Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
Protektorin.«
»Ich danke dir, daß du zu uns gekommen bist, Stantu.« Alle Rätinnen verbeugten sich dankend.
»Der Tee war gut«, sagte Stantu und ging mit Jestak hinaus, die zwei aufrechten, jungen Männer schritten nach Art der Jäger, die den Pelbar immer ein gewisses Unbehagen verursachte, wie massige Schatten durch die Tür.
»Protektorin«, sagte die Südrätin. »Was sollte das mit den Pferden bedeuten? Ich verstehe es nicht.«
»Wir brauchen sehr dringend Energie. Vielleicht hilft uns das. Jetzt sind viele Männer auf einmal beschäftigt, und die harte Arbeit zehrt ihre Kräfte auf.
Jestak hat uns von windgetriebenen Schiffen erzählt, und nun hat Stantu sowohl von diesen Pferden wie vom Windrad gesprochen, die bei anderen Völkern schon in Gebrauch sind. Wir können es uns nicht leisten, in solchen Dingen, die unsere Sicherheit betreffen, rückständig zu sein. Laßt mich jetzt bitte allein, ich habe Jestak noch einiges zu sagen, wenn er wie-derkommt. Und du, Comm, holst mir bitte Mann!«
Manti machte ein ernstes Gesicht. »Ich weiß es nicht, Protektorin. Vielleicht geht er trotzdem. Sollen wir ihn bewachen lassen?«
»Nein, Manti. Die Sache ist nicht so einfach. Er ist der erste Pelbar, der mit den Shumai befreundet ist.
Ich sehe, daß Stantu nicht damit einverstanden ist, wie wir seinen Freund behandeln, und es für eine große Dummheit hält. Wenn er mit Thro nach Westen zieht, werden alle Shumai erfahren, daß wir uns geweigert haben, ihnen zu helfen, obwohl Jestak dazu bereit war. Wenn wir Jestak andererseits gehen lassen, wird der Rat von Pelbarigan nicht sehr erbaut davon sein, und wir sind natürlich in vieler Beziehung auf Pelbarigan angewiesen, das weißt du ja. Ich habe eine Idee, die vielleicht funktionieren könnte.
Andererseits vielleicht auch wieder nicht. Natürlich besteht die Möglichkeit, daß Jestak getötet wird, wenn er geht, aber das ist seine Angelegenheit – wenn er sein Herz daran gehängt hat. Ich möchte nicht in die Lage kommen, ihn verleugnen zu müssen. Das würde alle möglichen Schwierigkeiten hervorrufen. Er kommt bald hierher zurück. Vielleicht hat uns Stantu einen Ausweg gezeigt. Er ist nicht besonders gut, eigentlich ist es eine durchsichtige, beinahe kindische List. Aber es ist ein Weg.«
Jestak war draußen und wurde gemeldet. »Bring ihn herein, Comm!« sagte die Protektorin.
Einen Augenblick später kehrte Comm mit dem jungen Jestan zurück.
»Nun, Jestak, bleib bitte stehen! Hat Stantu dir von Pferden erzählt?«
»Ja, Protektorin. Einiges. Nicht sehr viel.«
»Gab es sie im Osten?«
»Nein, Protektorin, aber in einem Museum mit alten Dingen sah ich ein altes Standbild von einem Mann, der auf einem Pferd saß. Es sah so aus, wie Stantu es beschrieben hat, der Mann saß offenbar ganz bequem auf einer Art Stuhl, der dem Rücken des Tieres angepaßt und mit einem Riemen um dessen Bauch festgeschnallt war. Der Mann lenkte das Tier mit Hilfe von Stricken, die zu seinem Maul führten.«
»Dann würdest du so ein Tier also erkennen, wenn du es sähest?«
»Ja, Protektorin. Zweifellos.«
»Glaubst du, daß Pferde den Pelbar nützlich sein könnten?«
»Ich habe nie darüber nachgedacht, Protektorin.
Wie Stantu sagte, wäre es schwer für uns, sie zu er-nähren.«
»Ich habe viel über die Sache nachgedacht – in den letzten Minuten. Ich glaube, sie könnten von großem Wert für uns sein. Ich möchte, daß du mit Thro nach Westen gehst und uns einige Pferde mitbringst – ein männliches und ein weibliches – wenn du bereit bist, so eine gefährliche Aufgabe zu übernehmen. Natürlich werde ich dich nicht dazu zwingen. Wir können dich auch hier gut gebrauchen. Glaubst du, du wärst fähig, etwas so Gefährliches zu tun?«
Jestak hütete sich zu lächeln. »Ja, Protektorin. Ich bin bereit, diesen Auftrag zu übernehmen. Ich werde mich bemühen, ihn besser auszuführen als den letzten.«
»Auch bei dem bist du nicht völlig gescheitert, Jestak, sonst würde ich dich nicht wieder fortschicken.
Wir werden dir Gold geben, um damit die Pferde zu kaufen. Du sollst sie dir nicht mit Gewalt beschaffen, Jestak. Aber natürlich kannst du dich verteidigen. Die Shumai sind wohl noch bei ihren Toten, nehme ich an?«
»Ja, das ist richtig, Protektorin.«
»Kannst du reisefertig sein, ehe sie weiter nach Westen ziehen?«
»Ja. Ich bin schon jetzt fast bereit, Protektorin.«
»Das habe ich befürchtet. Und jetzt vergiß eines nicht! Du sollst Pferde
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