Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Cahill und dessen Bande hinter dem nächtlichen Zwischenfall bei den Higgs. Tad tippte im Stillen eher auf Hazens Sohn Brad und seine Kumpane. In fremde Häuser einzudringen und kleine Jungs zu erschrecken, das würde ihnen ähnlich sehen. Brad war einfach nicht nach seinem Vater geraten. Tad konnte nur hoffen, dass er ihn nicht tatsächlich hier draußen antraf, denn das hätte ihn in eine ziemlich peinliche Situation gebracht.
Er fuhr bis an die Laderampe heran, schaltete den Motor ab und lauschte. Aber bei dem heulenden Sturm konnte er nichts ausmachen. Schrecklich hörte sich das an, wie das Klagelied eines verwundeten Tieres. Und als er das in Dunkel getauchte Gebäude hinter der Rampe in Augenschein nahm, begann erzu ahnen, dass der Auftrag des Sheriffs wohl doch nicht so schnell zu erledigen war, wie es ausgesehen hatte. Warum, verdammt noch mal, hatte die Firma den Wachmann abgeschafft, der nachts seine Runden drehte? Die Firmenbosse machten sich’s einfach, schafften ihren Wachdienst ab und luden die Arbeit auf Kosten der Steuerzahler dem Sheriffsbüro auf!
Na gut, er würde sich kurz umsehen, auf dem Rückweg bei Smit Ludwig nach dem Rechten sehen, und das war’s dann. Tad stemmte die Wagentür auf, aber der Sturm drückte sie mit wütendem Jaulen wieder zu. Tad zog den Hut tief ins Gesicht und versuchte es noch einmal, diesmal mit aller Kraft. Na also, endlich gab die verdammte Tür nach! Schräg gegen den Wind gestemmt, rannte er zu den Ladedocks.
Noch ehe er dort ankam, hörte er ein metallisches Klappern, irgendetwas schwang im Wind hin und her. Er schob den Hut ein Stück zurück, schaltete die Stablampe an und suchte die Backsteinmauer ab. Und als er die Stufen zum Ladedock hochgestiegen war, sah er die offene, in den Angeln hin und her schaukelnde, aufgestemmte Tür.
Scheiße!
Da hatte tatsächlich jemand eine miese Nummer abgezogen! Normalerweise hätte er jetzt Verstärkung angefordert. Aber wo sollte die an einem solchen Abend herkommen? War es besser, die Sache einstweilen auf sich beruhen zu lassen und morgen früh noch mal herzukommen? Aber wenn er sich die finstere Miene vorstellte, mit der Hazen auf diese Eigenmächtigkeit reagieren würde, wusste er, dass er die Idee vergessen konnte.
Himmel noch mal, was hatte er schon zu befürchten? Der Mörder saß in den Kavernen fest, wo er Hazens Team nicht mehr entkommen konnte. Also hatten Kids hier ihr Unwesen getrieben, wie schon so oft. Es gehörte zu den beliebten Späßen, bei Gro-Bain einzubrechen, auch als es noch den nächtlichen Wachdienst gegeben hatte. Meistens waren esjugendliche Rowdys aus Deeper gewesen, die es lustig fanden, zur Abwechslung mal in der Nachbarschaft Krawall zu machen. Allerdings, bisher hatten sie sich für ihren Unfug immer warme Sommerabende oder Halloween ausgesucht, nicht einen lausigen Abend wie diesen. Irgendwie passte das nicht zu ihnen.
Tad preschte im Sturmschritt durch die aufgebrochene Tür, ließ den Lichtstrahl der Taschenlampe kreisen, machte so viel Lärm wie möglich und rief mit strenger Stimme ins Dunkel: »Polizei! Kommen Sie ohne eine verdächtige Bewegung raus!«
Das einzige Echo war das seiner Stimme, die eigenartig verzerrt aus dem Dunkel widerhallte.
Er drang vorsichtig tiefer in das Gebäude ein und schwenkte dabei den Lichtkegel der Stablampe hin und her, immer am Laufband entlang. Es roch penetrant nach Chlor. Sehen konnte er nichts, aber er wusste von früheren Besuchen, dass es Arbeitsbereiche gab, die über Stahltreppen und Plattformen bis dicht unter die Decke reichten. Er hatte sich sogar einige der makabren Namen gemerkt, die die Arbeiter den einzelnen Bereichen gegeben hatten: die Blutspende, die Dampfkammer und die Rupfstation. Wäre er das erste Mal hier gewesen, hätte er kaum eine Chance gehabt, sich in dem undurchdringlichen Dunkel zurechtzufinden.
Er richtete den Lichtstrahl auf einen an allen vier Wänden gefliesten Raum. Aha, die so genannte Betäubungsanlage! Die Tür stand weit offen.
»Polizei!«, rief er noch einmal ins Dunkel. Von draußen antwortete der Wind mit höhnischem Geheul. Tad fasste die Stablampe mit der linken Hand, ließ mit der rechten den Verschluss des Holsters aufschnappen und zog die Dienstwaffe. Nicht dass er die Absicht gehabt hätte, Gebrauch von ihr zu machen, dazu gab es keinen Anlass. Aber zu spüren, wie sich der stählerne Pistolengriff in seinen Handteller schmiegte, übte irgendwie eine beruhigende Wirkung aus.
Er drehte sich
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