Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
ihrem Lebensnerv.«
»Na schön, Dr. Green«, seufzte Pendergast. »Geben Sie mir das Zeug. Wir werden die Flaschen unter uns aufteilen.«
»Nein, das werden Sie nicht«, widersprach Margo. »Ich werde die Flaschen tragen. Ich komme nämlich mit.«
»Ich höre einen Zug!« unterbrach Mephisto die Auseinandersetzung.
Pendergast packte Margo am Arm. »Ich habe Ihnen doch vorhin schon erklärt, daß ...«
»Jetzt bin ich schon so weit gekommen«, sagte Margo und war erstaunt, wie weitend und entschlossen ihre Worte klangen.
»Ich lasse mich nicht mehr von Ihnen zurückschicken. Und erzählen Sie mir jetzt nicht noch mal, wie gefährlich diese Unternehmung ist. Wenn Sie wollen, gebe ich es Ihnen schriftlich, daß ich mich Ih nen auf eigene Verantwortung anschließe.«
»Das ist nicht nötig, Dr. Green, Pendergast seufzte noch tiefer als vorhin. »Dann kommen Sie in Gottes Namen eben mit, aber vergeuden Sie nicht noch mehr von unserer knappen Zeit mit derartigen Diskussionen. Mephisto, führen Sie uns nach unten.«
54
Smithback lauschte starr vor Angst in den dunklen Tunnel hinein. Da waren sie wieder, die Schritte, von denen er nicht genau sagen konnte, ob sie näher kamen oder sich entfernten.
Er hörte sie nun schon eine geraume Zeit. Der Journalist atmete tief durch und schluckte ein paarmal, um sein Herz zu beruhigen, das ihm bis zum Halse schlug. Ohne Licht hatte er sich im Gewirr der schmalen Tunnels heillos verlaufen und wußte längst nicht mehr, ob er in die richtige Richtung ging.
Es war gut möglich, daß er sich im Kreis bewegt hatte und jetzt den Wesen, die den fetten Polizei-Captain und seine Leute umgebracht hatten, direkt in die Arme lief. Dennoch sagte Smithback irgendwie sein Instinkt, daß er sich nach wie vor von der Szene des grauenhaften Gemetzels fortbewegte, auch wenn der Gang, dem er seit einiger Zeit folgte, ständig nach unten zu führte.
Smithback war sich sicher, daß es sich bei der häßlichen Kreatur, deren Gesicht er vorhin einen Moment gesehen hatte, um einen jener Wrinkler gehandelt hatte, die höchstwahrscheinlich für das U-Bahn-Massaker verantwortlich waren. Auch jetzt hatten sie innerhalb weniger Minuten vier Menschen umgebracht. Smithback glaubte noch immer, Waxies gellende Schreie zu hören, die so gräßlich von den Wänden des engen Schachtes widergehallt hatten.
Jetzt allerdings machte ihm ein anderes, sehr viel realeres Geräusch wesentlich größere Sorgen. Es waren die Schritte, die ihn zu verfolgen schienen und ganz eindeutig näher kamen.
Nun hatten sie ihn schon fast erreicht. In Panik wirbelte Smithback herum. Er schaute auf einmal in helles Licht, weiter hinten stand eine dunkle Gestalt. In seiner Verzweiflung bereitete sich der Journalist auf einen Kampf vor, von dem er nur hoffen konnte, daß er möglichst kurz und schmerzlos verlaufen würde.
Dann aber schrak die Gestalt zurück und stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Eine Taschenlampe fiel zu Boden und rollte scheppernd auf Smithback zu. In ihrem Schein erkannte der Reporter erleichtert den buschigen Schnurrbart des Mannes, der hinter Waxie die Leiter hinaufgeklettert war. Duffy hieß er, wenn Smithback sich richtig erinnerte. Offenbar war es ihm gelungen, seinen Verfolgern zu entkommen. Gott allein wußte, wie er das geschafft hatte.
»Beruhigen Sie sich, Mann«, flüsterte Smithback und hob die Taschenlampe auf. »Ich bin ein Journalist von der Post und habe gesehen, was passiert ist«
Duffy war zu verängstigt und erschöpft, um Smithback zu fragen, was er unter dem Reservoir im Central Park überhaupt zu suchen hatte. Schwer atmend ließ er sich auf den Ziegelboden des Tunnels sinken und warf alle paar Sekunden einen Blick über die Schulter nach hinten in die Dunkelheit.
»Wissen Sie, wie wir hier herauskommen?« fragte Smithback.
»Nein«, keuchte Duffy. »Oder halt, vielleicht doch. Helfen Sie mir auf.«
»Ich heiße Bill Smithback«, flüsterte der Journalist und beugte sich nach unten, um dem am ganzen Körper zitternden Duffy auf die Beine zu helfen.
»Stern Duffy, ich bin Ingenieur bei den Stadtwerken.«
»Wie haben Sie es geschafft, diesen Wesen zu entkommen?«
»Da hinten bei den Überlaufschiebern waren sie auf einmal nicht mehr da«, sagte Duffy, wobei ihm eine große Träne über sein schmutzverschmiertes Gesicht lief. »Mehr weiß ich auch nicht.«
»Wieso führen denn alle diese Tunnels nach unten?«
Duffy wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten
Weitere Kostenlose Bücher