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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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in der Trockenheit. Bin dann in die Berge zurückgekehrt, wo ich allein sein und auf die Dahmens warten konnte. Auf dich.«
    »Allein sein? Wer war denn dort? Die Pendler?«
    »Ja, die Hirten. Sie haben mich weggejagt.«
    »Warum?«
    Von oben kam nur Schweigen. Endlich sagte Scule.
    »Ich stelle die Fragen. Du beantwortest sie.«
    »Nein. Ich werde einige beantworten, und du wirst auch einige beantworten.«
    »Du vergißt etwas. Du bist der Gefangene.«
    »Nur mein Körper. Nicht mein Geist oder mein Wille. Ich kann immer noch entscheiden, ob ich antworten will oder nicht.«
    »Und ich kann dir Essen und Wasser vorenthalten.
    Ich kann zusehen, wie du stirbst. Du kannst nichts tun.«
    »Das würdest du einem Pelbar antun, der dir nichts zuleide getan hat? Dann hast du Visib also doch er-mordet, genau, wie man es in Pelbarigan erzählt. Und ohne Grund. Ich glaube, sie hat dir nichts getan, ge-nausowenig wie ich. Ich glaube, du bist wahnsinnig.
    Du warst immer wahnsinnig. Und ich glaube, daß du das Unaussprechliche durchaus begangen haben könntest.«
    Von oben kam wieder nur Schweigen. Es dauerte den ganzen Tag. Stel ging auf und ab, untersuchte alles und dachte nach, bis er fast den Verstand verlor.
    Am Abend spielte er wieder auf seiner Flöte. Dann schlief er. Am Morgen wurde kein Essen heruntergelassen und auch kein Wasser. Bis zum Mittag war Stels Durst aufs Äußerste gestiegen. Bei Sonnenuntergang lag er einfach mit matten Augen da, die Zunge schwoll ihm im Munde an, als die Abendkälte wieder durch das Fenster hereinströmte.
    Als es schließlich völlig dunkel war, sagte eine Stimme von oben: »Spiel auf deiner Flöte!«
    »Zu trocken«, krächzte Stel.
    Von oben sah er ein Licht. Eine Wasserflasche sank an einer Schnur herunter und blieb gerade außerhalb seiner Reichweite hängen. »Wirst du spielen?«
    Stel brachte heraus: »Ja, wenn genug Wasser da ist.« Die Flasche kam herunter, und Stel trank sie leer.
    Die Flasche wurde wieder hochgezogen.
    »Jetzt spiele!«
    »Nicht genug Wasser. Ich brauche mehr.«
    Nach erneutem Schweigen kam die Flasche gefüllt wieder herunter, und Stel trank in tiefen Zügen, dabei gelang es ihm, ein wenig Wasser in seine eigene, ausgepichte Flasche zu gießen, die er unter dem Mantel hatte.
    »Jetzt spiele!«
    Stel setzte sich an die Mauer und spielte die lange Hymne an Aven, die Quelle des Flusses, die den Regen brachte, die Knospen schwellen ließ, Binsen streckte, die Menschheit segnete.
    Die Stimme sagte von oben: »Nicht Aven hat dir das Wasser gegeben. Das war ich.«
    Stel spielte wieder, einen Psalm auf die Güte, die Aven den Frauen ins Herz gelegt hatte, damit sie so gerecht regierten, wie Sie selbst es tat.
    Wieder sagte die Stimme: »Bin meiner selbst wegen gütig, nicht Avens wegen.«
    Stel antwortete nicht. Er spielte wieder, nun die uralte Hymne auf die Freundlichkeit, auf die Sorge um die Kinder, auf die Nachsicht mit der Torheit der Menschen, auf das strenge Festhalten an den Gesetzen Avens.
    »Spiel etwas anderes, keine Hymne! Du bist schlimmer als das Winterfest.«
    Stel spielte ein Liebeslied, das Lied von Iri, deren Augen so tief schienen wie die alten Opferteiche.
    Dann spielte er das Lied der Verteidigung, den Chor der Gardisten, das Gebet ›Um Waffen so stark wie Flußgestein/sie verteidigen die Stadt, sie ganz allein.‹
    Wieder gackerte Scule leise. »Die Pelbar glauben, daß diese Flußklippen hoch sind. Sie haben noch kein Gebirge gesehen. Jetzt ist es Zeit, daß du dich ent-schuldigst.«
    »Entschuldigen?«
    »Für das, was du gesagt hast.«
    »Wann? Ach so. Nun, vielleicht hast du das Unaussprechliche nicht begangen. Ich weiß es wirklich nicht. Es ist mir auch gleichgültig.«
    »›Vielleicht‹ reicht nicht.«
    »Ich weiß es doch wirklich nicht. Von klein auf ha-be ich gehört, daß du es getan hast. Du bist eine Legende, eine Warnung vor den Männern, die nicht gehorchen. Aber viele von uns freuten sich darüber, daß du den Dahmens eins ausgewischt hast.«
    »›Vielleicht‹ reicht nicht.«
    »Willst du von mir hören, daß du es nie getan hast?«
    »Das ist die Wahrheit.«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Bist du gerne durstig?«
    »Nein. Es ist schrecklich. Durst ist das Schlimmste.
    Ich werde es sagen, weil du es so willst. Nein, Scule, der du die Unschuldigen einsperrst. Du hast das Unaussprechliche nicht begangen. Nun, fühlst du dich jetzt besser? Wieviel bedeutet das denn? Ein erzwun-genes Eingeständnis einer Sache, die niemand

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