Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
unter
anderen Umständen zum Lachen gewesen wäre: »Dieses Tor scheint ihn nicht umgebracht
zu haben. Vielleicht war er schon vorher tot. Möglicherweise ein Herzinfarkt am
Steuer, das wird sich schnell herausstellen. Kannst du nicht doch was mit dem
Namen Holger Eichhorn anfangen?«
»Er hat sich mir nicht vorgestellt«, antworte ich. »Überhaupt war er
sehr unhöflich. Vor zwei Stunden ist er bei mir aufgetaucht, angeblich auf der
Suche nach Herrn Kellenhusen. Hat an seinem Auto herumgefummelt und so getan,
als sei er ein alter Freund. Ich fand den Kerl ziemlich zwielichtig. Und Herr
Kellenhusen behauptet, ihn nicht zu kennen. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Dann werden wir uns deinen Klaus-Dieter mal vornehmen«, sagt
Marcel.
»Du redest wie Cora«, entgegne ich vorwurfsvoll. »Er heißt
Hans-Peter und sitzt gerade in der Sauna seines Zimmers im Burghaus Kronenburg.
In drei Stunden kommt er zu mir auf die Kehr, um sein Baby abzuholen.«
Marcel blickt auf die Uhr.
»Gut, ich werde da sein. Muss sowieso noch meinen Rapport fürs
Dossier schreiben. Wir sehen uns also in drei Stunden in deinem Privathaus. Du
bringst den Mann dann am besten gleich rüber.«
Wieder einer seiner alten Tricks.
»Alles klar«, sage ich seufzend, »damit du ihn schon in Belgien
beharken kannst und nicht den Dienstweg über die Kollegen in Rheinland-Pfalz zu
bemühen brauchst.«
»NRW«, verbessert er mich. »Kronenburg gehört zu NRW, das solltest
du inzwischen gelernt haben.«
»Meinetwegen«, fauche ich ihn an. »Wenn du solche Kopfschmerzen
hättest wie ich, würdest du auch keine Grenzen mehr kennen. Was ist mit seiner
Frau?«
»Nichts Neues. Er hat bei den Euskirchener Kollegen zugegeben, dass
sie sich gestritten haben und sie ihn mit ihrer Abwesenheit bestrafen will. Sie
hat genug Cash dabei, für sich von dem Streit in Frankreich oder Luxemburg zu
erholen. Wir haben bei den dortigen Behörden bereits Meldung gemacht.«
»Und das Blut am Bunkerstein?«
»Reicht nicht für eine Festnahme. Beweist nur, dass sie vor Ort
gewesen ist.«
»Spuren?«
»Viele. Deine zum Beispiel.«
»Ach, werde ich wieder mal verdächtigt?«
Geräuschvoll stößt Marcel Luft aus.
»Wenn du unbedingt wieder im Mittelpunkt stehen willst«, bemerkt er
genervt. »Aber ich kann dich beruhigen. Es gibt keine Schleifspuren oder
Hinweise darauf, dass du einen leblosen Körper weggeholt hast. Noch
irgendwelche Fragen? Ich muss hier nämlich weitermachen.«
»Entschuldige, dass ich dich dabei störe«, fahre ich ihn an. » Du hast mich schließlich hierherbestellt. Aber wie ich
sehe, brauchst du mich gar nicht. Und wo ist eigentlich Cora?«
Er zuckt mit den Achseln. »Woher soll ich das wissen? Sucht
wahrscheinlich irgendwelche Kräuter im Wald. Ich habe zu tun. Wir sehen uns
später.«
Ich sitze schon in meinem Wagen, als er mir noch etwas
hinterherruft: »Gute Besserung!«
Da erst merke ich, dass das Hämmern hinter meiner Stirn tatsächlich
nachgelassen hat. Muss die frische Eifeler Luft sein.
Ich hätte große Lust, gleich nach Kronenburg zu fahren und
Hans-Peter mit der Erkenntnis zu konfrontieren, dass der alte Freund, mit dem
er nichts zu tun haben will, auf gewaltsame Weise das Zeitliche gesegnet hat.
Aber ich beherrsche mich. Drei Stunden sind eine lange Zeit. Es widerstrebt
mir, diesen Mann so lange auf meinem Terrain um mich zu haben. Noch dazu in
Gegenwart einer kuhäugigen Gudrun, die alles daransetzen wird, ihn zu umgarnen
und zu verteidigen. Mich nervt das alles. Ich mache also wieder eine Rundtour,
diesmal durch das etwas dichter besiedelte NRW.
Als ich später in den Hof der Einkehr fahre,
treten Jupp und Hein gerade vor die Tür. Gespannt kommen sie auf mich zu.
»Was ist denn in Krewinkel passiert?«, fragt Hein, der sich dem
Anlass entsprechend das Haar blauschwarz gefärbt hat und mit dunkellila Schuhen
prunkt. Jupp trägt ein neues dunkelblaues Hemd und blank polierte Schuhe. Sein
ergrauendes Haar hat er sich mit Gel verklebt. »Gudrun sagt, du bist Hals über
Kopf davon, weil Marcel dich angerufen hat. Sie tat sehr geheimnisvoll und ist
voller Sorge um dich.«
»Es gab einen weiteren seltsamen Todesfall«, gebe ich müde zurück.
Gudrun sollte nicht so viel reden.
»Mord?«, fragt Jupp mit einer Stimme, die sowohl verzweifelt als
auch hoffnungsvoll klingt. Jeder Mord, der nicht ihm angelastet werden kann,
kommt ihm in seiner Lage wohl recht.
Ich schüttele den Kopf.
»Autounfall. Vielleicht auch Herzinfarkt, weiß
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