Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
der bis zu drei Zentner auf die Waage bringt, kommt an diesen Hunden vorbei. Sobald jemand versucht, ihren Ring zu durchbrechen, stürzen die Hunde sich auf ihn und …«
Er brach mitten im Satz ab und sah D’Agosta an. In seinen Augen lag ein seltsames Funkeln.
»Das ist die Lösung, Vincent! Es gibt einen Ausweg. Hören Sie mir genau zu. Ich werde den kürzesten Weg nach unten einschlagen. Sobald ich auf den Sperrriegel der Hunde stoße, wird ihr Lärm die anderen Hunde anlocken. Inzwischen laufen Sie, so schnell Sie können, ein paar hundert Meter quer zu den Hunden in diese Richtung. Dann steigen Sie langsam bergab. Langsam, das ist der springende Punkt, Vincent! Wenn die Hunde mich gestellt haben, werden sie Laut geben. Die Meute wird sich sammeln, die Linie zerbrechen. Dann haben Sie freie Bahn. Aber warten Sie unbedingt, bis sich das Bellen verändert. Es ist unverwechselbar. Wenn Sie es geschafft haben, begeben Sie sich direkt zur Straße nach Greve.«
»Und Sie?«
Pendergast hielt seine Waffe hoch.
»Mit drei Schuss? Damit schaffen Sie das nie.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Aber wo wollen wir uns treffen? An der Straße?«
Pendergast schüttelte den Kopf. »Warten Sie nicht auf mich. Suchen Sie den Colonnello auf und kommen Sie mit einem Einsatzkommando der Carabinieri zurück. Aber das Kommando muss erstklassig bewaffnet sein. Nehmen Sie die Mikrowellenwaffe mit, die brauchen Sie, um ihn zu überzeugen.«
»Aber …« D’Agosta brach mitten im Satz ab. Erst jetzt wurden ihm die Konsequenzen von Pendergasts Plan vollends klar.
»Zum Teufel mit Ihrem Plan«, protestierte er. »Wir bleiben zusammen!«
Das Bellen rückte näher.
»Nur einer von uns kann durchkommen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Also los, gehen Sie schon!«
»Ich gehe nicht allein, auf keinen Fall. Ich überlasse Sie nicht einfach den Hunden!«
»Verdammt, Vincent! Sie müssen!« Pendergast kehrte ihm ohne ein weiteres Wort den Rücken zu und begann mit dem Abstieg in die Ebene.
»Nein!«, rief ihm D’Agosta nach. »Tun Sie’s nicht!«
Aber es war zu spät.
Er war wie gelähmt. Unter sich sah er die schlanke, schwarz gekleidete Gestalt Pendergasts mit der Pistole in der Hand wie eine Katze den Hügel hinunterklettern, bis die Baumwipfel ihm die Sicht nahmen. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste dem Plan folgen. Wie ein willenloser Roboter kletterte er den Hügel entlang, bis er etwa zweihundertfünfzig Meter zurückgelegt hatte.
Dann blieb er stehen. Wie aus dem Nichts war plötzlich vor ihm im wuchernden Wildwuchs kurz vor einem Felsen ein Mann aufgetaucht. Er stand reglos da und schaute D’Agosta unverwandt an. Das war’s, dachte D’Agosta.
Sein erster Impuls war, nach der Mikrowellenwaffe zu greifen, aber er besann sich eines Besseren. Der Mann war unbewaffnet, zumindest hatte er keine Waffe gezückt. Dieses Problem ließ sich am besten mit bloßen Fäusten regeln. Er gab sich einen Ruck und ging auf die schweigsame Gestalt zu. Doch dann zögerte er. Der Mann war nicht wie einer von Foscos Bauern gekleidet. Er war sehr groß und schlank, bestimmt zehn Zentimeter größer als Pendergast, und trug einen frisch gestutzten Bart. Irgendetwas irritierte D’Agosta an seinen Augen. Dann fiel es ihm auf: sie waren verschiedenfarbig, das linke haselnussbraun, das rechte tiefblau. Vielleicht ist er einer von hier, dachte D’Agosta, ein Wilderer oder so was.
Plötzlich wurde er sich der Hunde wieder bewusst. Sie bellten immer noch, und ihr Gebell hörte sich genauso an wie vorher. Er durfte keine Zeit mehr vergeuden, der Mann hatte sich – offenbar desinteressiert – abgewandt. D’Agosta stieg langsam weiter ab, jeden Augenblick darauf gefasst, dass sich das Gebell der Hunde veränderte. Einmal drehte er sich kurz um und sah, dass der Fremde immer noch reglos dastand, den Blick aber unverwandt nach unten gerichtet hatte, als warte er auf etwas Wichtiges.
D’Agosta drehte dem Mann den Rücken zu und schritt langsam und vorsichtig weiter durch den Wald nach unten. Vergiss den Kerl! Wichtig war jetzt nur, wie es Pendergast ging. Er musste der Meute entkommen, er musste einfach … Und dann hörte er plötzlich rechts von sich und ein Stück tiefer das aufgeregte Kläffen eines einzelnen Hundes. Es klang viel höher und dringlicher als zuvor. D’Agosta blieb stehen und horchte angestrengt. Ein anderer Hund fiel in das hysterische Gekläffe ein, dann ein dritter. Die Wut der Tiere konzentrierte
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