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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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markanten, quer übers Kinn verlaufenden Narbe stand auf und schüttelte sich unter der Begleitmusik der klirrenden Sporen die Beine aus: Harry Beaumont, der Anführer der Fünfundvierzig.
    »Sink, du und Web, ihr löst die Posten ab! Essen gibt’s für euch später.«
    »Aber ich hab doch erst gestern…«
    »Halt die Klappe, sonst zieh ich dir die Eier lang!«
    Leises, hämisches Lachen.
    »Erinnerst du dich an diese Lo mit den riesigen Möpsen, drüben in Two Forks? Weißt du noch, wie die mit ihren Titten schlenkern konnte?«
    Alle grinsten und nickten eifrig.
    »Sie soll eine ansteckende Krankheit gehabt haben.«
    »Die haben alle eine ansteckende Krankheit.«
    »Als du die Squaw rangenommen hast, hat dich das anscheinend nicht gestört.«
    »Denkst du, ich halte mir das Maul zu, wenn’s was Appetitliches zu naschen gibt?«
    Einer, der sich bei allen derben Sprüchen zurückgehalten hatte, fing mit tiefer, einschmeichelnder Stimme zu singen an:
     
    »Friss den Staub in dich rein und steig in den Sattel,
Wer weiß, was das Langhornvieh heut wieder treibt.
Gestern Nacht hat der Leitbulle durchgedreht,
Hat mein braves Pferd an der Schulter erwischt.
Bei dem Sturm und dem Regen weiß man nie, was passiert,
Geb’s Gott, dass wir nicht die Herde verlieren.«
     
    Die beiden Posten kamen zurück, steckten ihre Gewehre in die Sattelhalterung, klopften sich den Staub von den Hemden und den Hosen und streckten dem Koch ihre Blechnäpfe hin. Der löffelte ihnen mürrisch Bohnen und Stew auf den Teller und machte sich’s wieder mit gekreuzten Beinen auf dem Boden bequem.
    »Verdammt noch mal, Hoss, dein Stew besteht ja zur Hälfte aus Staub!«
    »Reg dich ab, Staub fördert die Verdauung.«
    Die Prärie sah auf einmal irgendwie verändert aus. Der Wind drückte das Gras derart nieder, dass die hellen Unterseiten der Halme ein weißes, schäumendes Meer bildeten. Das Unwetter rückte näher, die ersten Blitze zuckten, einer schlug bei einem der Hügel ein. Sofort wirbelte Staub auf, der die Landschaft mit einem dunklen Teppich überzog und sekundenlang die Sonne verfinsterte.
    »Was, zum Teufel, ist da drüben los?«
    »Die Pferde! Sie werden unruhig!«
    »Nein, das sind nicht unsere.«
    »Verdammt! Die Cheyenne!«
    »Die Gewehre! Holt eure Gewehre!«
    Chaos brach aus, alle hasteten los, um sich ihre Waffen zu holen. Plötzlich stieg die Staubwolke höher, teilte sich und gab den Blick auf ein weißes, mit blutroten Zeichen bemaltes Pferd frei. Und dann tauchten wie aus dem Nichts überall Pferde auf, eine Flut von Pferden. Und diese Flut teilte sich und kreiste die Männer von zwei Seiten ein.
    »Aiiiieeeeeeeeee…«
    Ein unheimliches Schwirren lag in der Luft. Die Pfeile kamen aus zwei Richtungen, die Ersten der Fünfundvierzig wurden niedergemäht. Überall Schreie, Stöhnen, der dumpfe Aufprall, mit dem die Getroffenen zu Boden fielen.
    Eine Staubwolke senkte sich über die Szene, es war kaum noch möglich, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Und dann fiel der erste Schuss, gleich darauf noch einer, aber von einer organisierten Verteidigung konnte keine Rede sein. Ein Indianerpferd knickte in den Knien ein und ging zu Boden. Eine verschwommene Gestalt zielte blindlings auf die Köpfe der auftauchenden Indianer.
    Der Staub schien ein makabres Spiel mit ihnen zu treiben, bald stiegen die Schwaden auf, bald senkten sie sich. Der Wind heulte sein schauriges Lied dazu, nur die Schreie der Verwundeten konnten ihn übertönen. Und dann wurde der Hufschlag schwächer, einen Augenblick lang war er überhaupt nicht mehr zu hören. Aber das Aufatmen war verfrüht, nicht lange, und die Cheyenne kamen in donnerndem Galopp zurück.
    »Da sind sie wieder!«
    »Sie fallen uns in den Rücken, passt auf, Männer!«
    Und wirklich, die Geisterkrieger kamen zurück. Ihre Taktik war unverändert, kurz vor den Männern teilten sie sich und nahmen sie von zwei Seiten in die Zange.
    »Aieeeee-yip-yip-yipp!«
    Allmählich fanden sich die Fünfundvierzig, soweit sie noch am Leben und unverletzt waren, mit ihrer ungewohnten Rolle ab und organisierten die Gegenwehr. Sie gingen kniend in Anschlag, um sicherer zielen zu können. Nur, was konnten vereinzelte Gewehrschüsse ausrichten, wenn ringsum unaufhörlich Hunderte Pfeile schwirrten? Ein wahrer Pfeilregen zwang die Männer in Deckung, und jeder Pfeil, der traf, riss einen der Männer zu Boden. In immer kürzeren Abständen signalisierte das Geräusch eines dumpfen Falls, dass es

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