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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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auch nicht um. Er trug unter dem Arm seine eigene achtunddreißiger Spezial – ein beruhigendes Gefühl, eine Waffe bei sich zu haben, vor allem, wenn man mit ihr umzugehen wusste. Falls irgendein Straßenräuber dem Irrtum verfiel, in ihm ein leichtes Opfer zu sehen, würde der Kerl sein blaues Wunder erleben.
    Er blieb stehen, weil er sich in dem Gewirr der schmalen, gewundenen Sträßchen, das sich bis zum Flussufer erstreckte, neu orientieren wollte. Und da überkam ihn plötzlich wieder dieses komische Gefühl, nicht allein zu sein, diesmal sogar deutlicher und eindringlicher. Er wusste, dass er dem Gefühl trauen konnte. Wie die meisten Cops, die lange Jahre im Außendienst gewesen waren, hatte er so etwas wie einen persönlichen Radarmelder entwickelt, der sofort anschlug, wenn irgendetwas Bedrohliches in der Luft lag, das war im Außendienst überlebenswichtig. Er hatte fast vergessen, dass er diesen Instinkt besaß, weil er ihn so lange nicht mehr gebraucht hatte. Aber unsichtbar eingebaute Alarmanlagen verrosten eben nicht so schnell.
    Er ging, ohne sich etwas anmerken zu lassen, bis zur nächsten Straßenecke weiter, bog scharf in den Burling Slip ab, schmiegte sich an eine dunkle Hausmauer, zog seine Smith & Wesson aus dem Holster und hielt den Atem an. Er hörte unten am Flussufer das Wasser schwappen, von den höher gelegenen Straßen drang gedämpft Verkehrslärm an sein Ohr, irgendwo bellte ein Hund. Aber das war alles, mehr rührte sich nicht.
    Schließlich löste er sich von der Mauer und trat, die Waffe in der Hand, in den Lichtschimmer, der aus den Häusern in die Gasse fiel. Er rechnete damit, dass jemand, der ihm mit finsteren Absichten gefolgt war, beim Anblick der gezogenen Waffe schleunigst Fersengeld geben würde. Als sich noch immer nichts tat, schob er die Waffe ins Holster zurück, sah sich nach allen Seiten um und bog zur Water Street ab.
    Komisch war nur, dass sein inneres Radargerät immer noch Wellen ausstrahlte. War sein Instinkt doch schon so eingerostet, dass er falschen Alarm auslöste?
    Kurz vor der Hausnummer sechzehn war ihm, als habe er einen dunklen Schatten rasch hinter einer Hausecke verschwinden gesehen. Er bildete sich sogar ein, scharrende Schuhsohlen gehört zu haben. Er griff wieder zur Waffe,hastete zu der Hausecke und setzte, fest entschlossen, dem Spuk ein Ende zu machen, dem Phantom in die Fletcher Street nach.
    Die Straße lag dunkel und leer vor ihm. Aber ganz hinten, im verschwommenen Lichtkegel einer Straßenlaterne, sah er gerade noch einen Schatten verschwinden. Diesmal war jeder Irrtum ausgeschlossen. Er sprintete an der Häuserzeile entlang, bis zu der Ecke, an der er den Schatten gesehen hatte. Und dann blieb er verdutzt stehen. Ein schwarzer Kater stolzierte mit hoch gerecktem Schwanz vor ihm her, wahrscheinlich angelockt von dem unwiderstehlichen Geruch, der vom Fulton Fish Market bis hoch zur Fletcher Street drang.
    O’Shaugnessy grinste beschämt in sich hinein. Er neigte im Allgemeinen nicht zu Wahnvorstellungen, aber jetzt war er anscheinend doch einer erlegen. Offenbar setzten ihm die alten Mordfälle mehr zu, als er gedacht hatte.
    Schluss damit, entschied er, klemmte sich die Ordner fester unter dem Arm und beschloss, den kürzesten Weg zur U-Bahn-Station an der Wall Street zu nehmen.
    Aber plötzlich gab es keinen Zweifel mehr: Er hörte hinter sich, ziemlich nahe, Schritte und ein leises Hüsteln.
    Er griff abermals zur Waffe und fuhr herum. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass die Umgebung – die Ausläufer der Straße, die alten Docks und die steinernen Toreingänge – wie unter einem schwarzen Tuch verborgen dalag. Wer immer es sein mochte, der ihm da folgte, der Kerl war hartnäckig und verstand seine Sache. Das war nicht irgendein Straßenräuber. Und das Hüsteln war auch nur ein Trick gewesen. Der Mann legte es darauf an, gehört zu werden. O’Shaugnessy sollte wissen, dass er verfolgt wurde. Der Bursche wollte ihn nervös machen und zu irgendeinem Fehler verleiten.
    Nun gut, mit derlei Tricks war O’Shaugnessy ebenfalls vertraut. Er machte auf dem Absatz kehrt und fing zu rennen an. Nicht aus Angst, nein, er wollte, dass der andere hinter ihm herkam. Er rannte bis zur nächsten Querstraße, bog in sie einund schmiegte sich – wieder mit gezogener Waffe, alle Muskeln angespannt, damit er seinen Verfolger blitzschnell aus dem Dunkel anspringen konnte – tief in einen der Toreingänge.
    Einen Augenblick lang glaubte er eilige

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