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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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was soll ich darauf sagen?«
    »Sag ihm die Wahrheit über dich selbst.«
    »Wahrheit? Was wißt ihr denn schon von der Wahrheit? Ihr dreht sie so, wie ihr sie braucht. Ihr habt kein Mitleid, keine Freiheit, keine wirkliche Gerechtigkeit.«
    Das Cherubsgesicht runzelte die Stirn. »Wahrheit?
    Das Komitee bestimmt die Wahrheit, Junge. Wenn du deinen Freunden etwas erzählst, erzähle das. Das ist Wahrheit. Was das Komitee beschließt, wird Wahrheit.« Er zeigte mit einer Hand auf den Schädel an der linken Ecke des Tisches. »Siehst du ihn? Das ist der Überrest von Ollo, früher hier im Komitee. Er ist noch bei uns. Die Schale seines Schädels enthielt Wahrheit. Jetzt enthält sie die Schale des meinen. Im Laufe der Zeit werde auch ich den Turm schmücken und hinaus über unser Land blicken, und andere Schädel werden die Wahrheit enthalten. Das ist Wahrheit.«
    Gamwyn schaute erst den Mann an, dann den Schädel. »Das ist nur die leere Schale, wo früher ein Mensch war«, sagte er. »Sie enthielt Gedanken, nicht Wahrheit. Ich bin nur ein Junge, aber soviel weiß ich doch, daß Wahrheit etwas Schwierigeres ist. Ich habe sagen hören, ›... daß der Mensch oft die Wahrheit nicht erreichen kann, weil sie zu rein ist für seine Selbstsucht, zu dauerhaft für seine unmittelbaren An-forderungen, zu schwierig, als daß seine Wünsche damit kämpfen könnten. Sich der Wahrheit zu nä-
    hern, verlangt Selbstaufgabe, Duldsamkeit, Verzeihen, ein Ausgreifen des Herzens und des Geistes über alle Sorgen selbst um das Gemeinwohl hinaus zum windlosen Land jenseits der Sterne.‹«
    Der Cherub wich zurück und runzelte die Stirn.
    Dann starrte er Gamwyn an und lächelte wieder.
    »Nur Schale? Ollo ist nur Schale? Hör zu! Schalen können in sich genauso die Vollkommenheit des Plans enthalten wie unsere Gesellschaft. Wir haben eine große Sammlung von Schalen hier, Muschelschalen, aus dem Meer geholt. Wärst du nicht Sklave, wir könnten sie dir zeigen.« Der Mann beobachtete Gamwyn scharf und sah, wie er leicht zusammen-fuhr. Der Junge senkte den Blick.
    Der Mann faltete wieder seine dicken Hände. »Du bist kein Peshtak. Du bist ein Pelbar. Ich weiß das aus Daws Bericht von dem, was du sagst. Jetzt weiß ich, sie hat recht. Was tust du hier? Warum sagst du, du seist ein Peshtak?« Gamwyn blickte sprachlos auf. Er hatte zuviel geredet. »Ich habe ihnen erst erzählt, ich sei ein Peshtak, als sie sagten, sie würden mir den Fuß abschneiden, wenn ich es nicht zugäbe. Ich bin hier, weil mein Volk mich ausgestoßen hat. Wenn du etwas von den Pelbar weißt, weißt du auch davon.«
    Der Mann schaute Sandra an. »Ich sagte dir doch, das gibt Schwierigkeiten«, sagte sie. »Sie sind jetzt mit den Sentani verbündet. Was, wenn sie merken, daß wir ihn haben?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Das finden sie nicht heraus. Und wenn, dann ist es ihnen egal.
    Pelbar kommen nicht hierher. Er wird sich anpassen.
    Du hast die Produktionszahlen gehört. Er kann länger als fünf Jahre leben; dann gewinnen wir noch mehr.
    Aber im Moment arbeitet er nur im Sklavenlager.
    Wenigstens ein Jahr. Wir wollen nicht, daß er ir-gendwelchen Kontakt mit Daw hat. Albernes Mädchen. Muß ihr allmählich richtige Ansichten beibrin-gen.«
    Er wandte sich an Gamwyn. »Du, Junge, du machst mehr Schwierigkeiten, als du wert bist. Pelbar. Inter-essant. Frauenherrschaft. Auch so eine Dekadenz.
    Wird alles vorübergehen. Die Geschichte hat bestimmt, daß Tusco über alle herrscht.«
    Gamwyn sah zu ihm auf und dachte bei sich: In diesem Augenblick sucht sich das Flußwasser unter unseren Füßen seinen Weg, es nagt und fließt und eu-re Steinverblendung am Flußufer wird es nicht aufhalten.
    Im Komitee wurde eine Glocke geläutet, und ein Nicfad mit seinem Stab trat ein. »Das ist zufrieden-stellend. Losbinden!« sagte der Vorsitzende. »Führe ihn Sandras wegen durchs Museum hinaus. Schau, ob er die alte Schrift lesen kann. Dann sperre ihn wie vereinbart ins Sklavenlager! Nicht unnötig verletzen!«
    Gamwyn wurde auf einem anderen Weg, durch ei-ne Reihe von Korridoren in einen Raum voller seltsamer Gegenstände, einige davon aus der alten Welt gebracht. Man führte ihn zu zwei kleinen Streifen aus bräunlichem, bedrucktem Papier. Der Nicfad brachte eine Lampe, und Sandra heftete ihren Blick auf ihn.
    »Lies das!« sagte sie. Sie hatte einen langen Stock und ein Messer zum Einkerben in der Hand.
    Der erste Streifen war nur ein Fragment. Gamwyn las:

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