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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schürhaken und ein paar Kohleresten hatte sie in den Ritzen zwischen den Ziegelsteinen lediglich Glassplitter, einen Knopf und ein verrottetes Straßenbahnticket gefunden. Offenbar hatte Leng pedantisch darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen.
    Draußen zuckte ein greller Blitz auf, so hell, dass der jähe Lichtschein durch Noras als Sichtschutz aufgehängten Mantel drang. Die einzige Glühbirne im Wohnzimmer fing zu flackern an, das Licht wurde einen Augenblick lang schwächer, dann war der Spuk vorbei.
    Nora starrte nachdenklich in das Loch, das zu ihren Füßengähnte. »Wir müssen die Grube verbreitern. Und dann müssen wir tiefer graben.«
    »
Noch
tiefer?«, stöhnte O’Shaugnessy.
    Sie nickte. »Leng hat dafür gesorgt, dass
auf
dem Boden keine Spuren zurückbleiben. Aber es könnte gut sein, dass wir
darunter
etwas finden.«
     
    Der Himmel goss wahre Sturzbäche über der Doyers Street aus. Das Wasser lief durch die schmale Gasse und schwemmte Abfälle, Hundekot, ertrunkene Ratten, stinkende Gemüsereste und Innereien vom Fischmarkt mit, bis schließlich die Gullys all den Unrat verschluckten. Hin und wieder hellte ein Blitz das Dunkel auf und warf einen Herzschlag lang gespenstisches Licht auf die dunklen Häuserfassaden.
    Eine geduckte Gestalt bahnte sich, auf einen Stock gestützt, ihren Weg durch das Unwetter; der Bowler war unter dem aufgespannten schwarzen Schirm kaum auszumachen. Kurz vor dem Haus Nummer neunundneunzig blieb die Gestalt kurz stehen, dann tauchte sie in den wallenden Nebelschwaden unter.

5
    Captain Custer lehnte sich seufzend in seinem hohen Bürosessel zurück. Samstagvormittag, Viertel vor zwölf, da hätte er längst in seinem Bowlingclub sitzen und mit guten Freunden ein Bier schlürfen sollen. Was wollten die ausgerechnet am Samstag von ihm? Er war Dienststellenleiter, kein Bulle von der Mordkommission. Es ging sicher wieder um irgend so einen Publicrelations-Scheiß. Und dafür musste er nun sein Wochenende opfern!
    Ein Segen, dass ihn wenigstens Pendergast für eine Weile verschonte. Der lag angeblich im Krankenhaus, aber wieso eigentlich? Custer hatte O’Shaugnessy danach gefragt, aberder Kerl brachte, wenn’s um den Agent ging, die Zähne nicht auseinander. Dabei hätte ein Cop mit einer Eintragung in der Personalakte eigentlich wissen sollen, bei wem er sich lieb Kind machen musste. Der Bursche stank Custer mächtig. Aber warte nur, gleich am Montag werde ich die Zügel gehörig anziehen!
    Die Rufanlage summte, Custer nahm ärgerlich den Hörer ab.
    »Was ist denn los? Ich hab doch gesagt, ich will nicht gestört werden.«
    »Commissioner Rocker ist dran«, säuselte Noyes.
    Scheiße in Trompetenröhren! Custers Hand schwebte zwei, drei Sekunden lang zitternd über dem roten Lämpchen. Was, zum Teufel, wollte der Commissioner von ihm? Er hatte sich doch genau an seine Anweisungen gehalten. Irgendwas musste schief gelaufen sein. Aber so viel stand schon mal fest: Seine Schuld war das nicht.
    Er drückte die Taste mit dem roten Lämpchen.
    »Custer?«, bellte die volle Stimme des Commissioner in den Hörer.
    »Ja, Sir?« Custer merkte selber, wie piepsig er sich anhörte, brachte aber vor Aufregung ums Verrecken keine tiefere Tonlage zustande. »Worum geht’s, Sir?«
    »Um einen Ihrer Männer. O’Shaugnessy.«
    »Was ist mit O’Shaugnessy, Sir?«
    »Weiter nichts, ich bin nur ein bisschen neugierig. Warum hat er wegen der Knochenfunde an der Catherine Street beim Büro des Gerichtsmediziners eine Kopie des Abschlussberichts angefordert? Haben Sie das abgesegnet?«
    Himmelarschundzwirn, was war O’Shaugnessy denn nun wieder eingefallen? Custer überlegte fieberhaft. Er konnte die Wahrheit sagen, aber dann stand er wie ein Trottel da, der seine Leute nicht im Griff hat. Oder er konnte lügen. Er entschied sich für eine Art Mittelweg.
    »Ja, Commissioner«, brachte er mit einigermaßen männlich klingender Stimme heraus, »ich habe das abgesegnet. WissenSie, ich hatte darüber nichts in unseren Akten, und nach der Dienstvorschrift … ich meine, es kann sich ja mal die Notwendigkeit ergeben, das schwarz auf weiß nachlesen zu wollen.«
    Ein Augenblick Stille. Dann fragte Rocker: »Haben Sie mal das Sprichwort gehört, dass man schlafende Hunde nicht wecken soll?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich dachte, der Bürgermeister hätte deutlich genug den Wunsch geäußert, speziell diesen schlafenden Hund nicht zu wecken?« Was nicht so klang, als hielte der Commissioner das für

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