Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
mir bisher noch nicht erklären, was so dringend sein könnte, dass meine Anwesenheit im Büro zu derart früher Stunde notwendig ist.«
»Das Verbrechen schläft nie, Mr. Brisbane.« Nora glaubte, einen Anflug von trockenem Humor herauszuhören.
Brisbanes Blick ruhte einen Augenblick lang auf ihr, dann kehrte er zu Pendergast zurück. »Dr. Kellys Tätigkeitsbereichist hier im Museum, das habe ich doch bereits am Telefon klar gemacht. Normalerweise sind wir gern bereit, dem FBI zu helfen, ich kann nur nicht erkennen, wie uns das in diesem speziellen Fall möglich sein sollte.«
Statt zu antworten, richtete Pendergast den Blick auf den Würfel mit den Edelsteinen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie den berühmten Mogul Star aus der öffentlichen Ausstellung genommen haben. Das ist doch der Mogul Star, nicht wahr?« Brisbane rutschte peinlich berührt auf seinem Sessel hin und her. »Von Zeit zu Zeit tauschen wir bestimmte Stücke gegen andere aus unserem Fundus aus, damit die Besucher Gelegenheit haben, etwas für sie Neues zu sehen.«
»Und dann bewahren Sie die … Prunkstücke hier auf?«
»Mr. Pendergast, wie ich schon sagte, ich sehe nicht, wie ich Ihnen behilflich sein kann.«
»Es geht um ein einzigartiges Verbrechen. Und Sie verfügen über personelle Ressourcen, auf die ich zur Aufklärung zurückgreifen muss.«
»Wurde das Verbrechen, von dem Sie sprechen, in unserem Museum verübt?«
»Nein.«
»Am Eigentum des Museums?«
Pendergast schüttelte den Kopf.
»Dann fürchte ich, dass die Antwort Nein ist.«
»Ist das Ihr letztes Wort?«
»Unwiderruflich. Wir möchten nicht, dass das Museum in irgendeiner Weise mit Polizeiarbeit zu tun hat. Das führt, wie Sie bestimmt wissen, nur zu unerwünschten Kontroversen, Mr. Pendergast.«
Pendergast zog ein Blatt Papier aus der Innentasche der Jacke und schob es Brisbane hin. Aber der verschwendete keinen Blick darauf. »Was ist das?«
»Der Vertrag zwischen dem Museum und der Stadt New York.«
»Und inwiefern ist der relevant?«
»Er besagt, dass die Mitarbeiter des Museums zu bestimmten Leistungen zum Nutzen der Stadt verpflichtet sind.«
»Dieser Verpflichtung kommen wir tagtäglich dadurch nach, dass wir den Museumsbetrieb aufrechterhalten.«
»Ja, aber damit sind wir bei dem Problem. Noch bis vor kurzem hat die anthropologische Abteilung des Museums die Polizei bei der Klärung forensischer Fragen unterstützt. Was, wie gesagt, ihre Pflicht ist. Sie erinnern sich sicher an den berüchtigten Mülleimermord vom siebenten November 1939?«
»Bedaure, die entsprechende Notiz muss mir wohl bei der täglichen Lektüre der
Times
entgangen sein.«
»Einer der Kuratoren hat entscheidend zur Aufklärung des Falles beigetragen. Er entdeckte in einem Mülleimer die verkohlten Reste einer Orbita, die er eindeutig als menschlichen Ursprungs identifizieren …«
»Mr. Pendergast, ich bin nicht an kriminologischen Vorlesungen interessiert.« Brisbane stand auf und zog das Jackett an. »Es bleibt bei meinem Nein. So, nun muss ich meiner Arbeit nachgehen. Dr. Kelly, kehren Sie bitte in Ihr Büro zurück!«
Pendergast legte den Kopf leicht schief. »Ich höre das sehr ungern und kann nur hoffen, dass daraus kein negatives Echo in der Öffentlichkeit resultiert.«
Brisbane stutzte, dann lächelte er kühl. »Nun, das hört sich nach einer massiven Drohung an.« Pendergast blieb der liebenswürdige Südstaatler. »Bleibt die Tatsache, dass im Museumsvertrag ausdrücklich von einer Unterstützung der Behörden bei Problemen die Rede ist, die nicht zur normalen Arbeit der Kuratoren gehören. Das Museum kommt dieser Verpflichtung seit nahezu einem Jahrzehnt nicht mehr nach, obwohl es jährlich mit mehreren Millionen Dollar aus dem Steueraufkommen der New Yorker Bürger subventioniert wird. Stattdessen wurden die Benutzung der Bibliothek und der Zugang zu derzeit nicht ausgestellten Museumsstücken auf den Kreis so genannter akkreditiertenAkademiker begrenzt, und auch denen werden alle Leistungen berechnet. Sie erwägen sogar die Einführung einer Eintrittsgebühr, obwohl Ihnen das durch den Vertrag verwehrt ist. Da heißt es nämlich: ›… die Schaffung eines Museums für Naturgeschichte, das den Bürgern der Stadt New York offen steht, ausnahmslos und unentgeltlich …‹«
»Das möchte ich sehen.« Brisbanes Augenbrauen wölbten sich düster, als er den entsprechenden Passus las.
»Alte Dokumente können ziemlich unbequem sein, finden Sie nicht auch, Mr.
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