Pelbar 4 Der Fall der Muschel
Peshtak begannen zurückzuweichen.
»Tötet, soviel ihr erwischen könnt!« rief der Gardehauptmann.
»Das ist nicht die Art der Pelbar«, sagte eine Stimme hinter ihr, und als sie herumwirbelte, sah sie Ud-ge mit verschwollenen Augen in ihrem Nachtgewand ein Stück hinter der Mauer stehen.
»Verzeihung, Protektorin. Wir müssen sie treffen.
Da draußen sind mehr Leute, als wir hier drinnen haben. Wenn Warret und Bival nicht gewesen wären, würden sie dich in diesem Augenblick im Bett ab-schlachten. Sollen wir einen Botenvogel nach Pelbarigan schicken?«
»Habt ihr sie nicht zurückgeschlagen?« In diesem Augenblick schaute sie nach unten und sah die tote Gardistin mit dem Pfeil in der Kehle. Sie stieß einen schwachen krächzenden Laut aus und wandte sich ab. »Sonst noch Ausfälle?« fragte sie und schaute nach oben.
»Hier drüben zwei, Protektorin. Nur verwundet«, rief ein Gardist.
»Gut. Sichert die Mauern!« Sie wandte sich ab und kehrte in ihre Gemächer zurück.
Auf der anderen Seite von Threerivers schleuderte ein Peshtak seinen Wurfhaken hinauf zu der kleinen Gartennische gleich unterhalb der zweiten, nach Westen gerichteten Terrassenebene. Er zog, prüfte den Sitz und kletterte dann das Seil hinauf. Unten warteten fünf Männer, einer hielt das Seilende. Der Mann hatte den größten Teil der Mauer erklettert, als eine kleine Glocke ertönte und er über sich etwas knirschen hörte. Plötzlich drehte sich der Mauerstein um seine Mitte, und der Mann stürzte mit einem leisen Schrei ab, drehte sich und landete mit einem dumpfen Aufprall unten. Über ihm schwang die Mauer wieder zurück. Die Peshtak unten fühlten ihrem Kameraden den Puls, spürten aber nichts. Sie blickten nach oben und sahen einen alten Mann. Er hielt etwas in der Hand.
Ein zweiter Peshtak schrie auf und hielt sich die Seite, aus der ein Pfeil herausragte. Drei Pfeile fuhren zu den hohen Zinnen hinauf, aber der Alte war verschwunden. Da schlug ein Langbogenbolzen in einen weiteren Angreifer. Sie schauten hinauf, sahen aber nichts, liefen los und schleppten den Verwundeten hinter sich her. Während sie noch liefen, stürzte ein weiterer Peshtak zu Boden. Sie ließen ihn liegen.
Am Morgen waren die einzigen Peshtak, die die Pelbar von Threerivers aus sehen konnten, die Toten, die sie zurückgelassen hatten – vierzehn insgesamt.
»Nicht viele bei dieser großen Streitmacht«, sagte der Gardehauptmann.
»Wenn uns die Protektorin nur einen Botenvogel nach Pelbarigan schicken ließe«, sagte eine Gardistin.
Eine zweite stieß sie an und deutete mit einem Nicken zum Gardehauptmann hin. »Das hat sie schon getan«, flüsterte sie. »Im Morgengrauen.«
»Schweig!« sagte der Gardehauptmann mit einem zornigen Blick.
Alle schmunzelten, keiner sagte mehr etwas.
An diesem Nachmittag machten sich Bival und Warret getrennt auf den Weg, um einen gemeinsa-men Auftrag zu erledigen. Bival schaute in das Zimmer des Gardehauptmanns, wo deren Gatte ihr die Schultern mit Sojabohnenöl massierte. »Es gibt etwas, das du wissen solltest.«
»Hm?«
»Ich weiß, daß du nichts verraten wirst. Ich habe den Botenvogel fliegen sehen.«
Der Gardehauptmann sah Bival aus schmalen Augen an. »Hm«, sagte sie wieder.
»Es war Brudoer, der uns gerettet hat. Brudoer ist von irgendwoher gekommen und hat uns aufge-weckt. Er sagte, jemand sei auf der Ostmauer, dann rannte er davon. Das ist die Wahrheit.«
»Brudoer? Bist du sicher?«
»Ja, Gardehauptmann. Er hat uns alle gerettet. Das dürfen wir nicht vergessen.«
»Hm«, sagte der Gardehauptmann. »Gut, wenn man's weiß.«
Bival drehte sich um und ging. »Glaubst du, das stimmt, Liebling?« fragte der Mann und massierte weiter das Öl ein. Er war klein, aber an seinen Armen wölbten sich kräftige Muskeln.
»Das tut gut. Ja, direkt am Hals. Aber nicht so fest.«
Der Gardehauptmann seufzte. »Wer weiß? Vielleicht will sie nur ihr Gewissen erleichtern. Aber wenn er auftaucht, werden wir so tun, als ob es wahr wäre.«
»Und die Protektorin?«
»Scheiß auf die Protektorin!«
Warret hatte einen Augenblick bei Pion vorbeige-schaut und ihm von seiner Begegnung mit Brudoer erzählt. Er fand den Vater des Jungen zurückhaltend.
Pion wußte also bereits, daß es Brudoer gut ging.
Natürlich. Der Junge hatte sich doch sicher bei ihm zuerst gemeldet.
»Wo ist er? Wie versteckt er sich?« fragte Warret.
»Wer weiß?«
»Bitte. Bival sieht ihren Fehler ein. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten. Wenn wir
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