Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
erscheinen.«
»Aber wir haben zweitausendfünfhundert Angestellte –« protestierte Wright.
»Zweitens«, fuhr Pendergast ungerührt fort, »werden wir ab morgen den Zugang zum Museum einschränken, und zwar solange, wie die Untersuchung andauert. Für die Angestellten gilt ab sofort eine abendliche Sperrstunde, und zwar zu ihrer eigenen Sicherheit. Zumindest werden Sie ihnen das so darstellen.«
»Aber es werden momentan wichtige Forschungen durchgeführt, die –«
»Nummer drei –«, Pendergast deutete mit drei ausgestreckten Fingern lässig auf Wright, als wäre seine Hand eine dreiläufige Pistole. »Möglicherweise müssen wir das Museum von Zeit zu Zeit ganz oder teilweise sperren. Kann sein, daß nur die Besucher es nicht betreten dürfen, möglicherweise müssen aber auch die Angestellten draußen bleiben. Solche Maßnahmen können auch ganz kurzfristig vonnöten sein. Wir erwarten dabei Ihre volle Unterstützung.«
Wright wurde immer wütender. »Das Museum ist nur an drei Tagen im Jahr geschlossen: an Weihnachten, Neujahr und Thanksgiving«, sagte er. »Was Sie verlangen, war noch nie da. Es wird einen fürchterlich schlechten Eindruck machen.« Er warf Pendergast einen langen, taxierenden Blick zu. »Außerdem bin ich nicht davon überzeugt, daß Sie das Recht haben, so etwas anzuordnen. Ich finde, wir sollten –« Er hielt inne. Pendergast hatte das Telefon abgehoben.
»Was wollen Sie denn damit?« verlangte Wright zu wissen.
»Ich finde diese Angelegenheit langsam etwas ermüdend, Dr. Wright. Vielleicht sollten wir sie gleich mit dem Staatsanwalt klären.«
Pendergast fing an zu wählen.
»Einen Moment noch«, sagte Wright. »Ich bin mir sicher, daß wir das auch untereinander ausmachen können.«
»Das liegt ganz an Ihnen«, sagte Pendergast, während er die letzten Ziffern wählte.
»Um Himmels willen, legen Sie doch endlich den Hörer wieder auf«, sagte Wright ärgerlich. »Natürlich werden wir mit Ihnen zusammenarbeiten – in vernünftigem Umfang, versteht sich.«
»Sehr gut«, sagte Pendergast. »Und wenn Sie in Zukunft der Meinung sein sollten, daß unsere Maßnahmen unvernünftig sind, dann können wir diesen Anruf jederzeit nachholen.« Er legte den Hörer sanft wieder auf die Gabel.
»Wenn ich mit Ihnen zusammenarbeiten soll«, fuhr Wright fort, »dann habe ich meines Erachtens auch ein Recht darauf, darüber informiert zu werden, was Sie seit diesem letzten abscheulichen Vorfall unternommen haben. Soweit ich es beurteilen kann, haben Sie so gut wie keine Fortschritte gemacht.«
»Aber gerne, Doktor«, sagte Pendergast. »Was wollen Sie im einzelnen wissen?« Er blickte auf die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Ihren Stechuhren zufolge muß Jolley, das jüngste Opfer, kurz nach halb elf gestern nacht gestorben sein«, sagte er. »Die Autopsie müßte das eigentlich bestätigen. Er wurde in ähnlicher Weise zerfleischt wie die beiden anderen Opfer. Jolley fand den Tod auf einer Dienstrunde, obwohl das Treppenhaus, in dem er ermordet wurde, nicht zu seinem vorgeschriebenen Rundgang gehörte. Vielleicht ist er einem verdächtigen Geräusch oder etwas Ähnlichem nachgegangen. Möglicherweise hat er aber auch einen Joint geraucht. Wir haben einen vor kurzem gerauchten Stummel neben dem Türstock im Innenhof gefunden. Natürlich werden wir Jolleys Leiche auf Spuren von Drogenkonsum untersuchen lassen.«
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, stöhnte Wright. »Aber haben Sie denn nicht irgendwelche
verwertbaren
Spuren gefunden? Was ist denn mit diesen Geschichten von einem wilden Tier? Sie –«
Pendergast hob die Hand und wartete darauf, daß Wright verstummte. »Darüber möchte ich lieber nicht spekulieren, bis wir die vorhandenen Spuren von Experten haben beurteilen lassen. Vielleicht könnten uns da ja einige Angestellte des Museums unter die Arme greifen. Aber vorab zu Ihrer Information: Wir haben bisher noch keine Anzeichen dafür, daß sich hier irgendeine Art von Tier herumtreibt.«
»Jolleys Leiche wurde zwar am Fuß der Treppe gefunden, aber es ist klar, daß er viel weiter oben angegriffen wurde, denn Blut und Gedärme wurden auf fast allen Stufen gefunden. Er ist entweder hinuntergefallen oder irgendwer hat ihn die Treppe hinabgeschleift. Aber verlassen Sie sich da nicht auf mich, Dr. Wright«, sagte Pendergast und nahm einen braunen Umschlag vom Schreibtisch. »Sehen Sie sich die Sache lieber mit eigenen Augen an.« Er zog ein glänzendes Foto aus
Weitere Kostenlose Bücher