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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hier benutzt wurden, sind dagegen in aller Eile aus dem Kleiderstoff gezogen worden. Und da die Stiche auffallend große Löcher hinterlassen haben, vermute ich, dass sie mit einem Holzsplitter statt mit einer Nadel ausgeführt wurden. Da muss jemand unter starkem Zeitdruck gestanden und keine Möglichkeit gesehen haben, sich eine Nadel zu verschaffen.«
    Nora stellte das Mikroskop auf den Stoff und machte mit der integrierten Kamera einige Fotos bei unterschiedlicher Vergrößerung. Dann stellte sie es weg und griff nach ihrer Pinzette. »Lassen Sie uns die Naht auftrennen.«
    Behutsam zupfte sie den Faden Stich für Stich heraus, bis der Saum offen war. Sie stopfte den Faden in einen Probenbeutel und schlug den Saum um.
    Das Stück Papier, das zum Vorschein kam, war offenbar eine herausgerissene, zweimal gefaltete Buchseite. Nora nahm eine mit Gummi abgefütterte Pinzette aus der Schreibtischschublade und faltete das Papier vorsichtig auf. Auf der Innenseite fand sie eine in ungelenken, bräunlichen Buchstaben hingekritzelte Nachricht, von Stockflecken beschmutzt und schon leicht verblasst, aber immer noch deutlich zu entziffern:
IcH bIN MarY GrEEn 19 jAHRE aLT
No. 16 WaTTersTreeT
    Sie schob das Papier unter das Mikroskop, suchte es sorgfältig ab und überließ nach einer Weile Pendergast ihren Platz. Minuten verrannen, er nahm sich viel Zeit.
    Schließlich richtete er sich auf und sagte: »Vermutlich ebenfalls mit dem Holzsplitter geschrieben.«
    Nora nickte, die Schrift sah aus wie eingekratzt.
    »Darf ich einen kleinen Test durchführen?«, fragte der Agent und kramte ein Teströhrchen aus den schier unergründlichen Tiefen seines schwarzen Anzugs. »Ich müsste dabei mit Hilfe einer Lösung eine winzige Probe der Tinte entnehmen.«
    »Was ist das für eine Lösung?«
    »Ein antigenes Kaninchenserum.«
    »Na gut, einverstanden.« Verblüffend, was der Mann alles mit sich herumschleppte. Sogar eine Art Reiselabor für gerichtsmedizinische Untersuchungen schien er in seinem weit geschnittenen Anzug unterzubringen.
    Pendergast entkorkte das Teströhrchen, zog einen kleinen Tupfer heraus, drückte ihn kurz auf die Buchstaben, schob ihn in das Röhrchen zurück, schüttelte es und hielt es am Fenster ins Licht. Nach ein paar Sekunden färbte die Lösung sich blau. Er drehte sich zu Nora um.
    »Und?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort längst in seinen Augen gelesen hatte.
    »Der Text wurde mit menschlichem Blut geschrieben, Dr. Kelly. Es dürfte sich zweifellos um das Blut der jungen Frau handeln.«

8
    Stille lag wie ein schweres Tuch über dem Büro. Eine Weile saß Nora stumm da, von der Straße drang gedämpft Verkehrslärm herauf, irgendwo läutete ein Telefon, auf dem Flur waren Schritte zu hören. Ganz allmählich wurde ihr bewusst, was Pendergasts Feststellung bedeutete. Sicherheitshalber fragte sie trotzdem: »Was hat das Ihrer Meinung nach zu bedeuten?«
    »Es gibt nur eine mögliche Erklärung. Das Mädchen muss gewusst haben, dass es das Kellergewölbe nicht lebend verlassen wird. Und weil sie nicht namenlos sterben wollte, hat sie ihren Namen und ihre Adresse aufgeschrieben und das Stück Papier im Kleidersaum versteckt. Eine Art Grabinschrift. Die einzige, die unter den gegebenen Umständen möglich war.«
    Nora lief es kalt über den Rücken. »Wie schrecklich. Was steckt dahinter? Ein Massenmord?«
    Pendergast antwortete nicht. Sein Gesicht hatte denselben düsteren Ausdruck wie am Vortag, als sie in den Tunnel vorgedrungen waren.
    »Darf ich Sie etwas fragen?« Und als Pendergast nickte:
    »Wieso befassen
Sie
sich damit? Eine Mordserie, die einhundertdreißig Jahre zurückliegt, fällt normalerweise nicht in die Zuständigkeit des FBI, oder?«
    Pendergast nahm eine kleine Anasazischale aus Noras Bücherregal und betrachtete sie angelegentlich. »Wie kommen Sie mit der Auswertung Ihrer Untersuchungen in Utah voran?«
    »Nicht gut. Das Museum will mir kein Geld für die C-14-Analyse geben, die ich unbedingt brauche.«
    Pendergast nickte. »Gut.«
    »Gut?«
    »Sagen Sie, Dr. Kelly, ist Ihnen der Begriff
Kuriositätenkabinett
vertraut?«
    Es verwirrte sie ein wenig, wie schnell er von einem Thema zum anderen wechselte. »Hat man darunter nicht früher eine Sammlung naturgeschichtlicher Funde verstanden?«
    »Genau. Sozusagen der Vorläufer des naturgeschichtlichen Museums. Gebildete Reisende des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts brachten von ihren Streifzügen rund um den Globus allerlei

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