Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
überwucherte Lichtung. Pendergast blieb stehen, um sich den vor ihnen liegenden Steilhang genauer anzusehen.
D’Agosta hatte das Gefühl, sein Herz müsse jeden Moment zerplatzen. Die Mikrowellenwaffe, die er mit sich schleppte, war ohnehin nur unnützer Ballast geworden. Als er sich keuchend und um Atem ringend umdrehte, erhaschte er einen kurzen Blick auf das Rudel bellender, geifernder Hunde und hörte, wie die Hundeführer die Meute anfeuerten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie gestellt waren. Pendergast blickte starr nach oben. Dann wandte er sich an D’Agosta.
»Dort oben blitzt etwas.«
»Männer?«
Pendergast nickte. »Haben Sie mal an einer Wildschweinhatz teilgenommen?«
»Nein.«
»Nun, sie machen gerade genau dasselbe mit uns. Sie jagen uns wie Wildschweine. Dort oben, wo das Tal sich verengt, warten die Jäger. Ein Dutzend, vielleicht auch mehr. Ihr Zielfeld wird den ganzen oberen Bereich des Felsens abdecken.«
Er nickte. »So macht man das gewöhnlich bei einer Hatz. Die Hunde spüren die Wildschweine auf und treiben sie durch ein enges Tal einen Hügel hinauf. Dort brechen die Tiere dann aus dem Unterholz und werden von den Jägern niedergeschossen.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir verhalten uns anders als die Wildschweine. Statt vor den Hunden wegzulaufen, weichen wir seitwärts aus.«
Pendergast winkte D’Agosta, ihm zu folgen, und rannte, den Steigungen und Senken folgend, am Abhang entlang. Das Bellen der Hunde war näher gekommen, das Echo brach sich an den höher gelegenen Felsen, sodass man meinen konnte, von allen Seiten umzingelt zu sein.
Die Steilflanke des Bergmassivs lag vielleicht drei-, vierhundert Meter vor ihnen. Wenn es ihnen gelang, dort anzukommen, setzte D’Agosta seine Hoffnung darauf, an den Hunden vorbeizurennen und dann einen Weg nach unten zu suchen. Aber der Wald stieg immer steiler an und wurde immer dichter, sodass sie nur noch langsam vorankamen. Und dann, ganz plötzlich, standen sie am Hang einer kleinen, aber sehr steilen Schlucht, auf deren Grund ein mit scharfem Geröll gespickter Bach plätscherte. Auf der anderen Seite, gerade mal dreißig Meter entfernt, ragte eine Felsnadel aus kupferrotem, von nassem Moos überwuchertem Gestein auf. Ein unüberwindliches Hindernis.
Pendergast starrte auf die andere Seite. Die Hunde schienen jetzt ganz nahe zu sein. D’Agosta hörte Äste knacken und die Hundeführer fluchen, als das Rudel geifernd durchs Unterholz brach.
»Die Schlucht können wir nicht überqueren«, stellte Pendergast fest. »Also bleibt uns nur eine Möglichkeit: Wir müssen weiter nach oben steigen und versuchen, unbemerkt durch die Reihen der Jäger zu schlüpfen.«
Er holte die Pistole hervor, die er dem toten Bauernburschen abgenommen hatte, und prüfte das Magazin. »Drei Schuss bleiben uns noch. Gehen wir.«
Sie setzten die Klettertortur fort. D’Agosta hatte das Gefühl, zu keinem Schritt mehr fähig zu sein, aber sein Überlebenswille und das Angst einflößende Kläffen der Meute trieben ihn weiter.
Nach wenigen Minuten wurde der Wald lichter und heller. Sie kauerten sich auf den Boden und krochen auf allen vieren langsam weiter. Der Wald oberhalb von ihnen führte geradewegs auf wucherndes Gras und struppiges Gehölz zu. D’Agosta verzog das Gesicht. Wie sollten sie in so einem Gebiet unbemerkt bleiben? Dazu kam, dass das Gelände gut und gern ein, zwei Kilometer weit anstieg und dann in kahlen Stein überging. Sie boten sich den Verfolgern geradezu als Zielscheibe an.
Pendergast nahm sich trotz der immer näher kommenden Hund eine Minute Zeit, ihre Chancen abzuschätzen. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das bringt nichts, Vincent. Es wäre Selbstmord weiterzugehen. Da oben lauern uns zu viele Männer auf, denen die Wildschweinjagd seit frühester Jugend vertraut ist. Dort können wir nie und nimmer durchbrechen.«
»Sind Sie sicher? Ich meine, woher wollen Sie wissen, dass sie uns dort oben auflauern?«
Pendergast nickte und sah hoch. »Ich kann von hier aus mindestens ein Dutzend von ihnen sehen. Weiß der Himmel, wie viele noch hinter den Felsen versteckt auf uns warten.« Er dachte nach, und als er fortfuhr, sprudelte es wie bei einem Selbstgespräch aus ihm heraus: »Der Ring hat sich auf beiden Seiten und oberhalb von uns geschlossen. Absteigen können wir auch nicht, wir schaffen es nie, die Kette der lauernden Hunde zu durchbrechen.«
»Wissen Sie das genau?«
»Nicht mal ein ausgewachsener Keiler,
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