Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Ausrüstung können Sie während der Fahrt anziehen.«
Snow eilte den beiden Männern hinterher. Sie machten nicht den Eindruck, als ob man ihre Aufforderung ungestraft ignorieren könne. »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wer Sie sind«, stieß er im Laufen hervor.
Der Mann, der mit ihm gesprochen hatte, war inzwischen an seinem Boot angekommen. »Commander Rachlin, Kommandeur vom SEAL Team Blau sieben. Und jetzt machen Sie, daß Sie ins Boot kommen.«
Als Snow über die niedrige Bordwand kletterte, wurde ihm auf einmal einiges klar. Die SEALS waren Kampftaucher der US-Marine, die fast ausschließlich für besondere Kommandounternehmen eingesetzt wurden.
Aber was hatten sie hier in New York zu suchen?
Der kräftige Innenbordmotor dröhnte los, und der Bootsführer steuerte das Fahrzeug hinaus auf den Fluß.
Commander Rachlin winkte Snow herbei. »Hier ist unser Einsatzplan«, sagte er und holte unter einem der aufklappbaren Sitze des Bootes ein Bündel wasserfeste Karten hervor. »Insgesamt sind wir vier Teams mit jeweils zwei Männern.« Der Commander hielt inne und drehte sich um. »Donovan!« rief er.
»Sir!« antwortete ein Mann und kam nach vorne. Selbst in seinem voluminösen Tauchanzug wirkte er dünn und drahtig.
Wegen der dick aufgetragenen schwarzen Schminke war es Snow unmöglich, seine Gesichtszüge zu erkennen.
»Donovan, Sie bilden zusammen mit Snow ein Team.«
Der Kampftaucher sagte nichts, was Snow als einen Ausdruck des Mißfallens interpretierte. »Um was geht es hier denn überhaupt?« fragte der Polizeitaucher.
»Um U. S.«, antwortete Rachlin.
»Wie bitte?«
»Um Unterwassersprengungen. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
»Hat das vielleicht etwas mit den enthaupteten Skeletten zu tun, die wir im Humboldt Kill gefunden haben?«
Der Commander starrte hinaus aufs dunkle Wasser. »Für einen blödköpfigen, brustnuckelnden Polizeitaucher, der sich nicht aus Mamas Badewanne heraustraut, stellen Sie verdammt viele Fragen, Kleiner.«
Snow sagte nichts und vermied es, Donovan ins Gesicht zu sehen.
»Von diesem Punkt aus können wir unseren Weg selber finden.«, erklärte Rachlin und deutete auf eine der wasserfesten Karten. »Aber wir wissen nicht genau, wie wir dort hinkommen sollen. Seit das neue Klärwerk in Betrieb gegangen ist, hat sich hier einiges geändert. Ihre Aufgabe ist es, uns in den Sammelkanal zu schleusen.«
Snow beugte sich über die Karte, die mit ENTWÄSSERUNGSSYSTEM WEST SIDE, UNTERER QUADRANT, 1932, betitelt war. Darunter sah er ein Labyrinth sich verzweigender und überkreuzender Linien. Unter dem Westteil des Central Parks hatte irgendwer mit blauem Stift drei dicke blaue Punkte eingezeichnet. Während Snow die Karte studierte, dachte er fieberhaft nach. Der einfachste Zugang zu den Abwässerkanälen führte über den Humboldt Kill, aber von dort war es ein verdammt langer und verwinkelter Weg bis zu den Markie rungen auf der Karte. Außerdem hatte Snow sich geschworen, niemals wieder im Humboldt Kill zu tauchen, zumindest solange es sich vermeiden ließ. Er versuchte, sich an seine Ausbildung zu erinnern. Damals war er mit dem Boot unzählige schlammige Kanäle entlanggefahren. Wo gab es einen rascheren Einstieg in das Entwässerungssystem?
»Ich weiß, daß das keine leichte Aufgabe ist«, sagte Rachlin, »aber beeilen Sie sich trotzdem. Wir haben nicht viel Zeit.«
Snow blickte auf. Ihm war eine Route eingefallen, die sogar ziemlich direkt war. Allerdings hatte sie einen kleinen Haken, aber wenn es den SEALS so sehr pressierte ...
»Der schnellste Weg ist der durchs Klärwerk selbst«, erklärte Snow. »Durch das Absetzbecken kommen wir direkt in den großen Sammelkanal.«
Kurze Zeit waren alle auf dem Boot still. Snow blickte in die Gesichter der Kampftaucher.
»Sollen wir etwa in der Scheiße herumtauchen?« ließ sich schließlich eine tiefe Stimme vernehmen.
»Ihr habt gehört, was der Mann gesagt hat«, sagte der Commander und reichte Snow einen Tauchanzug.
»Und Sie sehen zu, daß Sie Ihren Hintern in dieses Ding da reinbekommen.
Um sechs Minuten vor Mitternacht müssen wir unsere Sprengladungen gelegt haben.«
53
Margo hatte sich enttäuscht auf den kalten Kachelfußboden den der Waffenkammer gesetzt und kochte innerlich vor Wut. Sie wußte nicht, über wen sie sich mehr ärgerte: über D'Agosta, der sie erst in diese Untersuchung mit hineingezogen und jetzt im Stich gelassen hatte, über Pendergast, der ihr verboten hatte,
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