicht, obwohl sie in räumlichen Angelegenheiten sehr geschickt war.
»Nun«, sagte Jestak, »natürlich. Der Fluß kann nur bergab fließen
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