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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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gleich aus dem Kopf schlagen.«
    Ihr Dialekt zeigte einige merkwürdige Ähnlichkeiten mit dem der Segler, obwohl er Tristals eigener Sprache etwas näher stand. Während Tristal dastand und sie anschaute, glaubte er Tors Stimme sagen zu hören: »Hab Geduld! Hab Geduld! Verzweifle nie! Es gibt immer einen Weg.«
    Sie führten ihn nach Westen über eine Halbinsel auf die Küste zu. Bald trafen sie auf einen anderen Trupp, der zwei Hirsche getötet hatte, Tiere, die Tristal nie zuvor gesehen hatte. Sie banden ihm die Hände los, und er mußte das eine Ende einer Stange tragen, an der ein Hirsch hing.
    Am Abend mußte er den Hirsch zum Trocknen ausweiden, dann wurde er wieder gefesselt. Die meisten der Leute, die ihn gefangen hatten, schienen ihm völlig gleichgültig gegenüberzustehen, aber Anse, der alte Mann, der ihn zuerst befragt hatte, sorgte dafür, daß er zu essen bekam, dann fragte er ihn weiter aus.
    Er war von Natur aus freundlich und neugierig, au-
    ßerdem staunte er über Tristals Größe und Kraft. Am zweiten Abend sagte ihm Tristal alle Namen der Shumai für die Sterne und erzählte ihm, welche Vorstellungen die Shumai bezüglich ihrer Beschaffenheit und Entfernung hatten. Anse starrte nachdenklich hinauf und sagte schließlich: »Nein. Das ist gottlos.
    Du wandelst im Dunkeln. Das sind die Seelen der großen Menschen. Wir übrigen sind die Dunkelheit dazwischen. Das sagen die Priester.«
    »Die Priester. Ich habe weit im Norden Priester des Eises kennengelernt. Weißt du etwas von ihnen?«
    Anse machte ein erschrockenes Gesicht. »Nein«, sagte er, stand auf und ging.
    Tristal merkte, daß ihm der Alte von da an auswich – er kümmerte sich nur darum, daß er zu essen bekam.
    Am Morgen erblickte Tristal weil im Süden einen rauchenden Berg, aber bald kamen sie in einen Wald, und der Berg war nicht mehr zu sehen. An diesem Abend eilten sie bis nach Einbruch der Dunkelheit weiter, auf einem Pfad, der offensichtlich mehr begangen wurde als die schmale Spur, der sie bisher gefolgt waren. Endlich erreichten sie eine Bucht nahe am Meer, wo Häuser und Fackeln auf eine große Siedlung hinwiesen. Ein Mann führte Tristal zu einer Einfriedung in der Nähe einer hohen Klippe.
    »Wir haben diesen Vagabunden hier gefunden«, rief er einem Wächter in einer Bastion zu. Der Mann stieß Tristal durch das Holztor, dann führten ihn zwei andere zu einem Seil, das vom oberen Rand der Klippe herunterhing.
    »Stell deinen Fuß in diese Schlaufe!« sagte der eine.
    Er löste Tristals Handfesseln. »Halt dich fest! Jetzt geht's hinauf.«
    Sie zogen an dem Seil und hoben Tristal zu einer Höhle hinauf, die in die Klippe gehauen war. »Steig da aus, Seeschnecke!« rief ihm einer zu. Tristal trat auf den Klippenrand am Eingang der Höhle und kroch in völliger Dunkelheit nach vorne. Undeutlich sah er, wie das Seil verschwand. Im Inneren war es kalt und feucht. Er hatte nichts zu essen bekommen und war durstig. Als er umhertastete, fand er einen alten Pelzumhang. Er kuschelte sich hinein und starrte in die Dunkelheit. Er fühlte sich elend.
    Aber er raffte sich auf, denn er wußte, daß jetzt Entschlossenheit vonnöten war. Er biß die Zähne zusammen und beschloß, zu ertragen, was eben ertragen werden mußte. Er würde seinen Geist im Gleichgewicht halten, um jeden Vorteil zu erkennen, jede Fluchtmöglichkeit, die sich bot. Er würde seine Kräfte soweit schonen, wie es möglich war. Er würde seinen Mitgefangenen gegenüber aufrichtig sein, und er wußte, daß es viele von ihnen geben würde. Er wür-de obsiegen. Und er würde sich seine Axt zurückho-len.
    Einen Augenblick lang schienen alle diese Entschlüsse sinnlos, aber Tristal schob diesen Gedanken beiseite und nahm sie in seinen Geist auf. Blitzartig sah er, daß das Tors Einstellung im Eistal gewesen war. Es mußte einen Ausweg geben. Aber der sechste Winter näherte sich. Ihm blieben noch eineinhalb Jahre, um nach Hause zu kommen.
    Im fernen Pelbarigan, auf der Steinterrasse vor dem Häuschen von Stel und Ahroe erinnerte Bravet Fahna an die gleiche Tatsache. Sie und Eolyn tranken gerade Tee und plauderten mit Ahore, der Leiterin der Pelbar-Garde, über den ersten Sommer, in dem die Verhandlungen zur Bildung einer Föderation der Völker des Heart-Flusses stattgefunden hatten. Bravet war unaufgefordert den Weg zum Häuschen heraufge-stiegen. Er hatte die rechte Hüfte mit der Axt daran vorgeschoben und Fahna dies verkündet. Sie hatte ihn angestarrt und dann den

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