Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
jemand an sie herandrängte. Sie drehte sich um und sah, daß Bravet auf sie herunter-schaute. »Möchtest du einen Bratapfel?« Er reichte ihr ein Stück.
    Sie schaute ihn an und spürte undeutlich etwas, das ihr nicht gefiel. »Nein. Nein, danke.«
    »Nun, reden kannst du doch mit mir, oder nicht?
    Du kannst ein bißchen freundlicher sein. Schließlich beiße ich nicht.«
    »Du bist ein Fremder.«
    »Das ist am Anfang jeder.«
    »Einige sollten es auch bleiben. Nichts für ungut.
    Ich ...«
    »Was?«
    »Es tut mir leid. Ich möchte allein sein.«
    »Allein? In diesem Gedränge? Ich werde dich irgendwo hinbringen, wo du allein sein kannst, wenn du das willst. Warum hältst du dich eigentlich für soviel besser als alle anderen? Es ist dieser Winsler, nicht? Der da mit seinem Onkel irgendwo herumzok-kelt. Der künftige Axtschwinger. Er wird nie zurückkommen. Einen Axtschwinger willst du? Ich gehe den ganzen Winter mit einer Axt um. Schau ...«
    Sie antwortete nicht, sondern starrte ihn ein paar Augenblicke lang erschrocken an, dann ging sie weg.
    Bravet sah ihr zornig nach, dann verflüchtigte sich sein Ärger angesichts ihres anmutigen Gangs. Er zerdrückte den Bratapfel in der Hand, spürte, wie er über die Papiertüte und in seine Finger lief. Dann schaute er sich das Geschmier an und flüsterte: »Verdammt! Aber du hast mich noch nicht abgewimmelt, du Himmelfahrtsnase.«
    Früh im nächsten Sommer schaute Tor bei Fenbaker, dem Zweitsektorrichter vorbei, der ihn darum gebeten hatte. Es war schon Abend, und sie tranken Fichtentee miteinander.
    »Was ich mit am meisten vermisse, ist etwas Sü-
    ßes«, sinnierte Tor.
    »Wir zapfen die wenigen Ahornbäume nahe an den heißen Quellen an, aber der Sirup ist teuer, weil jeder ihn haben will.«
    »Ja.«
    »Ich habe gehört, daß du mit deinem Boot draußen auf dem Blausee warst.«
    »Ich bin ganz um ihn herumgefahren. Ich muß wieder hin. Später. Es gibt einen Abfluß. Dort wo die beiden Eismassen ineinanderfließen, aber sehr tief unten. Ich habe eine lange, beschwerte Leine hinun-tergelassen. Sechzig Meter habe ich abgespult, aber das Gewicht kam nicht auf den Boden. Es geht dort wirklich tief hinunter – ein altes Tal, glaube ich, das jetzt mit Eis und Wasser angefüllt ist.«
    »Bist du sicher, daß es so tief ist?«
    »Die Leine hüpft, wenn man auf Grund kommt.
    Man spürt, wie das Gewicht leichter wird. Mehr zum Nordende hin habe ich den Grund mühelos gefunden.«
    Emily kam herein und setzte sich, nachdem sie den beiden Männern Tee eingeschenkt und sich selbst welchen genommen hatte. Nachdem sie eine Weile geplaudert hatten, sagte sie ein wenig herrisch: »Nimm mich mit! Wenn du nächstesmal fährst, möchte ich mitkommen.«
    »Kannst du schwimmen?«
    »Schwimmen? Nein, natürlich nicht. Tust du das dort auch?«
    Tor lachte leise. »Nicht, daß es bei dem kalten Wasser viel nützen würde. Aber das Boot ist nicht groß, junge Dame. Was würde deine Mutter dazu sagen?«
    »Du darfst es ihr erst hinterher erzählen.«
    »Eine Verschwörung? Wenn dein Vater einverstanden ist, nehme ich dich ein Stück mit hinaus.
    Vielleicht nicht die ganze Strecke.«
    Emily sprang auf, beugte sich zu Tor hinüber und küßte ihn. Dann sammelte sie schnell das Teegeschirr ein und ging hinaus.
    »Sie ist nicht glücklich, nicht wahr?« fragte Tor.
    »Glücklich? Ziemlich glücklich, glaube ich.«
    Tor schaute ihn an. »Ich meine, die Leute betrach-ten sie, glaube ich, als ... als anders seit ihrem un-glücklichen Erlebnis. Und sie selbst auch.«
    »Sie auch?«
    »Ja, das ist eine normale Reaktion für eine Frau, die so übel mißhandelt wurde. Sie hält sich selbst für minderwertig.« Tor schaute Fenbaker an, der erschrocken schien. »Aber deshalb wolltest du mich natürlich nicht sprechen.«
    »Nein. Es geht um die Forderungen, die du an die Güter auf der Westseite gestellt hast. Die Besitzer haben sich beklagt. All dieses Bogenmachen, und daß die Arbeiter damit üben sollen. Das kostet Arbeits-zeit. Und jetzt hat schon einer mit einem Pfeil auf einen anderen geschossen. Hat ihn getötet. Ich habe mit dem Sheriff gesprochen. Wir haben beschlossen, daß das eingeschränkt werden muß. Oder abgebrochen.«
    Tor schaute auf seine Handfläche hinunter. »Das habe ich kommen sehen. Weißt du, ich habe in den Aufzeichnungen des Sheriffs nachgesehen. Ich habe herausgefunden, daß an der Westseite, hier und im Drittsektor in den letzten fünfundzwanzig Jahren vier junge Paare

Weitere Kostenlose Bücher