Pelbar 2 Die Enden des Kreises
beiden gingen und liefen bis tief in die Dämmerung hinein nach Nordwesten. Dann blieb Hagen in einer bewaldeten Senke nahe eines Baches stehen.
Er schaute Ahroe besorgt an. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Wenn er sich nicht direkt nach Norden gewandt hat, hätten wir seine Spur kreuzen müssen.
Selbst bei dem vielen Schnee hätte ich sie sicher gesehen. Und noch dazu mit seinen Schneegleitern.«
»Vielleicht ist er nicht so weit gekommen.«
»Wir müssen in einer Schleife zurückgehen. Das konnte nur passieren, wenn er angehalten hat. Hätte er so bald angehalten? Ich kann mir das kaum vorstellen.«
»Vielleicht hat er angenommen, daß er nach dem Schneefall außer Gefahr war.«
»Er wüßte doch sicher, daß wir ihn aufspüren können.«
»Stel ist Bauhandwerker, Schreiner, Steinmetz. Er kann gut singen und spielt Flöte. Ein Jäger ist er nicht.«
»Wir müssen jetzt lagern und dann morgen früh in einer Schleife zurückgehen. Nun, hast du den kleinen Kessel?« Hagen nahm aus einem kleinen Beutel die Grassamen, die er unterwegs von vereinzelten Pflanzen abgestreift hatte. Ahroe packte den Kessel und das Trockenfleisch aus. Beide waren sehr hungrig, und die dürftige Mahlzeit sättigte sie nicht, auch nicht der gesüßte Tee. Hagen ging weg, um einige Fallen aufzustellen und kehrte so leise zurück, daß Ahroe ihn nicht hörte.
»Kurz vor Sonnenuntergang war mir so, als hätten wir ihn fast gefunden«, sagte sie.
»Gegen Sonnenuntergang? Mir war auch so. Wir nennen das die Ausstrahlung der Beute. Ich wünschte, du hättest es mir gesagt. Es hat immer etwas zu bedeuten. Bei uns ist man viel vorsichtiger, wenn zwei es spüren. Ich mache mir große Sorgen. Ich glaube, wir bekommen noch viel mehr Schnee.«
Am Morgen fiel es Ahroe wieder schwer, sich auf-zuraffen, aber jetzt trieb sie verstärkte Besorgnis an.
In Hagens Fallen hatte sich ein Kaninchen gefangen, ein dünnes, sehniges Geschöpf, aber sie nahmen sich die Zeit, es zu braten und ganz aufzuessen, ehe sie aufbrachen.
Diesmal gingen sie im Bogen nach Süden zurück und schwenkten dann nach Osten. Innerhalb von sechs Ayas fanden sie Stels Spur. Hagen fluchte leise, kniete nieder und studierte sie. »Die ist einen ganzen Tag alt«, sagte er. »Er muß weiter vorne angehalten haben. Wir waren ihm sehr nahe.«
Sie folgten der Spur nach Westen, liefen, so schnell sie konnten. Hagen schaute zu Ahroe zurück und wartete gelegentlich auf sie. Als Hagen dann die Kuppe eines kleinen Hügels erreichte, blieb er stehen.
Ahroe kam ihm nach. Stel hatte deutlich weiter unten gelagert, unter einer Gruppe von Schwarzeichen, und er hatte sich keine Mühe gegeben, irgendwie zu ver-bergen, was er tat. Als sie das Lager betraten, bemerkten sie ein sonderbares Zeichen aus Zweigen, die mit Rinde zur Form eines Fisches zusammenge-bunden waren, mit einer Pfeilspitze als Zunge und einem eingekerbten, gegabelten Schwanz.
»Das ist Stels Symbol für mich«, sagte Ahroe.
»Schau, da ist die Botschaft drangebunden.«
Sie nahm ein großes Rindenstück von der Zweig-konstruktion herunter und setzte sich auf die Fersen, um zu lesen, was darauf stand. Hagen betrachtete sie lange, dann stieg er auf den Hügel, um nach Westen zu schauen.
Die Botschaft begann mit einem zweiten Fisch mit Pfeilzunge:
Vor einiger Zeit hörte ich Stimmen und konnte vom Hügel aus dich und den Shumai nach Norden gehen sehen. Wie sehr hätte ich gewünscht, mit dir sprechen zu können, aber du hattest deinen Bogen dabei und einen Gefährten, und ich weiß, daß ich niemals nach Pelbarigan zurückkehren und für die Dahmens wieder den Sklaven spielen kann. Sie haben einmal versucht, mich zu töten, und würden es wieder versuchen. Ich habe nicht vor, ihnen dazu nochmals Gelegenheit zu geben.
Wenn wir uns ohne Waffen treffen und miteinander reden könnten, oder wenn ich nur mit dir sprechen könnte, ohne befürchten zu müssen, daß du mich zwingst, zu-rückzukehren, könnten wir, glaube ich, eine Lösung finden. Vielleicht aber auch nicht. Du hast anscheinend die Dahmenschen Ansichten über das Leben und über mich übernommen und warst vielleicht sogar einverstanden mit meinem Tod im Fluß.
Es wird dir nichts nützen, wenn du mir folgst. Ich bin frisch, ausgeruht, wohlgenährt, inzwischen bewaffnet, fest entschlossen, dick, voller Saft und Eifer und spüre, wie man so sagt, die volle Kraft der Jugend in mir.
Wenn du mir folgst, werde ich fliehen. Wenn du mich einholst, was nicht
Weitere Kostenlose Bücher