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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dachte er und tastete in seiner Jackettasche nach seinem Taschenmesser. Ihm würde niemand seine Brieftasche klauen, auch wenn heute abend gar kein Geld mehr darin war.
    Auf einmal erwachte der Lautsprecher an der Stirnseite des Waggons zum krächzenden Leben. »Achtung, Fahrgäste«, verkündete eine kaum verständliche Stimme. »Wegen eines Signalfehlers kommt es zu einer kurzen Verzögerung. In wenigen Augenblicken werden wir weiterfahren.«
    »Wer's glaubt, wird selig«, schnaubte Kolb verächtlich.
    Trumbull verschränkte die Arme über der Brust und schloß wieder die Augen. Sein Kopfweh wurde stärker, und die stickige Hitze war kaum zu ertragen.
    »Und für dieses Dampfbad verlangen die eineinhalb Dollar«, schimpfte Kolb. »Das nächstemal nehmen wir gleich ein Taxi, nicht wahr, Bill?«
    Trumbull nickte geistesabwesend und sah auf seine Uhr. Es war Viertel vor eins.
    »Kein Wunder, daß die Leute über die Drehkreuze springen und schwarzfahren«, keifte Kolb.
    Trumbull nickte wieder und fragte sich, wie er Kolb wohl zum Schweigen bringen konnte. Dann hörte er ein Geräusch von außerhalb des Waggons und blickte gelangweilt aus dem Fenster. Aus der Dunkelheit des Tunnels kam eine Gestalt an den Gleisen entlang auf ihn zu. Sicher ein Arbeiter, der das Signal wieder in Ordnung bringt, dachte Trumbull. Wenn es das überhaupt ist. Hoffentlich ist nicht der ganze Zug kaputt, sonst hocken wir hier bis ...
    Trumbull zuckte zusammen. Die Gestalt war jetzt so nahe an seinem Fenster, daß er sie deutlich erkennen konnte. Es war gar kein Arbeiter, sondern eine Frau in einem langen weißen Kleid. Als sie an seinem Fenster vorbeistolperte, sah Trumbull, daß ihr Kleid auf dem Rücken einen großen dunklen Blutfleck hatte. »Hast du das gesehen?« fragte er Kolb.
    »Was denn?«
    »Na die Frau, die eben am Gleis entlanggerannt ist.«
    »War heute abend wohl ein Drink zuviel, Billy Boy«, bemerkte Kolb mit einem süffisanten Grinsen.
    Trumbull stand auf, streckte den Kopf aus dem Fenster und spähte das Gleis entlang nach hinten. Von der Frau war nichts mehr zu sehen, und auch die beiden anderen Leute im Wagen schienen sie nicht bemerkt zu haben.
    Was ging hier vor? War die Frau überfallen worden? Trumbull blickte wieder nach draußen, aber der Tunnel war still und leer.
    »Wie lange dauert das denn noch?« fragte Kolb und sah auf seine goldene Rolex.
    Trumbulls Kopfschmerz war jetzt fast unerträglich. Mit einem hatte Kolb recht: Er hatte weiß Gott genug getrunken, um irgendwelche Halluzinationen zu haben. Und das war nun schon das dritte Mal in dieser Woche.
    Vielleicht sollte er in Zukunft etwas kürzertreten. Wahrscheinlich war die Frau doch nur ein Arbeiter mit einem roten Rucksack oder sonst irgendwas auf dem Rücken gewesen. Und warum eigentlich keine Arbeiterin?
    Heutzutage machten Frauen ja die unmöglichsten Jobs. Trumbull schaute durch die Verbindungstür in den nächsten Waggon, in dem nur ein einziger Fahrgast saß und gelangweilt ins Leere starrte. Alles war ruhig.
    Wenn wirklich ein Überfall oder sonstwas geschehen wäre, dann hätte der Fahrer sicher eine Durchsage gemacht.
    Trumbull setzte sich wieder, schloß die Augen und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, daß seine Kopfschmerzen verschwanden. Normalerweise fuhr er gern mit der U-Bahn. Man brauchte sich um nichts zu kümmern, kam relativ rasch ans Ziel und konnte auf der Fahrt seinen Gedanken nachhängen. Erst jetzt, wo er ohne befriedigende Erklärung in einem stickig-warmen Tunnel festsaß, fiel Trumbull plötzlich ein, wie tief unter der Erde sich das Gleis der Expreßstrecke befand. Außerdem schätzte er, daß er mindestens einen Kilometer vom nächsten Bahnhof entfernt war.
    Und dann hörte er das Geräusch. Zuerst klang es wie das Bremsenkreischen eines weit entfernten U-Bahnzugs, aber als Trumbull genauer hinhörte, erkannte er, dali es ein Schrei war, der seltsam verzerrt von den Tunnelwänden widerhallte.
    »Was, zum Teufel ...?« fragte Kolb und sprang auf. Die Kellnerin blickte sich beunruhigt um, und selbst der coole schwarze Junge öffnete ein Auge.
    Es folgte eine gespannte Stille, in der alle hinaus in den dunklen Tunnel horchten. Ein weiterer Schrei kam jedoch nicht.
    »Großer Gott, Bill, hast du das gehört?« fragte Kolb schließlich.
    Trumbull sagte nichts. Vermutlich war jemand beraubt, möglicherweise sogar ermordet worden. Vielleicht war ja sogar der Alptraum eines jeden U-Bahn-Passagiers Wirklichkeit geworden, und eine

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