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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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muss natürlich auch noch seinen
Senf dazugeben: »Ich finde, Katjas Rundungen gehören zu ihr wie …«
    »… Linus«, ergänze ich, als ihm wieder einmal nichts Kreatives
einfällt.
    Cora sieht mich immer noch an.
    »Was für ein Grünzeug hast du dir denn da in die Hosentasche
gesteckt, Minze?«
    Ich blicke an mir herab und sehe tatsächlich einen Fitzel von Heins
illegaler Ernte aus meiner Hosentasche herauslugen.
    Meine Güte, was diese Frau alles sieht.
    Ich ziehe das ganze vermaledeite Hanfblatt so heraus, das seine Form
für die beiden unerkennbar ist, zerquetsche es in der Hand und nicke.
    »Ich kaue tagsüber gern immer mal wieder darauf herum«, sage ich.
»Das hält Atem und Gedanken frisch.«
    »Du steckst voller Überraschungen«, bemerkt Marcel, »ist mir an dir
noch nie aufgefallen.«
    »Wie denn auch? Tagsüber arbeitest du.«
    Wie gut, dass er gerade einen Zigarillo geraucht hat! Das dürfte
seinen Geruchssinn ausreichend getrübt haben.
    Aus Angst vor gewissen Ausdünstungen an meiner Hand folge ich dem seltsamen
Paar mit Abstand vor die Tür und versuche, den Stich nicht zu spüren, der mir
von irgendwoher versetzt wird, als Marcel Cora die Tür von seinem Jeep aufhält.
Eine Haremsdame aus Krewinkel, denke ich, eine magere Kräuterhexe mit eisgrauem
Stoppelhaar wird ihm schon nicht gefährlich werden. Kurz geht mir durch den
Kopf, dass die schöne Gaby mit ihrem Kastanienwallawallahaar und ihrer 36er-Größe
wohl dasselbe von mir und ihrem Hans-Peter gedacht hätte. Wenn sie denn von mir
überhaupt gewusst hat, was ich arg bezweifele.
    Der randvoll gesättigte Linus trottet hinter mir her und reibt
seinen Kopf an meinem Bein. Irgendwie tut das gut.
    Ein Zittern durchfährt meinen Körper. Es ist plötzlich sehr kalt
geworden. Ich sehe meinen Atem. Und Hans-Peters Wagen, der mit offenem Verdeck
immer noch vor meinem Restaurant parkt. Ein weiterer Winter auf der Schneifel
steht mir bevor, und bis dahin will und muss ich mein Restaurant eröffnet
haben. Von meinem kleinen Erbe kann ich schließlich nicht ewig leben.
    Aber wie soll ich das schaffen, wenn mein Haushandwerker, der
Lebensgefährte meines Geschäftsführers, jetzt wegen Mordverdachts festsitzt?
Mein Exgeliebter meine Kellnerin wuschig macht und mit seiner Anwesenheit,
seinem Enkel und seiner verschwundenen Ehefrau nervt? Es wird Zeit, dass ich
mich wieder auf meine Aufgaben besinne.
    Die Liebe zum Kochen ungewöhnlicher Gerichte, mein ursprünglicher
Grund, ins Gastronomiegewerbe einzusteigen, erscheint mir jetzt nach dem Antrag
auf eine Gaststättenkonzession ein lächerlicher Grund für die Eröffnung eines
Restaurants zu sein.
    Die Behörden interessiert nicht, ob man gut oder interessant kochen
kann. Die bestehen auf Mindestdeckenhöhen, Toilettenanlagen und
Brandschutzbestimmungen, von denen mir eine abenteuerlicher als die nächste
erscheint. Hein hatte mir als mein Teilhaber eigentlich die ganze Bürokratie abnehmen
wollen, zumal er über die erforderliche IHK-Bescheinigung verfügt, die ihm Kenntnisse der Grundzüge des Lebensmittelrechts bescheinigt.
Dass ich Unerfahrene, Leichtsinnige oder Willensschwache
ausbeuten werde, dem Missbrauch geistiger Getränke, dem Glücksspiel oder der
Unsittlichkeit Vorschub leisten werde , wie es in der Vorschrift so schön
heißt, ist bei mir sicherlich nicht zu erwarten. Dem Trunke
erlegen bin ich ebenfalls nicht, auch wenn ich einen guten Schluck
Whisky durchaus schätze, wie ein gewisser belgischer Polizist bestätigen
könnte. Aber der ist für mein Restaurant auf bundesdeutschem, nordrhein-westfälischen
Gebiet ja auch nicht zuständig. Der hat gerade eine etwas aufdringliche neue
Bekannte in Krewinkel abgesetzt. Hoffentlich.
    Polizeiliche Führungszeugnisse und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung
des Finanzamtes liegen jedenfalls schon lange vor, kehre ich in Gedanken wieder
zu meinem Restaurant zurück.
    »Der Umgang mit Beamtenegos ist meine Spezialität«, hatte Hein
anfangs getönt, aber als uns eine neue Auflage nach der nächsten ins Haus
flatterte, wurde er immer kleinlauter. Und jetzt hat er andere Sorgen. Ich ahne
schon, dass die Restauranteröffnung abermals verschoben werden muss.
    In der Küche lasse ich alles stehen und liegen, soll Gudrun doch
aufräumen, wenn sie ihrem neuen Lover das Frühstück bereitet. Ich greife nach
meiner Handtasche, knipse das Licht erst aus, dann wieder an und werfe die
Haustür ins Schloss. Abschließen ist unnötig. Auf der Kehr wird man

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