Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Pendergast »Das war es doch, was die Überlebende des U-Bahn-Massakers gesagt hat.«
D'Agosta nickte.
Einen Meter vor dem Knochenzaun hielt einer der Wrinkler Margo an und zwang sie und die anderen auf die Knie. Ringsum hatte das Trommeln und Singen inzwischen einen fiebrig schnellen Rhythmus angenommen.
Margo ließ die Augen über die Steintische neben ihr schweifen und entdeckte auf dem, der ihr am nächsten stand, eine Reihe von metallischen Objekten, die offenbar für die bevorstehende Zeremonie nach einem bestimmten Muster arrangiert waren.
Auf einmal verschlug es ihr fast den Atem. »Pendergast?« krächzte sie.
Der FBI-Agent, der neben ihr kniete, warf ihr einen fragenden Blick zu, worauf Margo mit dem Kinn in Richtung Tisch deutete. »Ah«, flüsterte er. »Das sind die größeren Gegenstände, von denen ich Ihnen berichtet habe. Ich konnte bei meinem letzten Ausflug hierher nur ein paar von den kleineren als Souvenir mitnehmen.«
»Etwas kenne ich«, flüsterte Margo atemlos. »Es ist die Handbremse von einem Rollstuhl.«
Ein Ausdruck des Erstaunens huschte über Pendergasts Gesicht. »Das macht keinen Sinn«, murmelte er.
»Warum sollte man so etwas ...« Auf einmal hielt er inne. »Lourdes!« flüsterte er.
»Ich verstehe nicht«, entgegnete Margo, aber Pendergast sagte nichts mehr, sondern starrte auf den Eingang der Hütte, wo sich innen drin jetzt etwas bewegte.
Einen Augenblick später kam eine kleine Prozession von Wrinklern heraus, die jeweils zu zweit große Kessel mit einer dampfenden Flüssigkeit trugen. Der Gesang und das Trommeln steigerten sich zu einer ohrenbetäubenden, monotonen Kakophonie. Nachdem die Wrinkler die Kessel in flache Kuhlen im Boden vor der Schädelhütte gestellt hatten, trugen vier weitere die mit schwarzem Stoff verhängte Sänfte heraus. Gemessenen Schrittes bewegten sie sich an dem Knochenzaun entlang, bis sie den größten der niedrigen Steintische erreicht hatten. Dort stellten sie die Sänfte ab und entfernten die Traghölzer sowie den schwarzen Stoff. Dann zogen sie sich rasch wieder in die Hütte zurück.
Margo starrte auf die Gestalt in der Sänfte, deren Gesicht noch im Dunkeln lag. Die einzige Bewegung, die sie wahrnehmen konnte, war ein leichtes Zucken der plumpen Finger. Der Gesang, der beim Absetzen der Sänfte kurz abgeflaut, dann aber mit einem eindeutig erwartungsvollen Unterton wieder angeschwollen war, brach abrupt ab, als die Gestalt in der Sänfte eine Hand hob. Die Gestalt beugte sich ein wenig nach vorn, wodurch der flackernde Feuerschein auf ihr Gesicht fiel.
Margo kam es so vor, als würde die Zeit einen kurzen schrecklichen Augenblick lang stillstehen. Sie vergaß ihre Angst, ihre schmerzenden Knie, ja sogar die Zeitzünder in den Sprengladungen, die gnadenlos immer näher auf den Detonationszeitpunkt zutickten. Der Mann, der auf dieser aus menschlichen Gebeinen zusammengebundenen Sänfte saß und einen Margo nur allzu vertrauten Gabardine-Anzug mit der unvermeidlichen Krawatte im Paisley-Muster trug, war niemand anderer als Dr. Whitney Frock.
Margo öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie brachte keinen Ton heraus.
»Ach du lieber Gott!« hauchte Smithback hinter ihr.
Frock betrachtete unbeteiligt und emotionslos die versammelten Wrinkler. In der riesigen Halle herrschte auf einmal Totenstille.
»Was soll das, Frock, verdammt noch mal?«polterte D'Agosta los.
Langsam ließ Frock seinen Blick über die Gefangenen vor seiner Sänfte schweifen, zuerst über D'Agosta, dann über Smithback und Pendergast. Als er schließlich Margo entdeckte, zuckte er zusammen, und ein Leuchten flammte in seinen Augen auf.
»Was für ein Unglück, daß auch Sie hier sind, meine Liebe«, sagte er. »Offen gestanden, ich habe nicht gedacht, daß Sie sich dieser kleinen Expedition anschließen würden. Sie brauchen mich übrigens nicht so ungläubig anzustarren – ich bin es wirklich. Ich hoffe übrigens, Sie wissen, daß ich Sie verschont habe, als ich mich von diesem impertinenten irischen Leichenbeschauer befreien mußte. Wider besseres Wissen, möchte ich hinzufügen.«
Margo stand immer noch zu sehr unter Schock, um etwas zu sagen.
»Nun, da Sie schon mal hier sind, heiße ich Sie mit dem Rest Ihrer Truppe willkommen in meinem kleinen Reich.« Das Leuchten in seinen Augen verschwand wieder. »Wer ist denn der haarige Gentleman mit den abgerissenen Kleidern, den Sie da mitgebracht haben?« fragte er und deutete auf Mephisto.
»Sein Gesicht
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