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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Sie ist also deine Frau, diese Ahroe.«
    »Warum ist das denn wichtig?«
    »Wenn ich dir sage, warum, wirst du mir dann von ihr erzählen?«
    Stel antwortete nicht. Scule wiederholte die Frage.
    Stel antwortete noch immer nicht.
    »Du willst also wieder dürsten?«
    »Alter Mann, du kannst mich verdursten lassen, wenn du das willst, aber ich wünsche es mir nicht.
    Aber es gibt einige Dinge, über die ich mit dir nicht sprechen will.«
    Scule dachte über diese Worte nach. Irgendwie wußte er, daß Stel es ernst meinte. Etwas rastete in ihm ein. Er wollte Stel nicht töten. Er selbst lag da unten auf dem Boden und wurde von sich selbst gefoltert. Nun, hatte er denn die Folter nicht verdient?
    »Dann erzähl mir von Pelbarigan. Wie ist es da?
    Hält man den Außenstämmen immer noch so gut stand wie früher?«
    Stel richtete sich auf. Er erzählte Scule vom Kampf um Nordwall und wie die Pelbar sich mit den Shumai und Sentani verbündet hatten, um die Sklaven der Tantal zu befreien. Mit den Fragen des Alten redete er einen großen Teil des Tages über die Stadt.
    Scule war blutsverwandt mit seinem Vetter Ruudi, wie Stel herausfand, wenn auch nicht mit ihm.
    Endlich, gegen Abend, sagte Stel: »Alter Mann, ich habe in den Bergen ein riesiges Tier gesehen, dunkel und zottig. Es hat sich vor mir aufgestellt wie ein Mensch, aber größer, mit langen Klauen. Dann hat es sich wieder auf alle Viere niederfallen lassen und ist den Berg hinuntergegangen.«
    Scule sagte eine Weile gar nichts. Schließlich meinte er: »Du lügst. So ein Tier gibt es nicht.«
    »Ich habe es gesehen. Ich dachte, du kennst es vielleicht. Aber es ist nicht so wichtig, obwohl ich davon geträumt habe. Es könnte einen Menschen zer-drücken wie ein Ei.«
    »So ein Tier gibt es nicht. Es ist die Teufelsbestien-fahne der Pendler. Du sagst, du kommst aus dem Osten. Wie bist du in den Westen gelangt?«
    »Es war, wie ich dir gesagt habe.«
    »Man muß dir beibringen, nicht zu lügen.«
    »Wie du willst, aber bitte keinen Durst mehr. Versuche es auf eine andere Weise. Du wirst sehen. Ich habe nicht gelogen.«
    Scule zögerte. »Ich werde deine Essensrationen ein-schränken.«
    »Sie sind schon schmal genug.«
    »Ich werde mich vor dir zurückziehen.«
    »Wie du willst. Du bist ein empfindlicher Gesellschafter. Empfindlich und unglücklich. Ich wünschte, du würdest den Schlüsselstein berühren.«
    Von oben kam wieder nur Schweigen. Stel seufzte vor sich hin. Wie lange hatten die Menschen jetzt in wie vielen Situationen versucht, ihn zu beherrschen?
    Hier war es am schlimmsten. Dagegen erschienen die Dahmens noch gütig, McCarty vernünftig.
    Am nächsten Morgen begannen die halben Rationen.
    Stel hatte am Abend zuvor sorgfältig seine Streifen getrockneten Rindfleisches gezählt. Es waren sieben-undvierzig. Er wollte jede Nacht in der Dunkelheit einen halben Streifen kauen. Das würde seinen Hunger lindern.
    Das Schweigen von oben hielt zweiundzwanzig Tage lang an. Stel wurde immer teilnahmsloser und in sich gekehrter. Das Einerlei von Leere und Kälte ließ ihn einfach auf den Stimmungswechsel warten, der, wie er wußte, mit der Zeit kommen würde. Inzwischen setzte der Winter stärker ein. Stel wurde nie richtig warm. Die betäubende Kälte schien ihn zu zwingen, sich noch tiefer in sich selbst zurückzuzie-hen.
    Einige Zeit schien er der einzige Mensch auf der Welt, ein Hitzekörnchen in einem Wirbel von Kälte – einsam, fern, einmalig. Das bedeutete also Alleinsein.
    Wirkliches Alleinsein. Abgeschnitten von Vergangenheit, Zukunft, Wärme, von jeder Beziehung. Er würde wie ein ersterbendes Feuer zusammen-schrumpfen zu einem Glutteilchen und dann erlö-
    schen. Ein Rauchfaden würde ins Nichts aufsteigen und verschwinden. War das nun die Folge davon, daß er Pelbarigan verlassen hatte? Ins Chaos zu treten und dann ins Nichts? Nein. Aven gab es immer noch.
    Und es gibt Konsequenzen von Aven im Verhalten der Menschen. Irgendwo. Konnte es hier sein? Wenn er ausbrennen mußte wie die Glut, dann wollte er beim Ausbrennen Licht, Wärme an die teilnahmslose Dunkelheit, sogar an den wahnsinnigen Scule abgeben.
    Endlich meldete sich Scule wieder. »Ich werde deine Rationen noch mehr kürzen«, sagte er eines Morgens unvermittelt. Für Stel folgte eine Periode mit noch größerem Hunger und mehr Kälte. Er verlor schließlich den Überblick über die Tage, vergaß, mit der Spitze seines Kurzschwerts die Kerben in die Wand zu machen. Wieder träumte er von dem

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