Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
verschlafene Nest näher anzusehen, dessen beste Jahre mindestens ein Jahrhundert zurücklagen.
»Zielobjekt verlässt die McLean und biegt nach links auf den Broadway ab«, meldete das Leitfahrzeug. D’Agosta schaltete die Sirene ein, preschte zwei Mal über eine rote Ampel und jagte die Straße hinunter. Als er auf den Broadway einbog, schaltete er Sirene und Blaulicht ab. Sie waren jetzt nah dran, sehr nah.
Zu seiner Verblüffung verlangte Pendergast: »Vincent, biegen Sie bitte zu der Mall da drüben ab, wir müssen mal kurz anhalten.«
»Da verlieren wir aber wertvolle Zeit«, protestierte der Sergeant.
»Tun Sie mir den Gefallen«, beharrte Pendergast. D’Agosta zuckte die Achseln. Das Ganze lief als FBI-Operation, dafür hatte Hayward gesorgt, und Pendergast war verantwortlich für ihre Durchführung. Das Leitfahrzeug war ebenfalls FBI und er selbst von Southampton, wodurch sich niemand auf den Schlips getreten fühlte. Rivalitäten zwischen der Polizei von New Jersey und der von New York waren auf ein Minimum begrenzt. Zu einem angemessenen Zeitpunkt, nämlich dann, wenn die Sache gelaufen war, würde Pendergast die örtliche Polizeidienststelle informieren. Die so genannte Mall bestand nur aus einer Ansammlung kleiner Läden, deren winzige Schaufenster vor Schmutz starrten. Was um alles in der Welt hatte Pendergast vor?
»Dorthin, bitte«, sagte Pendergast. »Ganz nach hinten.«
D’Agosta fuhr zum letzten Laden in der Reihe. Noch bevor der Wagen zum Stehen gekommen war, sprang Pendergast hinaus.
D’Agosta trommelte ungeduldig aufs Lenkrad. »Zielobjekt biegt in den East Side Park ein«, gab das Leitfahrzeug durch.
»Dort findet gerade irgendein Volksfest statt. Modellraketen oder etwas in der Art.«
Fast im selben Moment hörte D’Agosta lautes Schimpfen und sah, wie Pendergast, von der wütenden Besitzerin verfolgt, mit einem Bündel schäbiger Lumpen und zwei Paar ausgelatschten Schuhen aus dem Laden gerannt kam.
»Hilfe! Polizei!«, kreischte die Frau hinter ihm her. »Schämen sollten Sie sich, Sie unverschämter Kerl. Einfach die Heilsarmee beklauen! Arschloch!«
»Sehr verbunden, Ma’am«, sagte Pendergast, warf der tobenden Frau einen Hundert-Dollar-Schein zu, riss die hintere Wagentür auf und stieg ein. Als D’Agosta lospreschte, stieg ihm Zigarettenqualm und ein widerlich saurer Geruch in die Nase.
»Eben kam durch, dass die Kerle Richtung East Side Park fahren«, informierte er Pendergast.
»Sehr gut! Wären Sie bitte so freundlich, einmal um den Park herumzufahren, damit wir uns von Süden annähern können? Ich brauche noch ein paar Augenblicke für meine Vorbereitungen.«
D’Agosta konnte nichts mehr erschüttern. Er tat, was der Agent sagte, obwohl ihm der Sinn nicht klar war. Nach einigen Minuten warf er einen Blick in den Rückspiegel und wäre angesichts des fremden Gesichts, das ihm entgegenschaute, um ein Haar hart in die Bremse gestiegen. Pendergast beherrschte die Kunst der Verwandlung wirklich vortrefflich. Er schüttelte fassungslos den Kopf, murmelte irgendetwas in sich hinein, bog noch einmal links ab und fuhr an der Christoph-Columbus-Statue vorbei in den Park ein.
Der East Side Park war im Grunde nur ein von Gras überwucherter kleiner Hügel, auf dem stellenweise Schatten spendende Bäume aufragten. Ein Fahrweg schlängelte sich an seinem Rand entlang. In der Mitte des Parks stand ein Brunnen mit einem schmiedeeisernen Zaun drum herum. Dort waren einige Autos geparkt, darunter auch ihr eigenes Leitfahrzeug, was die ohnehin bereits schmale Straße fast unpassierbar machte. D’Agosta lenkte den Wagen dorthin. Etwas weiter vorne, auf der Wiese zwischen den Tennisplätzen und einem Baseballplatz, konnte er den Van erkennen. Dort machten sich einige Kids, zum Teil von ihren Eltern begleitet, einen Mordsspaß daraus, Modellraketen abzufeuern. Ein Mann mit einer Fernsehkamera filmte das Spektakel.
»Ein ausgezeichnet gewählter Ort«, sagte Pendergast, während sie langsam an der kleinen Gruppe vorbeifuhren. »Sie treffen sich mitten im Park. Hier müssen die Männer nicht damit rechnen, dass ihnen jemand auflauert, und bei dem Geschrei der Kids und dem Lärm, den die Raketen machen, dürfte eine elektronische Überwachung auf weite Distanz unmöglich sein. Der Mann mit der Fernsehkamera ist ihr Ausguck, er kann mit seinem Teleobjektiv jede drohende Gefahr frühzeitig ausmachen. Bullard hat seine Leute raffiniert postiert. Ah, da kommen ja die Chinesen! Fahren
Weitere Kostenlose Bücher