Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
sind.«
Der Agent blickte stirnrunzelnd von seiner Zeitschrift auf und machte Anstalten, sich zu erheben.
»Wo sind die beiden eigentlich hingegangen?« fragte Margo rasch. »Special Agent Pendergast hat etwas von der Sektion C gesagt.«
Die Erwähnung von Pendergasts Namen hatte den gewünschten Effekt. Der Agent ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken und beantwortete Margos Frage. »Nehmen Sie den Aufzug Nummer vier und fahren Sie zwei Stockwerke nach oben. Dort halten Sie sich links.«
Margo dankte ihm und eilte zum Lift am Ende des Korridors.
Als sie in die Kabine stieg, sah sie auf die Uhr. Verdammt. Sie hatte keine Zeit mehr, um Pendergast zu suchen. Entschlossen drückte sie den Knopf fürs Erdgeschoß und wartete ungeduldig, bis die Tür sich wieder öffnete. Fast wäre sie durch die große Eingangshalle gesprintet, ließ das aber angesichts der vielen Wachen doch lieber bleiben. Schnellen Schrittes ging sie zum Portier, gab ihren Besucherausweis zurück und trat hinaus in die feuchtwarme Nacht. Draußen rannte sie zum nächsten Taxi und sprang hinein.
»Zur Ecke 59th Street und Lexington Avenue«, stieß sie hervor, noch bevor sie die Tür richtig geschlossen hatte.
»Gerne«, antwortete der Taxifahrer, »aber es wird eine Weile dauern, das sage ich Ihnen lieber gleich. Am Park ist irgendeine Demonstration oder eine Massenschlägerei oder so was im Gange, jedenfalls sind ringsum die Straßen so dicht wie die Arschbacken eines Bullen, wenn er strammstehen muß.«
»Dann lassen Sie sich was einfallen«, sagte Margo und legte einen Zwanzigdollarschein auf den Beifahrersitz.
Der Fahrer gab Gas und raste zur First Avenue, wo er nach Norden abbog und sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit an den anderen Fahrzeugen vorbeischlängelte. Sie schafften es bis zur 47th Street, wo der Verkehr zum völligen Stillstand gekommen war. In sechs Spuren standen Autos und Lastwagen mit laufenden Motoren und hupten, was das Zeug hielt Margo packte ihre Umhängetasche, stieg aus und rannte auf dem Gehsteig weiter. Durch das Hupen glaubte sie die weit entfernten Geräusche von schreienden Menschen zu hören.
Nach sieben Minuten erreichte sie die U-Bahn-Station am Kaufhaus Bloomingdale's. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete sie die Treppe hinunter und drängte sich, so gut es ging, an den Nachtschwärmern vorbei, die aus den Bars in der Innenstadt nach Hause strebten. Sie atmete schwer vom schnellen Laufen, und der Riemen der schweren Umhängetasche schnitt sich schmerzhaft in ihre Schulter. An der Sperre nahm Margo eine Wertmarke aus der Hosentasche, steckte sie in den Schlitz am Drehkreuz und hetzte die Stufen hinunter zum Bahnsteig. Eine kleine Gruppe von Fahrgästen stand in der Nähe der Treppe, wo das Licht am hellsten war.
»Habt ihr diese Typen gesehen?« fragte gerade eine junge Frau in einem T-Shirt der Columbia University.
»Was hatte der eine bloß für ein merkwürdiges Gerät auf dem Rücken?«
»Vielleicht versprühen die damit Rattengift«, antwortete ihr Begleiter. »Die Viecher sind wieder eine echte Plage geworden. Erst neulich habe ich im Bahnhof West Fourth Street eine gesehen, die so groß war wie ein ausgewachsener ...«
»Wo sind die Männer hin?« unterbrach ihn Margo atemlos.
»Sind auf die Gleise der Expreßlinie gesprungen und Richtung Innenstadt in den Tunnel gelaufen ...«
Margo rannte zum Nordende der Plattform, wo sich die Gleise in der Dunkelheit verloren. Zwischen den Schwellen waren kleine Pfützen, in denen sich das grüne Licht eines Signals widerspiegelte. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß kein Zug kam, sprang sie hinunter aufs Gleis.
»Noch so eine Verrückte«, hörte Margo jemanden auf dem Bahnsteig sagen. Sie rückte ihre Umhängetasche zurecht und sprintete los, wobei sie darauf achtete, daß sie auf dem losen Schotter zwischen den Schwellen nicht ins Straucheln kam. Im Laufen hielt sie in dem dunklen Tunnel Ausschau nach Pendergast und den anderen. Sie öffnete den Mund, um nach dem FBI-Agenten zu rufen, aber dann fiel ihr plötzlich ein, daß auf diesem Gleis sich auch das U-Bahn-Massaker ereignet hatte.
Da spürte sie von hinten einen Windstoß. Sie drehte sich um und sah, wie in der Ferne die Lichter eines Zuges aufta uchten und rasch größer wurden. Margo rannte noch schneller. Der Expreßzug würde nur kurz in dem Bahnhof halten und dann sich wieder in Bewegung setzen. Und zwar in ihre Richtung.
Weil weder ein Eingang zu einem Seitenstollen
Weitere Kostenlose Bücher