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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schritte zu hören. Dann folgte Stille, die kein Ende mehr zu nehmen schien. Eine Minute verstrich, es wurden zwei daraus, dann fünf. Ein vorbeifahrendes Taxi bohrte mit seinen Scheinwerfern einen Lichtschacht ins Dunkel. O’Shaugnessy schob sich vorsichtig aus dem Toreingang und blickte sich um. Die Straße lag wieder still und menschenleer da. Offenbar war der Verfolger an der Querstraße vorbeigerannt. Oder er hatte aufgegeben. Vielleicht war der ganze Spuk doch nur Einbildung gewesen. O’Shaugnessy beschloss, den Weg zurückzugehen, den er gekommen war – auf dem Bürgersteig, dicht an den Hausmauern entlang. Und das war wohl der Moment, auf den sein Verfolger gewartet hatte. Er kam urplötzlich aus dem benachbarten Toreingang geschossen, stülpte dem Iren, ehe der reagieren konnte, etwas Weiches, Schwarzes über den Kopf und schlang ihm die Enden straff um den Hals. Und dann drang O’Shaugnessy ein widerlich süßer Geruch in die Nase, irgendeine chemische Substanz. Er versuchte, mit einer Hand die schwarze Haube abzustreifen, während er mit dem Zeigefinger der anderen nach dem Abzug der Smith & Wesson tastete. Er hörte noch den Schuss, dann war es, als sei der Boden unter ihm weggebrochen. Er hatte das Gefühl, in abgrundtiefes Dunkel zu stürzen.
    Der Widerhall des Schusses irrte eine Weile durch die menschenleere Straße, das Echo brach sich an den Hausmauern, bis es jäh verhallte. Wieder lag nächtliche Ruhe über der Straße, den Häusern und den Docks. Man hätte meinen können, die ganze Welt sei an dieser unheimlichen Stille erstickt …

5
    O’Shaugnessy kam ganz langsam zu sich. Sein Schädel fühlte sich an, als sei ihm eine Axt übergezogen worden, in den Knöcheln nagte Schmerz, die Zunge war geschwollen und bleischwer. Er schlug die Augen auf, doch rings um ihn blieb alles dunkel. Einen Augenblick lang fürchtete er, er sei erblindet, und wollte instinktiv das Gesicht schützend in den Armen bergen, doch die verweigerten ihm den Gehorsam. Als er noch einmal versuchte, sie mit aller Gewalt nach oben zu stemmen, hörte er etwas klirrend rasseln.
    Ketten. Er war mit Ketten gefesselt.
    Er wollte die Beine bewegen. Vergeblich, sie lagen ebenfalls in Ketten.
    Die Benommenheit war von einem Augenblick zum anderen vergessen, die brutale Wirklichkeit hatte sie verscheucht. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück: die Schritte, die er gehört hatte, das Katz-und-Maus-Spiel in den leeren Straßen, die stinkende Haube, die ihm über den Kopf gestülpt worden war. Plötzlich befiel ihn Panik, er zerrte wild an den Ketten. Bis er mit eiserner Disziplin gegen den Anflug von Hysterie ankämpfte und sich zur Beherrschung zwang.
    Panik hilft dir nicht weiter. Lass dir lieber etwas einfallen! Denk ruhig und logisch nach!
    Wo war er? In einer Art Zelle. Als Gefangener. Jemand hatte ihm Ketten angelegt. Aber wer? Noch während sich die Frage stumm in seinem Gehirn formulierte, wusste er schon die Antwort: der Mann, der Enoch Lengs Mordserie fortsetzte. Der »Chirurg«.
    Wieder wollte ihn Panik befallen, aber da war plötzlich alles in gleißend helles Licht getaucht. Licht, das ihm so grell in die Augen stach, dass sie nach dem langen Dunkel zu brennen begannen.
    Blinzelnd sah er sich um. Er befand sich in einem kleinen leeren Raum mit roh behauenen Wänden, angekettet auf demfeucht-kalten Betonfußboden. In eine Wand war eine rostige Metalltür eingelassen, das grelle, auf sein Gesicht gerichtete Licht kam aus einem schmalen Sehschlitz. Der Lichtstrahl schwenkte seitlich weg, der Schlitz diente nun als Sprachrohr. O’Shaugnessy konnte deutlich die feuchten Lippen sehen, die sich bei jedem Laut bewegten.
    »Verlieren Sie bitte nicht die Beherrschung!«, redete die Stimme beruhigend auf ihn ein. »Das alles wird bald ausgestanden sein. Es ist sinnlos, an den Ketten zu zerren.«
    Der Schlitz wurde knarrend geschlossen, O’Shaugnessy war wieder von undurchdringlichem Dunkel umgeben.
    Er lauschte den Schritten nach, die sich immer weiter entfernten, offenbar auf den Steinstufen einer Treppe. Ihm war klar, was ihm bevorstand; er hatte im Büro des Gerichtsmediziners gesehen, was der »Chirurg« mit seinen Opfern anstellte. Kein Zweifel, dass der Mann bald zurückkam, und dann …
    Hör auf, daran zu denken! Denk dir lieber etwas aus, wie du dem Kerl entkommen kannst!
    Er versuchte sich durch tiefe, regelmäßige Atemzüge zu entspannen. Nun zahlte sich aus, was er auf der Polizeischule gelernt hatte. Wohltuende

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