Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
dass Fairhaven so dicht hinter ihm war. Allmählich kamen ihm Zweifel, ob er die Partie noch gewinnen könne.
    Aber einfach aufgeben wollte er nicht. Die Hand um den Ellbogen geschmiegt, stolperte er mit letzter Kraft weiter. Das Geschoss hatte anscheinend den Gelenkkopf gestreift und war nahe dem Kronenfortsatz der Elle ausgetreten. Derzusätzliche Blutverlust würde ihn über kurz oder lang der letzten Kraftreserven berauben, das war ihm klar. Er verspürte bereits ein Schwindelgefühl, Brechreiz würgte ihn. Aber er
musste
durchhalten, wenigstens bis zur nächsten Kammer.
    Je tiefer er in das Gewölbe vordrang, desto größer wurde die Chance, den Schlüssel zu Lengs Geheimnis zu finden. Eine innere Ahnung sagte ihm, dass er seinem Ziel ganz nahe war.
    Einen Moment lang fürchtete er, ohnmächtig zu werden. Er blieb, an die Wand gelehnt, stehen, starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Dunkel und rang nach Atem.
    Auf einmal huschte der Lichtstrahl aus Fairhavens Taschenlampe einen Augenblick lang an ihm vorbei – nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber der hatte Pendergast genügt, um Glas aufblitzen zu sehen: Reagenzgläser, Retorten, Destillationsgeräte – das immer gleiche Szenario einer Versuchsanordnung.
    Und da wusste er, dass er am Ziel war: Er hatte Lengs geheimes Labor aufgespürt.

8
    Noras Blick pendelte zwischen den Monitoren und der blassen Gestalt auf dem Operationstisch hin und her. Sie hatte die Blutung stillen können, die Klammern entfernt und die Wunde, so gut sie es konnte, abgedeckt. Aber das hektisch schrille Piepsen des Blutdruckmessers war ein deutliches Indiz dafür, wie sehr der hohe Blutverlust Smithback geschwächt hatte. Sie schielte auf den Beutel mit der Salzlösung: fast leer. Der Katheter war zu eng, die Flüssigkeitsmenge, die in Smithbacks geschwächten Körper floss, reichte einfach nicht aus. Er hätte mehr von der Salzlösung gebraucht, und er hätte sie vor allem schnell gebraucht.
    Sie fuhr erschrocken herum, als sie abermals einen Schuss hörte. Der Knall kam von unten. Oder vielleicht doch nicht?So gedämpft und erstickt, wie er sich anhörte, konnte er auch aus den weiter hinten liegenden Gewölben gekommen sein. Einen Augenblick lang war sie vor Angst wie gelähmt. Was hatte sich dort abgespielt? War Pendergast angeschossen worden? Oder hatte er den Schuss abgegeben?
    Sie gab sich einen Ruck und wandte sich wieder Smithback zu. Sie hatte von Anfang an geahnt, wie die Konfrontation enden musste: Nur einer der beiden Männer würde die Stufen hochsteigen, entweder Pendergast oder der andere. Was immer dort unten geschehen sein mochte, sie durfte sich nicht von ihrer Aufgabe ablenken lassen. Ihre Verantwortung bestand darin, alles zu versuchen, um Smithback durchzubringen. Darauf, nur darauf musste sie sich jetzt konzentrieren. Egal was geschehen war oder noch geschah, sie würde Smithback nicht im Stich lassen.
    Sie schielte auf die Anzeigen. Der Blutdruck war immer noch beängstigend niedrig, siebzig zu fünfunddreißig. Die Herzfrequenz lag bei achtzig Schlägen pro Minute. Sie atmete erleichtert auf, immerhin ein kleiner Fortschritt. Aber dann legte sie die Hand auf Smithbacks Stirn und zuckte erschrocken zusammen: Die Stirn fühlte sich genauso kalt an wie vorhin die Finger.
    Verlangsamte Herztätigkeit. Die Erleichterung, die sie eben noch verspürt hatte, war wie weggewischt. Wenn der Blutverlust nicht ausgeglichen werden kann und es zusätzlich andere alarmierende Warnzeichen gibt, führt das nahezu unweigerlich zu einer Insuffizienz. Dann beginnt für den Patienten die kritische Phase. Sein Herzschlag verlangsamt sich, und schließlich setzt er aus.
    Sie ließ die Hand auf Smithbacks Stirn liegen, ihr verzweifelter Blick huschte zum EKG hinüber. Die Anzeige war merkwürdig schwach geworden, die Spitzen flachten immer mehr ab, die Frequenz wurde langsamer. Der Pulsschlag zeigte jetzt fünfzig pro Minute an.
    Sie fasste Smithback an den Schultern und schüttelte ihnunsanft. »Bill!«, schrie sie. »Bill, verdammt noch mal, gib dir Mühe! Bitte, du musst es schaffen!«
    Das EKG piepste hektisch. Die grünen Linien schienen nur noch zu flattern. Ein lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit überkam sie. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf auf Smithbacks Schulter sinken.
    Er fühlte sich so nackt, so starr und so kalt wie der Marmor eines Grabmals an.

9
    Pendergast schleppte sich schwankend an den langen Tischen des Labors entlang. Ein plötzlicher

Weitere Kostenlose Bücher