Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
möglicherweise zum Besse-ren.«
»Weil wir zum Beispiel Ursa verloren haben?«
»Oder weil wir die Sentani von Koorb gewonnen haben. Das kommt darauf an. Ich glaube nicht, daß sie die Pelbar von Nordwall, sollte die Gelegenheit sich eröffnen, jetzt noch so bereitwillig töten würden, wie sie es bisher versucht haben.«
»Wir werden sicherstellen, daß sich diese Gelegenheit nie eröffnet, wenn wir den festgelegten Mustern folgen.«
»Vielleicht. Aber als Protektorin gibt mein Wille in dieser Angelegenheit den Ausschlag. Ich sehe, daß der Rat allmählich das Vertrauen zu mir verliert. Seid ihr alle einer Meinung mit Brin?«
»Ja, die Südmauer schon.«
»Ich bin nicht sicher, Protektorin, aber ich glaube, der Nordsektor und der Obstgartensektor ebenfalls.«
»Ich bin mir im Augenblick überhaupt nicht sicher«, sagte die Westrätin.
»Das ist dann eine sehr ernste Sache. Nun, wenigstens in dieser Angelegenheit muß ich auf meinem Urteil bestehen. Ich sehe ein allgemeines Problem auf uns zukommen, mit dem wir uns später befassen werden. Nun wollen wir uns den jüngsten Ausgaben und den Kostenerstattungen für die einzelnen Wahl-kreise zuwenden.«
»Stantu, die Protektorin unterstützt meine Reise nach Westen, aber mit der Geschichte, daß ich ausziehe, um für die Pelbar ein Paar Pferde zurückzubringen.
Sie hat mir sogar Gold gegeben. Kommst du mit?«
»Ha. Ich bin schon halb fort. Du und ich, wir werden die weitestgereisten Leute der Welt sein. Vielleicht gibt es auch einen guten Kampf.«
»Vielleicht. Vielleicht sollten wir ihm auch ausweichen – zunächst wenigstens. Ich wage es nicht, mit Tia und ohne die Pferde zurückzukehren. Das würde die Protektorin völlig in Mißkredit bringen. Sie hat schon jetzt genügend Schwierigkeiten. Ohne ihre Unterstützung habe ich, besonders wenn Brin den Rat unter ihre Kontrolle bringt, hier keinen Platz mehr.«
»Du kannst immer bei den Bogenschützen-Shumai und bei mir leben. Tia würde das gefallen.«
»Ja, das wäre eine Freude. Aber hier steht mehr auf dem Spiel. Wir müssen jetzt an die Arbeit. Es gibt viel zu tun.«
»Ich bin schon bereit. Wenn wir bis morgen warten, ist Thro schon fort.«
»Schon gut. Aber zuerst muß ich noch zur Protektorin. Hier kommt Manti. Ho, Onkel!«
»Kommt bitte beide mit! Die Protektorin möchte euch sprechen. Jestak, ich hoffe, du erkennst, wie weit sie um deinetwillen gegangen ist. Sie ist jetzt in Gefahr, ihre Stellung zu verlieren.«
»Ich weiß, Onkel. Es tut mir leid – auch für Nordwall, wenn es soweit kommt, obwohl man dann vielleicht erkennt, was wertvoll ist. Sie ist viel zugänglicher, als ich zuerst gedacht hätte. Sie tut es für Nordwall, weißt du.«
»Und für dich, Jestak. Vergiß das nicht! Und für dich.«
»Das ist auf einige Zeit unser letzter Tee.«
»Ja, Protektorin.«
»Stantu, für dich habe ich ein Geschenk. Es ist alt, aber es hat schon gute Dienste geleistet und wird auch dir gute Dienste leisten.«
»Danke. Was ist es?«
»Es ist ein pelbarisches Klappmesser. Zeig es ihm, Jestak!«
Jestak ließ die Klinge aufschnappen, drückte dann auf den Verschluß und klappte es wieder zu. »So«, sagte er.
Stantu klappte die Klinge mehrmals ein und aus, auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.
»Benütze es nur, wenn du mußt. Laß es in deinem Beutel oder in der Tasche deiner Tunika.«
»Warum sagst du mir das?«
»Weil nicht viele Leute erkennen werden, daß es ein Messer ist. Sie werden es für ein Amulett oder irgendein nutzloses Ding halten.«
»Ich verstehe. Gut. Ich werde es tun.«
»Und jetzt muß ich gehen. Ich möchte, daß ihr mich beide zum Abschied umarmt. Ja, du auch, Stantu. Jestak wird dir zeigen, wie sich die Pelbar auf herzliche Weise verabschieden. Aber zerquetsche mich nicht, Jestak.« Sie streckte Mantis Neffen die Arme entgegen. »Möge Aven mit euch beiden sein«, sagte sie.
»Und jetzt haltet euch nicht länger auf!«
Als sie später den Gang hinunter auf das kleine Drehtor in der Westmauer zugingen, sagte Stantu: »Ich verstehe nicht. Warum diese letzten Worte?«
»Ich mache mir Sorgen, Stantu. Auch, weil sie so darauf gedrängt hat, daß wir sofort aufbrechen. Ich glaube, ihre Stellung ist unmittelbar gefährdet.«
»Sollten wir dann überhaupt gehen? Warum war sie einverstanden?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß, daß sie meine Sehnsucht nach Tia für eine unverzeihliche Dummheit hält. Ich weiß, daß sie mir nicht einfach nachgeben würde. Ich weiß es
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