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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ein bisschen dünner.
    »Haben Sie einen Termin vereinbart?«
    »Nein. Ich bin der Reporter, der die Story über Enoch Leng und die Leichen geschrieben hat, die auf Ihrer Baustelle gefunden wurden. Ich muss Ihren Chef dringend sprechen.« Die Stimme zeigte keinerlei Emotionen. »Dafür müssen Sie telefonisch einen Termin vereinbaren.«
    »Na gut, betrachten Sie dies als telefonische Vereinbarung. Ich hätte gern einen Termin für zehn Uhr.«
    »Mr. Fairhaven ist zurzeit sehr beschäftigt.« Smithback grinste. Er war also da. Nun wurde es Zeit, die Daumenschrauben anzuziehen. »Hören Sie, wenn Mr. Fairhaven zu beschäftigt ist, um mit mir zu sprechen, müsste ich in meinem Artikel für die Montagsausgabe schreiben, dass er in der Sache keinen Kommentar abgeben wollte.«
    »Wie ich schon sagte, er ist sehr beschäftigt.« Stur und unerschütterlich wie eine Roboterstimme.
    »Kein Kommentar – das ist Gift für sein öffentliches Image. Und am Montag wird Mr. Fairhaven wissen wollen, wer ihm das eingebrockt hat. Können Sie mir gedanklich folgen?«
    Funkstille. Smithback atmete tief durch, solche Dinge brauchten manchmal ihre Zeit. »Es wird in meinem Artikel um einen fragwürdigen Typ gehen, und ausgerechnet der hat mich wissen lassen, dass er keinen Kommentar abgeben wolle. Wie käme Ihnen das als ganz normale Leserin vor? Noch dazu, wenn es um einen Baulöwen geht. Kein Kommentar sagt eine Menge aus, daraus kann ich viel machen.«
    Wieder eine lange Funkstille. Smithback fragte sich, ob die Sekretärin womöglich aufgelegt hatte. Aber da war plötzlich ein anderes Geräusch im Hörer, eine Art unterdrücktes Lachen.
    »Es ist gut«, sagte eine tiefe, angenehme Männerstimme.
    »Das haben Sie fein eingefädelt.«
    »Wer spricht denn da?«
    »Ach, nur so ein fragwürdiger Baulöwe. Sie kennen ihn unter dem Namen Anthony Fairhaven.«
    Smithback schluckte. »Oh …« Er brauchte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. »Mr. Fairhaven, ist es wahr, dass Sie …«
    »Warum kommen Sie nicht einfach hoch, damit wir uns unter vier Augen unterhalten können? Neunundvierzigster Stock.«
    »Was?« Smithback konnte es kaum fassen, dass er es tatsächlich so schnell geschafft haben sollte.
    »Ich sagte, Sie sollen hochkommen. Da ich Sie für einen ambitionierten, sehr auf seine Karriere bedachten Reporter halte, habe ich sowieso schon auf Ihren Anruf gewartet.«
    Fairhavens Büro entsprach nicht exakt dem, was Smithback sich vorgestellt hatte. Natürlich, die gestaffelte Front aus Sekretärinnen und Sicherheitsleuten gab es tatsächlich, aber das Allerheiligste selber enttäuschte ihn eher. Längst nicht so imposant, wie er gedacht hatte. Kein Palast aus Chrom, Goldund Elfenbein, ausgeschmückt mit Bildern alter Meister und afrikanischer Volkskunst. Alles eine Nummer nüchterner, an den Wänden Lithografien von Thomas Hart Benton, die Szenen aus dem Leben einfacher Farmer zeigten, daneben eine Glasvitrine – verschlossen und durch eine Alarmanlage gesichert – mit alten Handfeuerwaffen. Der freistehende Schreibtisch war aus Birkenholz, in gebührendem Abstand davon eine Sesselgruppe, an einer Wand ein riesiges Bücherregal. Irgendwie sah das Ganze mehr nach dem Arbeitszimmer eines Gelehrten als nach dem Büro eines Investmentmagnaten aus. Überall herrschte peinliche Sauberkeit, sogar die Bücher sahen aus wie frisch gewachst.
    »Bitte nehmen Sie Platz!« Fairhaven deutete auf die Sesselgruppe. »Darf ich Ihnen irgendetwas anbieten? Kaffee, Wasser, Soda, Whisky?«
    »Nein, danke.« Smithback setzte sich. Er spürte das erwartungsvolle Kribbeln, das ihn immer vor wichtigen Interviews überkam. Er hatte Dutzende von Leuten interviewt, die man getrost als gerissene Hunde bezeichnen konnte, und Fairhaven gehörte zweifellos zu dieser Kategorie. Außerdem war er reich und hatte enge Kontakte zu wichtigen Leuten. Das Wortgefecht mit ihm wurde bestimmt kein Kampf mit gleichen Waffen.
    Fairhaven schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein, setzte sich Smithback gegenüber, sah ihn aufmerksam an und sagte mit einem angedeuteten Lächeln: »So, der fragwürdige Baulöwe ist bereit, sich Ihren Fragen zu stellen.«
    »Darf ich das Gespräch aufzeichnen?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie das tun.«
    Smithback zog das Aufnahmegerät aus der Tasche. Der Charme, den sein Gegenüber ausstrahlte, überraschte ihn nicht. Leute wie Fairhaven waren darin geübt, andere mit ihrer Liebenswürdigkeit zu manipulieren. Er durfte sich

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