Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
mußten, bildeten den Schluß der Gruppe.
»Da ist Wasser auf dem Boden«, sagte Hamm.
»Na und?« entgegnete D’Agosta.
»Wenn hier Wasser fließt, dann gibt es keine Spuren.«
»Man hat mir gesagt, daß wir hier mit Pfützen rechnen müssen«, erklärte D’Agosta. »Nur wenn es regnet, fließt das Wasser richtiggehend durch die Stollen. Und seit der Tat hat es nicht mehr geregnet.«
»Dann ist es ja gut«, sagte Hamm.
Sie kamen an eine Stelle, wo vier Stollen aufeinanderstießen.
D’Agosta mußte wieder die Blaupausen konsultieren.
»Das habe ich mir fast gedacht, daß Sie jetzt da nachsehen müssen«, sagte Hamm.
»Ach ja?« entgegnete D’Agosta. »Dann habe ich eine nette kleine Überraschung für Sie. Die unteren Kellergeschosse sind nämlich auf diesen Blaupausen gar nicht eingezeichnet.«
Dann begann auf einmal einer der Hunde zu winseln und intensiv zu schnüffeln, und Hamm wurde hellwach. »Dorthin, schnell!«
Die Hunde winselten immer aufgeregter. »Sie haben etwas!« sagte Hamm. »Hier muß es eine ganz klare Spur geben. Sehen Sie nur, wie sich ihre Nackenhaare sträuben! Leuchten Sie doch mit Ihrer Taschenlampe nach vorn, ich kann ja überhaupt nichts sehen.«
Die Hunde zerrten an ihren Leinen und schnüffelten nun mit erhobenen Nasen in die Luft.
»Da, sehen Sie’s? Der Geruch hängt in der Luft. Spüren Sie den leichten Hauch auf Ihrer Haut? Ich hätte die Spaniels mitnehmen sollen, sie sind unschlagbar, wenn es um solche Gerüche geht.«
Die Polizisten schlüpften an den Hunden vorbei. Einer richtete den Strahl seiner Taschenlampe nach vorne, der andere hielt die Schrotflinte schußbereit. Vor ihnen gabelte sich der Stollen, und die Hunde zogen stark nach rechts, wobei sie fast zu rennen anfingen.
»Langsam, Mr. Hamm. Möglicherweise befindet sich ein Mörder vor Ihnen«, sagte D’Agosta.
Die Hunde fingen plötzlich laut zu bellen an. »Sitz!« schrie der Hundeführer. »Bei Fuß! Castor! Pollux!
Fuß,
verdammt noch mal.« Die Hunde zogen nach vorn und achteten nicht auf seine Befehle. »Hamm, du mußt mir hier vorn helfen!«
»Was ist denn bloß in euch gefahren?« schrie Hamm, watete zu den Hunden, die völlig aus dem Häuschen waren und versuchte, sie bei den Halsbändern zu packen. »Castor,
Fuß!
«
»Bringen Sie sie zum Schweigen«, fauchte D’Agosta.
»Er hat sich losgerissen«, schrie der Helfer, und einer der Hunde raste fort in die Dunkelheit. Sie liefen dem sich entfernenden Geräusch hinterher.
»Riechen Sie das?« fragte Hamm und blieb abrupt stehen. »Gott im Himmel,
riechen
Sie das?«
Auf einmal umgab sie ein scharfer, ziegenartiger Geruch. Der zweite Hund wurde völlig wild vor Aufregung, sprang hoch und wand sich und riß sich plötzlich auch los.
»Pollux!
Pollux!
«
»Warten Sie«, sagte D’Agosta. »Vergessen Sie einen Augenblick mal die verdammten Köter. Lassen Sie uns ein bißchen Ordnung in die Angelegenheit bringen. Ihr zwei geht wieder nach vorn. Waffen entsichern!«
Die beiden Polizisten luden ihre Schrotgewehre durch.
In der hallenden Dunkelheit vor ihnen wurde das Gebell immer leiser, bis es schließlich ganz aufhörte. Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann ertönte ein schreckliches, fast unnatürliches Kreischen, das ein wenig an quietschende Reifen erinnerte, aus dem pechschwarzen Stollen. Die beiden Polizisten sahen sich an. Das Geräusch endete so plötzlich, wie es begonnen hatte.
»Castor!« schrie Hamm. »O mein Gott. Er ist verletzt!«
»Treten Sie zurück, Hamm, verdammt noch mal!« befahl D’Agosta.
In diesem Augenblick raste aus der Dunkelheit ein Schatten auf sie zu. Die beiden Polizisten schossen sofort. Zweimal blitzte grelles Mündungsfeuer auf, gefolgt von ohrenbetäubendem Krachen. Das Echo der Schüsse hallte durch die Stollen, und als es verklungen war, herrschte tiefe Stille.
»Sind Sie wahnsinnig? Sie haben gerade meinen Hund erschossen«, sagte Hamm mit ruhiger Stimme. Etwa zwei Meter entfernt vor ihnen lag Pollux, dem das Blut aus seinem fast weggeschossenen Kopf quoll.
»Er ist direkt auf mich zugekommen –« begann einer der Polizisten entschuldigend.
»Großer Gott«, sagte D’Agosta. »Hört sofort mit diesem Schwachsinn auf. Da vorne treibt sich irgend etwas herum.«
Etwa hundert Meter weiter entfernt stießen sie im Stollen auf die Überreste des zweiten Hundes. Er war in der Mitte fast auseinandergerissen worden, und seine Gedärme quollen aus dem zerfetzten Unterleib auf den feuchten
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