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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gefassten Fensterflügel. Die Sterne waren von Wolken verborgen, die Nacht lag in rabenschwarzes Dunkel gehüllt. Sie war, wie er zufrieden feststellte, für sein Vorhaben wie geschaffen. Schon neulich – und wenn er’s recht bedachte: schon in all den Jahren – war es ihm genauso ergangen. Andererseits, er hätte weiß Gott was dafür gegeben, die eine oder andere Nacht ungeschehen zu machen, vor allem die letzte. Allein bei dem Gedanken an sie überlief ihn kaltes Schaudern. Aber vielleicht lag das auch nur an seinen Erinnerungen – oder an dem kalten Windhauch oder dem Rascheln in den alten Bäumen bei der pineta hinter der Mauer.
    Er harrte noch eine Weile am Fenster aus, um seine innere Unruhe abklingen zu lassen. Wenn er den Blick ein wenig tiefer lenkte, konnte er im Dunkel die verschwommen schimmernden Konturen der Marmorstatuen ausmachen. Es dauert nicht lange, redete er sich beruhigend ein, es wird schnell vorbei sein, und dann bist du frei! Er durfte nicht die Nerven verlieren, gerade jetzt nicht. Er musste einfach alles vergessen, und sei’s auch nur für eine Nacht: vergessen und verdrängen, was ihm einst beigebracht und vorgebetet worden war. Morgen früh konnte er sich dann einreden, alles sei nur ein böser Traum gewesen.
    Er versuchte angestrengt, an etwas anderes zu denken, richtete den Blick auf die breit ausladenden, im Nachtwind schwankenden Pinien, von dort auf die Umrisse der Zypressen auf den Hügeln und schließlich auf den Dom und den daneben liegenden, hell erleuchteten Geschlechterturm der Familie Giotto – einer der Türme, von denen es in Florenz hieß, nur wer im Schatten des Doms residierte, dürfe sich einen echten Florentiner nennen. Bullard rief sich in Erinnerung, dass es derselbe Blick war, den schon Machiavelli vor fünf Jahrhunderten von seiner Villa aus gehabt hatte, als er hier oben an den letzten Feinheiten seines Werkes Der Fürst gefeilt hatte. Bullard war zwanzig gewesen, als er das Buch verschlungen hatte, und noch viele Jahre später so von Machiavellis Werk beeindruckt gewesen, dass er die leer stehende Villa erworben und zu seinem Florentiner Wohnsitz gemacht hatte.
    Manchmal fragte er sich, wie der große Freimaurer auf diese späte Enteignung reagiert hätte. Machiavelli war zweifellos, genau wie er, von Ängsten und Resignation geplagt worden. Er hätte sich, vor die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten gestellt, genauso entschieden wie Bullard. Wenn die eine Möglichkeit nicht realisierbar und die andere unerträglich war, kam keine andere Entscheidung als die für das vermeintlich Unerträgliche in Frage.
    Er wandte sich vom Fenster ab und warf einen Blick auf die in Dämmerlicht getauchte Wanduhr. Zehn Minuten nach fünf. Es wurde Zeit, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Er ging zum Tisch, zündete die Kerzen auf dem antiken Kerzenständer an und rückte das Licht so zurecht, dass es genau auf eine bestimmte Seite des vergilbten Pergaments fiel. Sodann griff er nach dem bereitliegenden Arthamemesser und zog damit einen Kreis auf dem Terrakotta-Boden. Er arbeitete sorgfältig und langsam und achtete darauf, dass der Kreis penibel geschlossen war. Alsdann malte er mit einem Stück Knochenkohle griechische und aramäische Buchstaben auf den äußeren Rand des Kreises. Als Nächstes zeichnete er zwei Pentagramme um das Ganze. Schließlich malte er einen zweiten, kleineren Kreis in die Nähe, der jedoch offen blieb. Weil er bei seinem Tun keinen Augenzeugen und erst recht keine Störungen brauchen konnte, hatte er alle Bediensteten und sogar sein Sicherheitspersonal für diese Nacht aus dem Haus geschickt. Wenn man tat, was er zu tun gedachte, durfte es keine Unterbrechungen geben und schon gar keine Zeugen. Das Risiko war einfach zu groß. Er setzte nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel. Er hielt inne, um sein Werk zu überprüfen. Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Dann war es vorbei und er konnte von vorne anfangen. Gut, er würde sich noch um ein paar Kleinigkeiten kümmern müssen. Um das Verschwinden von Pendergast und D’Agosta, zum Beispiel, oder die Sache mit den Chinesen in Paterson. Aber es wäre eine ungeheure Erleichterung, wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. Diese Probleme waren zwar ein bisschen kompliziert, aber sie gehörten in die reale Welt und er würde mit ihnen umzugehen wissen. Sie waren Peanuts im Vergleich zu dem hier.
    Bullard griff nach dem Kästchen, das vor ihm auf dem Tisch stand, fuhr mit liebevoll streichelnden

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