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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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einer leeren Bierflasche auf ihn eindreschen wollte. Kurz entschlossen verpaßte Smithback ihm einen Magenschwinger, und erst als sein Gegner einen lauten Schmerzensschrei ausstieß, erkannte der Reporter, daß er gerade eine Frau geschlagen hatte. »Entschuldigung, Madam«, murmelte er und drängte weiter durch die Menge.
    Er schlängelte sich an einer Gruppe laut brüllender junger Männer in zerfetzten Maßanzügen vorbei, rammte einem von ihnen den Ellenbogen in die Rippen und erreichte den Gehsteig von Central Park South, wo zerbrochenes Schaufensterglas unter seinen Füßen knirschte. Hier, am Rand des Getümmels, ging es nicht mehr ganz so brutal zu. Als Smithback die Statue erreichte, stieg er auf den Sockel und zog sich an Shakespeares bronzenen Beinen nach oben. Den ätzenden Taubendreck vermied er, so gut es ging. Dann kletterte er auf die breiten Schultern des großen Dichters.
    Der Blick, der sich ihm von hier aus bot, war atemberaubend und beklemmend zugleich: Der Tumult hatte sich über mehrere Blocks vom Broadway und Central Park South ausgebreitet. Immer noch krabbelten neue Maulwürfe aus allen möglichen Notausstiegen des U-Bahnhofs Columbus Circle. Smithback hatte noch nie so viele Obdachlose auf einem Haufen gesehen, ganz zu schweigen von alkoholisierten Jungbankern.
    Von seinem Beobachtungsposten aus konnte er jetzt auch die älteren Demonstrationsteilnehmer entdecken, die den eigentlichen Kern der Aktion »Säubert New York« ausmachten. Sie hatten sich geordnet in Richtung auf die Amsterdam Avenue abgesetzt, wo sie verzweifelt versuchten, Taxis zu finden, um dem Kampfgetümmel zu entfliehen. Die jüngeren Demonstranten und die Obdachlosen aber gingen noch immer mit Fäusten, Knüppeln, Eisenrohren und Wurfgeschossen aufeinander los. Überall hatten sich laut schreiende, ineinander verkeilte Gruppen gebildet, und immer wieder sah Smithback Leute am Boden liegen, die bewußtlos und möglicherweise sogar tot waren. Blut hatte sich mit Glasscherben und Müll gemischt.
    Von außen bahnten sich jetzt vereinzelte Polizisten einen Weg durch das Getümmel, aber es waren bei weitem nicht genug, um die Kämpfenden voneinander zu trennen. Zudem verlagerten sich die Auseinandersetzungen langsam immer weiter in den Park hinein, wo sie in der Dunkelheit praktisch nicht mehr unter Kontrolle zu bringen waren. Wo steckt denn bloß die ganze Polizei? fragte sich Smithback verwundert. Einerseits war er entsetzt darüber, wie rasch die Situation eskaliert war, andererseits spürte er, wie eine merkwürdige Hochstimmung in ihm aufkeimte. Was würde das für eine gute Geschichte abgeben?
    Von seinem Beobachtungsposten aus ließ er seinen Blick überall umherschweifen, um so viele Eindrücke wie nur irgend möglich aufzunehmen. Sein Kopf begann bereits, sich die Grundzüge eines Artikels zurechtzulegen.
    Irgendwie kam es ihm so vor, als würden die Obdachlosen, trotz ihrer sehr viel schlechteren körperlichen Verfassung, bei dem Kampf langsam die Oberhand gewinnen. Unter wildem, wütendem Geschrei drängten sie immer mehr Demonstranten in den dunklen Central Park.
    Weil in dem Kampfgetümmel bereits mehrere Kameras zu Bruch gegangen waren, hatten sich die Fernsehteams zu einer schützenden Phalanx zusammengerottet, aus der heraus sie im Licht mitgebrachter Videolampen ihre Aufnahmen machten.
    Andere wiederum hatten sich mit langen Teleobjektiven auf den Dächern umliegender Häuser eingerichtet, um das Geschehen aus sicherer Entfernung zu dokumentieren.
    Auf einmal sah Smithback mitten im Getümmel eine Abteilung uniformierter Polizisten, die zwei Männern in Zivil einen Weg durch die Menge bahnten. Einen von ihnen erkannte er als Captain Waxie, neben dem ein kleiner, verängstigt wirkender Mann mit einem Schnurrbart ging.
    Was wollen die denn hier? fragte sich Smithback, während die Polizisten sich mit ihren Schlagstöcken eine Schneise durch die Kämpfenden freischlugen. Sein journalistischer Instinkt sagte ihm, daß hier etwas Merkwürdiges vorging. Die Polizisten taten nichts, um die Kämpfenden zu trennen, sondern strebten ganz eindeutig einem bestimmten Ziel zu. Als sie am Eingang zum Park freie Bahn hatten, schlugen sie eine so schnelle Gangart ein, daß der fette Waxie Mühe hatte, überhaupt mit ihnen mitzuhalten. Wo immer sie hinwollten, sie hatten es verdammt eilig.
    Smithback überlegte sich, was es für die Polizei jetzt wohl Wichtigeres geben konnte, als die zu seinen Füßen tobende Staßenschlacht zu

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