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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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vor, und er wölbte sich über einer Welt, die größer und leerer schien, als er es sich hatte vorstellen können. Die Flachheit und Eintönigkeit erschien ihm zeitweise unaussprechlich endlos, aber es gab soviel Neues, daß seine Aufmerksamkeit, wenn sie vom Laufen nicht ganz in Anspruch genommen wurde, ständig angeregt war.
    Trotzdem war Jestak dankbar, als Olor sich eines Tages den Knöchel verstauchte, während er einen Hügel hinunter zu einem kleinen Bach lief, und nicht weitergehen konnte. Thro legte einen Ruhetag ein, um dem kräftigen Speerwerfer Gelegenheit zur Er-holung zu geben. Niemand konnte den Speer so werfen wie Olor. Als er eines Tages als zweiter lief, hatte er seinen Speer plötzlich gehoben, war an Thro vor-beigespurtet und hatte die Waffe weit geschleudert.
    Alle blieben stehen und sahen zu, wie der Speer einem einjährigen, schwarzen Stier genau in die Seite fuhr. Als sie Olor erreichten, lag der Stier schon auf der Seite. Das Fleisch war willkommen, denn sie hatten fast nichts mehr gehabt, obwohl Jestak, wann immer er konnte, mit seinem Bogen Kaninchen erlegt hatte. Aber man braucht viele Kaninchen, um dreißig Männer satt zu bekommen. Trotzdem zeigten sie schon Interesse an seiner Technik. Das machte Jestak Sorgen. Wenn sie Bogenschützen werden sollten, konnte es für die Sentani schwierig werden, obwohl es lange dauern würde, bis die Shumai die Geschicklichkeit des östlichen Volkes erreichten, und ohne große, kulturelle Veränderungen konnten sie es niemals mit der überragenden, militärischen Organisation der Sentani aufnehmen.
    Aber als Jestak sich besser in die Gruppe einglie-derte, merkte er zu seinem Erstaunen, daß die Shu-maikultur viel mehr in sich barg, als er geahnt hatte.
    Die Shumai waren eine seltsame Mischung aus praktischer Einfachheit, Tapferkeit, und einem reichen, geistigen Leben. Sie liebten Spiele, von denen viele ein scharfes Gedächtnis und schnelles Reaktionsver-mögen erforderten.
    Wenn sie des Nachts unter den Sternen lagen, hörte Jestak ihnen zu, wie sie das Sternenspiel spielten. Jeder Hauptstern am Himmel hatte einen Namen, und alle Shumai schienen diese Namen zu kennen. Einer rief dann ›Mu‹, der nächste vielleicht ›Caro‹, ein dritter ›Lide‹. Jestak war verwirrt, da er selbst viele Sterne und alle wichtigen Konstellationen kannte, aber bei weitem nicht so viele Namen.
    »Es ist nicht schwer«, sagte Stantu eines Abends.
    »Wenn ich zum Beispiel ›Setts‹ sage, wirst du sehen, daß das der dritte Stern von Süden in der Gruppe ›Histo‹, dem Mattenweber ist. Ich stelle einfach ein Muster auf. Aber an diesem Punkt kann das Muster andere Formen annehmen. Wenn Kod zum Beispiel ›Okli‹ antwortete, würde er damit sagen, daß mein Stern mit dem dritten Stern von Norden in der nächsten Gruppe abwechseln soll, in diesem Fall mit ›Lace‹, dem Horn, dann würdest du sehen, daß Histo im Süden liegt, Lace im Norden. Der nächste Mann hätte also zwei Möglichkeiten. Wenn er ›Lecta‹ riefe, würde er das Muster nach Osten verschieben. Aber wenn er ›Eddo‹ sagte, würde es wieder nach Süden zurückgeschoben, und der nächste Mann würde entweder ›Evek‹ rufen, wenn er es gegenüber dem Himmelsgipfel, aber im Norden haben wollte, oder ›Ounek‹, wenn er es östlich von ›Okliu‹ haben will wie Eddo.«
    Jestak war weiterhin verwirrt, obwohl er allmählich ein bißchen dahinterkam. Sie lagen alle nachts da, die Präriewölfe bellten in der Ferne, und einer rief ›Vertha‹, dann fast sofort ein zweiter ›Speer‹. Ein dritter sagte ›Arly‹, und dann schließlich vielleicht ›Ilat‹, und so ging es weiter, immer langsamer, bis ein Mann einen Stern aufrief und alle anderen auf seine Kosten in Gelächter ausbrachen, gewöhnlich ein paar zuerst, dann die anderen. Manchmal entstand ein Streit, welche Sterne gezählt werden sollten und welche in den Gruppen nebensächlich waren, aber alles ging in guter Laune vor sich und in jeder Bande gab es, wie Stantu sagte, einen Schiedsrichter für diese Dinge, genau wie sie einen Anführer hatten. Der Vorteil des Spiels war für die Shumai, daß sie zu jeder Jahreszeit ein paar Sterne durch die Wolken sehen konnten und ihnen ihr immenses Wissen über die Himmel dann sofort den Weg wies. Sie wußten auch, wo die wandernden Sterne sein mußten, und im Hü-
    gel von Kan hatten sie einen glatten Platz mit einer Kette aus sorgfältig gekennzeichneten Steinen gemacht, um damit die Positionen der

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