Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Sicht bist.«
»Nein. Warte. In Ordnung. Meine Bedingungen sind folgende: Ein Waffenstillstand. Wir halten ...«
»Du hast keine Bedingungen zu stellen. Das soll Peydan machen.«
»Nein. Nicht. Haltet ihn da raus. Er wird ...«
»Ja?«
»Er würde selbst einer Schleiereule die Ohren ab-schwatzen. Er wird diese Männer verheizen ... die Verwundeten ...«
»Du willst also dem anderen Haufen bessere Chancen verschaffen, Turnat zu plündern? Das ist sinnlos.
Darum haben wir uns schon gekümmert.«
Leutnant Oberly machte ein bestürztes Gesicht.
»Trotzdem. Sprich besser mit mir!«
»Dann bekommst du später Schwierigkeiten. Es wird ihm nicht gefallen. Aber ich habe nichts dagegen. Ich sage dir jetzt meine Bedingungen. Ihr könnt von jeweils zehn Waffen eine behalten. Wir werden die Verwundeten aufsammeln und euch helfen, sie zu versorgen. Im Augenblick müßt ihr niedergeschosse-ne Pferde essen. Wir haben nicht genug, um zweihundert Mann zu verpflegen. Wir ...«
»Dreihundert.«
»Sieh dich um! So viele Lebensmittel haben wir nicht. Wir haben selbst Verwundete und müssen unsere eigenen Leute verpflegen. Wir wollen die beiden Gewehre zurückhaben ... die, die ihr euch geholt habt. Die Kanone behalten wir. Wir werden euch in euer Gebiet zurückgeleiten und jemand vorausschik-ken, der für Verpflegung sorgt. Jedenfalls die meisten von euch. Etwa sechzig bleiben hier, um Ostag wiederaufzubauen.«
»Nein. Wir nehmen alle mit.«
»Mit den anderen Bedingungen bist du einverstanden? Winnt, bist du da hinten? Hol einen Pelbar-Gardisten, damit er ein Dokument aufsetzt. Hier, Atlan. Nimm ihn hinter dir aufs Pferd und schicke uns einen Gardisten.«
»Warte!« sagte Leutnant Oberly plötzlich. Alle blieben stehen und schauten ihn an. »Ihr erklärt euch bereit, uns zu verpflegen? Ihr seid einverstanden, daß niemand zurückbleibt, um Ostag wiederaufzubauen?«
»Mit allem anderen bist du einverstanden?«
Der Leutnant überlegte lange, dann sagte er: »Ja.«
»Winnt, hol den Gardisten! In Ordnung. Wir lassen euch alle nach Hause kriechen.« Arey drehte sich um und zwinkerte den Reitern zu. Dann wandte er sich zurück. »Ach ja. Hier sind eure Männer für die Verwundeten. Vergiß nicht, junger Mann, wir haben dir nichts von Peydan erzählt. Richtig?«
Oberly senkte den Blick. »Richtig«, murmelte er.
»Ihr garantiert also für unsere Sicherheit?«
»Keine Sorge. Die Peshtak waren nicht begeistert davon, aber wir haben sie dazu gebracht, es zu versprechen. Euch nicht zu foltern, meine ich ... Na, jetzt schau nicht so! Es waren die Pelbar. Sieht so aus, als würden wir alle wie die Pelbar. In den alten Tagen hätte ich dich verflucht. Wir werden allmählich alle sehr zahm. Aber nicht zu zahm. Vielleicht noch nicht so zahm, daß man uns streicheln kann.« Er lachte, dann hustete er. Schließlich drehte er sich um und sagte: »Destri, du bleibst bei diesem Mann! Ich muß mich um andere Dinge kümmern. Zur Unterzeich-nung bin ich wieder hier.«
Die Reiter konnten den Rauch des brennenden Dorfes Turnat schon aus mehreren Ayas Entfernung sehen.
Sie waren zu spät gekommen. Der junge Peshtak stand müde im Sattel auf und legte die Hand über die Augen. »Diese dreckigen Schweinsohrenfresser«, stieß er hervor. »Jetzt sind wir so weit geritten ...«
»Schade«, sagte Garet durch die zusammengebissenen Zähne. »Aber es ist noch nicht vorüber. Wir sind mitten in einer schlimmen Zeit. Einiges können wir noch tun. Paß auf, ob du jemand von euren Leuten siehst, die geflohen sind. Und von den anderen.
Wir müssen noch näher heran. Aber jetzt zu Fuß. Die Pferde sind erledigt.«
In Turnat stellte sich Sharitan auf einen Tisch, um die Zerstörung zu leiten. An einem hastig errichteten Ge-rüst waren sieben Peshtak-Männer aufgehängt, ihre Leichen schwangen hin und her und drehten sich im kalten Wind. Andere waren hintereinander aufgestellt und warteten, bis sie an die Reihe kamen. Die Hauptstraße war mit Leichen übersät, darunter auch Frauen und Kinder. Die Innanigani hatten rings um die Stadt bis weit draußen in den Feldern einen Wachenkreis aufgestellt. Andere räumten die Ernte aus, packten, soviel sie konnten, auf Lastschlitten und verbrannten den Rest. Bei den Bäumen hoben die Innanigani vier Gräber aus, und neun Verwundete, die in Peshtak-Pelzdecken gehüllt dalagen, bewiesen, daß auch die Eindringlinge nicht ungeschoren da-vongekommen waren.
Die Innanigani waren offensichtlich am Ende ihrer Kräfte.
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